Winterjazz Köln 04.01.2013

15 Kölner Jazzbands auf 5 Bühnen in 1 Nacht

Nach dem sensationellen Erfolg der Festivalpremiere Anfang 2012 fin­det auch im nächsten Jahr das Winterjazz Köln Festival statt; am 04. Januar 2013 kann das Publikum ab 18.30 Uhr 15 Jazzbands aus Köln in einer Nacht erleben. Das Konzept ist dem Winter Jazzfest in New York nachempfunden: auf drei Bühnen im Köl­ner Stadt­gar­ten, sowie im in Fußnähe befindlichen »Scheuen Reh« und dem „Zimmermann’s“, treten die Bands zeitversetzt auf. Die Initiatorin und Kuratorin, die Kölner Saxophonistin Angelika Niescier, hatte das „Original“ in den USA miterlebt und war davon so begeistert, dass sie die Idee von einem „Ener­gie­ort der Musik“ prompt in ihre Stadt holte. In der Initiative Kölner Jazz Haus e.V., die für den Konzertbetrieb im Stadtgarten verantwortlich zeichnet, fand sie den idealen Partner.

Angelika Niescier

Die Idee des „win­ter­jazz” ist, an einem ein­zi­gen Abend die unge­heure Dichte und hohe Qua­li­tät der Köl­ner Jazz-Szene einem ein­hei­mi­schen und aus­wär­ti­gen Publi­kum zu präsentieren. War bis weit in die 1980er Jah­ren Köln das unum­strit­tene Jazz-Zentrum der Repu­blik, so hat die Dom­stadt spä­tes­tens seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung einige Auf­merk­sam­keit an die Bun­des­haupt­stadt Ber­lin abge­ben müs­sen und belegt seit­dem nur noch einen guten zwei­ten Platz. Den­noch sind Köl­ner Jazz­mu­si­ke­rin­nen und -musi­ker auf inter­na­tio­na­len Fes­ti­vals ver­tre­ten und in inter­na­tio­na­len Koope­ra­ti­ons­pro­jek­ten prä­sent und prä­gend. Nichts liegt da näher, als sich in der eige­nen Stadt als gewach­sene, kraft­volle Szene zu prä­sen­tie­ren und Ber­lin in einem freund­schaft­li­chen Wett­be­werb um die inter­na­tio­nale Auf­merk­sam­keit herauszufordern. Die Veranstalterin Ange­lika Nie­scier über ihre Intention: „Mir ist klar­ge­wor­den, wie wich­tig es ist, Ener­gien zu bün­deln, zusam­men­zu­füh­ren und als Szene Aus­sa­gen zu tref­fen, auch Stel­lung zu bezie­hen.“ Gerade in Zeiten, in denen MusikerInnen einmal mehr um ihre Existenz kämpfen müssen und vor allem JazzmusikerInnen vor betagtem Publikum spielen, geht von solch einem Festival eine Signalwirkung aus: „Wir spie­len, um Impulse zu set­zen. Wir machen das Fes­ti­val, damit uns das Publi­kum als Szene mit Aus­sage als Gan­zes wahr­nimmt und vor allem auch spürt. Wir glau­ben daran, dass unsere Musik gesell­schaft­li­che Rele­vanz hat und ver­ste­hen „win­ter­jazz köln” als ers­tes State­ment, aus dem sich wei­tere gemein­same Posi­tio­nie­run­gen ent­wi­ckeln kön­nen. Das Fes­ti­val soll jedes Jahr wach­sen, grös­ser und diver­ser werden.” Das wird bereits im nächsten Jahr eingelöst: es findet auf nunmehr fünf anstatt drei Bühnen statt und bringt noch mehr Jazzbands auf die Bühne.

KATHRIN SCHEER

Da ist zum einen die Sängerin Kathrin Scheer mit Band. Ihre Songs kommen ohne Schnörkel und ausufernde Soli daher und überzeugen mit wundervoll ausbalancierten Jazz-Melodien. »Die würdevoll-distanzierte Art Kathrin Scheers, das klare Piano und ihre passionierte Melancholie befreien ihre Kompositionen komplett vom Kitschverdacht«, urteilte die Kritik angesichts der Entdeckung ihres Debüt-Albums »Rare«. Getragen von einer erstklassigen Band hat sie ihren ganz eigenen, sehr persönlichen Stil entwickelt: wie nicht von dieser Welt, und doch für jeden Einzelnen gemacht. Die Harmonien dringen in Ohr und Herzen gleichermaßen, denn die Musik will nicht durch laute Effekte beeindrucken. Ihre Raffinesse entfaltet sich in der nachdrücklichen Poetik der Ruhe: intensiv, unmittelbar und – kostbar. // Kathrin Scheer (voc) // Benjamin Schaefer (p) // Florian Rynkowsk (b) // Heiko Braun (dr)

KATRIN SCHERER’S THE BLISS

Nicht zu verwechseln mit der Kölner Saxophonistin und Komponistin Katrin Scherer, die mit ihrem jüngsten Projekt The Bliss vertreten ist. Wild, verschroben, authentisch, zart, dissonant, entrückt, verspielt, vertrackt, glückselig: dies sind die Attribute, die ihre Musik charakterisieren. Sie steht einerseits unter dem Einfluss der Kompositionslehre von Olivier Messiaen, und spannt andererseits den Bogen zur zeitgenössischen Jazz-Avantgarde. Katrin Scherer lotet in ihren Kompositionen die Facetten expressiven Solospiels und polyphoner Satztechniken aus, und öffnet durch Originalität und Spielwitz dem Publikum alle Türen. // Katrin Scherer (sax, fl, comp) // John-Dennis Renken (tp) // Sven Decker (ts, cl) // Andreas Wahl (g) // Sebastian Räther (b) // Christian Thomé (dr)

CAROLINE THON

Mit dabei ist auch das von der Presse hoch gelobte Quintett der Saxophonistin Caroline Thon, bei dem auch die Pianistin Laia Genc und Sängerin Junia Vent mitwirken: „Robin Eubanks ist begeistert. Der Posaunist lobt die rhythmische Finesse des Quintetts der Saxofonistin Caroline Thon in den höchsten Tönen. In ihrer ausufernden Stilistik erinnert die Band manchmal an Keith Jarretts europäisches Quartett mit Jan Gabarek, ohne sich freilich allzu sehr in ekstatischen Gefilden auszubreiten“. (Jazzthetik)
// Caroline Thon (sax, comp) // Junia Vent (voc) // Laia Genc (p) // Matthias Nowak (b) // Christoph Hillmann (dr)

STARKE & GROTER

Am Spielort „Zum Scheuen Reh“ gibt es ab 19 Uhr gleich drei Jazzduos zu erleben. Starke & Gorter , das sind die Sängerin Hester Gorter und der Gitarristen Kai Starke, verschmelzen in ihren Kompositionen Einflüsse aus Jazz, Soul und Pop zu einem über viele Konzerte gewachsenen Duo- Sound. Darüber hinaus vervollständigen Bearbeitungen von bekannten Jazz, Soul- und Popsongs das Abbild einer langjährigen Zusammenarbeit. Die eigenwilligen und gefühlvollen Arrangements haben immer zum Ziel, die Seele des bearbeiteten Stückes zu transportieren und den Zuhörer in die Geschichte zu entführen, die der Song erzählt. // Hester Gorter (voc) // Kai Starke (g)

TOM UND JENNY

Die Sän­ge­rin Jenny Thiele bildet mit Tho­mas Mühl­hoff an der Akustik-Gitarre das Duo Tom und Jenny. Sie bil­den eines der krea­tivs­ten Singer/Songwriter Duos in Deutschland. Ebenso wie das welt­be­rühmte Katz und Maus-Duo spie­len sie zusammen, einander immer wie­der her­aus­for­dernd, so trick­reich, cle­ver und spon­tan wie die Cartoon-Figuren sel­ber. Ab 2013 sind Tom und Jenny mit ihrem zwei­ten Album »Cha­mä­leon« unter­wegs. Damit gehen sie in eine neue Rich­tung. Sie ver­las­sen ihren fabel­ar­ti­gen Ansatz, der das Debut-Album »Im Zoo« durch Tier­ge­schich­ten prägte, und prä­sen­tie­ren sich zuneh­mend mit dem, was man als »Song« bezeich­nen würde, ohne dass ihr Stil dabei an Authentizität verliert.
// Tho­mas Mühl­hoff (g) // Jenny Thiele (voc)

Das weitere Line-Up: Schubert/Nabatov/Lillinger, Infinite Loop, Lars Duppler Trio + Frederik Köster, Nils Tegen Piano Trio, Christoph Hillmann’s Kallimotio, Kim3 (+2), Milliner & Friends New Hope, Knom.T – Monk Reversed, Ensemble HKS, Die Japanische Angst.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei!

Veranstaltungsorte: Stadt­gar­ten, Ven­loer Straße 40 – Zum Scheuen Reh, Hans-Böckler-Platz 2 (West­bahn­hof) – Zimmermann´s, Ven­loer Straße 39, 50672 Köln.

http://www.winterjazzkoeln.com
Autorin: Mane Stelzer

17.12.2012