„Women in Jazz“ 2010 in Halle
Das Internationale Jazzfestival feiert sein 5jähriges Jubiläum
Kluge Zungen sagen, dass sich dadurch nicht nur eine Öffnung des Genres ergeben hat; auch die Arbeitsweise der Musiker, die Präsentation auf der Bühne, die Ausrichtung des Arrangements usw. soll sich verändert haben, weg vom solistischen Kampf Mann gegen Mann hin zu einem mehr songorientierten Jazz – was der Entwicklung der Musik zu gute kommt, auch wenn einige JazzpuristInnen das Verlassen der Jazz-Nische und die größere kommerzielle Beachtung bedauern.
„Women in Jazz“ hat sich seit 5 Jahren als Motor dieser Entwicklung bewährt. Es ist das einzige zeitgenössische europäische Musikfestival, bei dem hochkarätige internationale Jazzkünstlerinnen im Mittelpunkt stehen. Die Liste der Musikerinnen, die auf dem Festival
seit seinem Beginn im Jahr 2006 gespielt haben, liest sich wie ein „Who is Who“ des Jazz: Victoria Tolstoy, Candy Dulfer, Aziza Mustapha Zadeh, Marilyn Mazur, Rigmor Gustafsson, Lynne Arriale, Sarah Morrow, Saskia Laroo, Silje Nergaard, UWO, Dotschy Reinhardt, Rebekka Bakken, Susan Weinert, Kristin Asbjornsen, Barbara Dennerlein, Caecilie Norby, u.v.a.
Ein Themenschwerpunkt des diesjährigen Festivals ist Musik aus dem Ursprungsland des Jazz, den USA. Die Altsaxophonistin Grace Kelly wird das Festival am 11. Februar eröffnen. Obwohl erst 17 Jahre alt, hat sie bereits fünf Alben aufgenommen und tritt auf der ganzen Welt mit namhaften KünstlerInnen auf. An ihrer Seite steht an diesem Abend die kanadische Trompeten- und Flügelhornspielerin Ingrid Jensen, die Grace Kelly extra für das Konzert in Halle in ihre Band geholt hat. Gleichfalls aus den USA kommt am 12. Februar die Big-Band Diva Jazz Orchestra aus New York City in die Oper nach Halle, ein Ensemble, das 1993 von der Schlagzeugerin Sherrie Maricle gegründet wurde und sich seitdem zu einer der aufregendsten und profiliertesten Jazzensemble der internationalen Musikszene entwickelt hat. Die Gruppe „von fünfzehn versierten Musikerinnen, die nur zufällig alle Frauen sind“, wurde 2006 von der Jazz-Bibel Downbeat als eine der besten Bigbands weltweit ausgezeichnet.
Das Festival bietet jedoch nicht nur wunderschöne Konzerte, es sieht sich selbst auch als ein Treffpunkt für Musikerinnen, die gemeinsam musizieren, um neue musikalische Erfahrungen auszuloten und neue Projekte entstehen zu lassen. Für „Women in Jazz“ haben sich eigens zwei Formationen zusammengefunden, die am 13. Februar ihre einmaligen Fusionen vorstellen werden: „Three Ladies“ besteht aus der holländischen Jazztrompeterin Saskia Laroo, der saarländischen Saxofonistin Nicole Jo und der Berliner Sängerin Pascal von Wroblewsky. Vom traditionellen Jazz kommend, feiert das attraktive Energiebündel Laroo in Europa und den USA große Erfolge, wurde gar zur „Lady Miles of Europe“ gekürt. Mit ihrem Hip-Hop-Jazz-Programm und ihrer funkigen Band bringt die Trompeterin jeden Konzertsaal zum Kochen. Dass sich ihre Band mit der Funk Saxofonistin Nicole Jo und der wohl bekanntesten Jazzstimme Deutschlands verbindet, lässt Spannung aufkommen. Pascal von Wroblewsky wird ihre große künstlerische Reife, aber auch ihre unkomplizierte Art mit Menschen und Musik umzugehen, die sie aus der Zusammenarbeit mit einer Vielzahl vom MusikerInnen in unterschiedlichen musikalischen Projekten auf den Bühnen in Europa, Afrika und Mittelamerika erworben hat, in dieses Konzert einbringen. Ihre einzigartige Stimme ist geprägt von einem außerordentlich großen Tonumfang, großer Geschmeidigkeit und Gestaltungskraft.
Nach dem Trio „WitchCraft“ kommt
dieses Jahr zum zweiten Mal eine „all-female-jazz-band“ aus Deutschland zum Festival. In der zweiten, eigens für das Festival gegründeten Formation trifft am 13.2. die deutsche Jazzband Pitch The Fork um die charismatische Sängerin April King auf die britische Gitarristin Deirdre Cartwright, die sich dem Fusion-Jazz verschrieben hat und es als Autodidaktin zu “one of Britain’s premier jazz guitarists” gebracht hat. Moderner Jazz, Jazzstandards, Eigenkompositionen aber auch Adaptionen aus dem Popbereich bilden das abwechslungsreiche Programm der 6köpfigen Band, vom Sting-Titel „Bourbon Street“ über „Big City“ von Shirley Horn und „Caravan“ von Duke Ellington.
Natürlich ist auch der Vocaljazz präsent. Solveig Slettahjell, die am 11. Februar zu erleben sein wird, hat mit ihrer ganz speziellen Art, durch Dehnung der Melodien völlig verborgene Untertöne heraus zu kitzeln, ein eigenes Markenzeichen entwickelt. Mit dieser oft mit „Slow Motion“ verglichenen Musizierweise erhielt die Künstlerin im Jahr 2001 den norwegischen Grammy, dem Spellemannsprisen.
Die Berliner Jazzsängerin Lisa Bassenge wird am 12. Februar ihre eigenwilligen Neuinterpretationen zum Besten geben. Ein Kritiker schrieb einmal: „Diese Sängerin: mit untergründiger Schärfe und einem dunklen, bauchigen Knurren nähert sie sich ein paar Schritte dem Rhythm & Blues der Neville Brothers, verpflanzt den harten Rock von AC/DC in einen JukeJoint der Südstaaten und surft ohne Zögern auf den Schaumkronen des Sugababes-Covers „Overload“.“
Zum Finale des Festivals am 14. Februar (bereits um 16.00 Uhr) laden die norwegische Songwriterin Torun Eriksen und der Jazzchor Freiburg in die Konzerthalle Ulrichskirche ein. Torun Eriksen ist eine Geschichtenerzählerin, die mit samtschwarzer Stimme mit viel Soul von den großen Gefühlen singt. Als „Stimme des Jahres“ gefeiert, tourt sie seit 2004 durch ganz Europa und war bei zahlreichen großen Musikfestivals zu Gast.
Mit dem Jazzchor Freiburg arbeitet die Künstlerin seit 2007 zusammen. Nach einer erfolgreichen gemeinsamen Tournee durch Japan und Südkorea ist das Projekt jetzt in Deutschland unterwegs. Zu hören sind sowohl Stücke der Songwriterin in Arrangements, die speziell für den Jazzchor Freiburg geschrieben wurden, als auch Stücke des Chors, die von Torun Eriksen interpretiert werden.
Das Festival wird am 9. Februar mit einer jAHAzzlounge in der Oper Halle eröffnet. Hier gibt es Jazz zum Kommunizieren, Hören, Sehen und Tanzen. Das Highlight bildet sicherlich die Performance der Schweizer Künstlerin Ania Losinger mit ihrem Programm XALA. 14 Jahre hat sie intensiv Flamenco getanzt, als Kind schon Klavier gespielt und später Rhythmik studiert. Sie wollte schon immer Tanz und Musik verbinden und liess sich schließlich ein 400kg schweres Bodenxylophon – das „Xala“ – von Klangtüftler Hamper von Niederhäusen, bauen. Auf den 24 Klangstäben tanzt sie nicht nur, sondern bearbeitet diese auch mit zwei Stöcken. Wenn sie ihre ungeheuer komplexen, mehrfach verschachtelten und immer wieder kippenden Rhythmusmuster auf ihr Xala zaubert, bleibt nur ungläubiges Staunen. Die Jazzband Moontime Artist, sowie laut Pressetext „ein erstes Frauenjazzprojekt“ und die Fotografien von Uwe Jacobshagen ergänzen das Programm.
Zum Rahmenprogramm gehört wie jedes Jahr der sog. City Jazz. Am 13. Februar jazzt es den ganzen Tag in Halle City in Kaufhäusern, Kneipen, Cafés, natürlich auch in der Jazzstraßenbahn und an weiteren Orten, wenn eine Vielzahl von Bands in der Zeit von 11.00 bis 19.00 Uhr in unterschiedlichen Lokalitäten aufspielen. Ein Jazzgewinnspiel wird die Jazzfans von einem „Jazzereignisort zum Anderen“ wandern lassen und verspricht gleichzeitig bei der Tombola verschiedenartige Gewinnchancen. Start ist um 11.00 Uhr auf dem „Alten Markt“ – das Finale ab 17.00 Uhr zu „JazzbyWöhrl“.
Erstmalig gibt es dieses Jahr einen festivalbegleitenden Jazzworkshop für Mädchen und junge Frauen mit der Jazzpianistin Julia Hülsmann. Um dem Trend entgegenzuwirken, dass im Jazz die Mädchen und Frauen immer noch unterrepräsentiert sind, und um motivierten jungen Musikerinnen eine gezielte Fortbildung anzubieten, veranstaltet der Deutsche Musikrat im Verbund mit dem Festival und mit Unterstützung durch das Bundesministerium für Familie den Workshop „Women In Jazz“. Der Workshop, der junge Musikerinnen auf ein Jazzstudium oder die Mitwirkung in Jazz-Projekten vorbereiten soll, findet während der Festivalwoche statt und endet im Opernhaus mit einem Abschlusskonzert aller Teilnehmerinnen.
Der Teilnahmebeitrag beläuft sich auf 150 Euro. Die Reisekosten werden erstattet; Unterkunft und Verpflegung werden unentgeltlich gestellt. Die Teilnehmerinnenzahl ist begrenzt, die Künstlerische Leitung und der Deutsche Musikrat behalten sich eine Auswahl vor. Der Workshop soll jährlich angeboten werden. Das Höchstalter liegt bei 21 Jahren.
Bewerbungen bitte per E-Mail, per Post oder per Fax an: Deutscher Musikrat gGmbH, „Women In Jazz“, Weberstr. 59, 53113 Bonn, Telefon 0228 – 2091 – 120, Fax 0228 – 2091 – 220, E-Mail: ed.ta1732595653rkisu1732595653m@zza1732595653j1732595653
Die Termine im Überblick:
09.02. Eröffnung mit XALA
11.02. Grace Kelly & Band / Solveig Slettahjell & Band
12.02. Diva Jazz Orchestra / Lisa Bassenge & Band
13.02. Saskia Laroo, Nicole Jo & Pascal von Wroblewsky / Pitch The Fork feat. Deirdre Cartwright
14.02. Torun Eriksen & Jazzchor Freiburg
Festival-Tickets: www.womeninjazz.de und über alle CTS ServiceCenter.
Veranstalter: Festival „Women in Jazz“, Ulf Herden & Janis Kapetsis GbR, Karl Liebknechtstr. 21, 06114 Halle
Tel.: 0345-2024846 / 0171 –3724045, e-mail: ed.zz1732595653ajnin1732595653emow@1732595653ofni1732595653
Copyright: Redaktion MELODIVA
Autorin: Mane Stelzer
12.01.2010