Women in Jazz Festival 2009
Die Magie des Weiblichen im Jazz
Um die „Magie des Weiblichen im Jazz“ einzufangen, haben die beiden Veranstalter Ulf Herden (Cultour-Büro Halle) und Janis Kapetsis (Agentur Kappa GmbH) vom 4. bis 8. Februar 2009 zum einen internationale, etablierte Jazzmusikerinnen eingeladen und einen weiteren Focus auf die heimische, junge Jazzgarde gesetzt. Ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Ausstellungen, einem Jazzclub, Jazzfilmnächten und thematischen Präsentationen sorgt für noch mehr Abwechslung, sodass sich stetig gestiegenes Interesse und Besucherandrang der letzten Jahre wohl auch in diesem Jahr fortsetzen werden.
Mit dem Konzept des Festivals, den spezifisch weiblichen Beitrag zur Entwicklung der Jazzmusik zu featuren, tragen die Veranstalter der Tatsache Rechnung, dass die Jazzszene nach der Jahrtausendwende maßgeblich und stark wie noch nie zuvor von weiblichen Künstlerinnen geprägt wurde, vor allem im Vokaljazzbereich, aber zunehmend auch von Instrumentalistinnen.
Eine dieser herausragenden Persönlichkeiten wurde als Stargast des Festivals eingeladen: die niederländische Saxofonistin und Sängerin Candy Dulfer. Noch nicht vierzig Jahre alt, ist sie bereits seit über 20 Jahren auf den Bühnen der Welt unterwegs und hat mit Prince, Dave Stewart, Beyoncé, Pink Floyd und Aretha Franklin zusammengearbeitet.
Die Pianistin Makiko Hirabayashi (Japan) vereint Brasilianische Musik, Salsa, Nordic Folk und Jazz und spielt u.a. in ihrem eigenen Trio mit der Drummerin Marylin Mazur.
Die Musikerin Lygia Campos aus Brasilien hat ihren ganz eigenen Stil aus percussiv gespieltem Klavier und Scatgesang entwickelt und mischt Tango mit Samba, Bossa Nova, Fado und Jazz.
Aus den USA kommen gleich zwei Jazzsängerinnen: Die gebürtige Texanerin Twana Rhodes präsentiert Kompositionen, die Jazz und Pop mit einer Spur Texas-Blues-Rock würzen. Jacqui Naylor’s Markenzeichen ist das „Acoustic Smashing“: sie singt Pop- und Rocktexte über Jazzstandard-Melodien und umgekehrt und fabriziert damit geniale Verkupplungen eigentlich gegensätzlich scheinender Stile.
Als Newcomerin schließlich wurde die dänische Sängerin Caecilie Norby verpflichtet. Von skandinavischen Medien wurde sie als Queen of Jazz gefeiert und als erste Dänin beim legendären Blue Note-Label unter Vertrag genommen.
Neben den internationalen Stars präsentieren die Veranstalter eine Riege deutscher Top-Jazzmusikerinnen, die mit Ur- oder Erstaufführungen das Festival veredeln werden. Die Sängerin Constanze Friend und der Gitarrist Thomas Fellow, zusammen das beeindruckend symbiotische Duo „Friend’n Fellow“, stellen auf dem Festival ihre neuste Produktion vor.
Die Jazzsängerin Uschi Brüning, die in den 70er und 80er Jahren die ostdeutsche Jazzszene prägte, wird in einer Erstaufführung mit einer eigens dafür gegründeten Band erstmals ein deutschsprachiges Jazzprogramm, die „German Jazz Songs“ vorstellen.
Das BuJazzO (Bundesjugendjazzorchester), das besonders talentierte junge MusikerInnen fördert, präsentiert in einer Uraufführung gemeinsam mit der Pianistin Julia Hülsmann und der Saxofonistin Maike Goosmann die Kompositionen der beiden Gastmusikerinnen, die sie mit dem Dirigenten Steffen Schorn für die Bigband arrangiert haben, sowie Kompositionen ihrer Kollegin Efrat Alony. Die in Berlin lebende Pianistin Julia Hülsmann erhielt bereits 2003 den German Jazz Award. Sie gilt als ausgezeichnete Komponistin. Meike Goosmann brilliert am Sopransaxofon und an der Bassklarinette. Ihr 2007 erschienenes Debütalbum „Portraits“ machte Sie in der deutschen Jazzszene bekannt. Beide Musikerinnen spielen seit Jahren in der einzigen Frauen-Big-Band Europas „United Women’s Orchestra (zu Gast beim WIJ 2007).
Die Aufführung des BuJazzO steht für einen weiteren Focus des Festivals: das Engagement für den aufstrebenden weiblichen „Young German Jazz“. Denn der Anteil der professionellen, vor allem instrumentalen Jazzmusikerinnen ist nach wie vor gering, obwohl das Geschlechterverhältnis in den Schülerorchestern und –bigbands noch ausgewogen ist. Ein weiteres Projekt, „Colours of Jazz“, wird von Gesangssolistinnen der Musikschule „allégro“ realisiert; sie haben zur Malerei des „Jazz“-Malers Jürgen Born ein Programm aus Jazz-Standards von Fitzgerald, Holiday, Wilson, Simone & Co. erarbeitet.
Das Festival Women in Jazz wird im übrigen wissenschaftlich begleitet: Diane Redner hat eine Interviewreihe mit internationalen Jazzmusikerinnen geführt und daraus die wissenschaftliche Arbeit „Lebenswege von Jazzmusikerinnen und deren künstlerische Akzeptanz am Beispiel des Festivals „Women in Jazz“ (HS Merseburg 2008) geschrieben. Die Interviewreihe wird auch in diesem Jahr fortgesetzt. Außerdem gibt es wieder die Arbeiten der „Festivalfotografen“ zu sehen.
Alles in allem: ein Muss für Jazzfans und solche, die über den Tellerrand gucken wollen.
Copyright: Redaktion MELODIVA
Autorin: Mane Stelzer
15.01.2009