Winterjazz Köln 04.01.2013
15 Kölner Jazzbands auf 5 Bühnen in 1 Nacht
Die Idee des „winterjazz” ist, an einem einzigen Abend die ungeheure Dichte und hohe Qualität der Kölner Jazz-Szene einem einheimischen und auswärtigen Publikum zu präsentieren. War bis weit in die 1980er Jahren Köln das unumstrittene Jazz-Zentrum der Republik, so hat die Domstadt spätestens seit der Wiedervereinigung einige Aufmerksamkeit an die Bundeshauptstadt Berlin abgeben müssen und belegt seitdem nur noch einen guten zweiten Platz. Dennoch sind Kölner Jazzmusikerinnen und -musiker auf internationalen Festivals vertreten und in internationalen Kooperationsprojekten präsent und prägend. Nichts liegt da näher, als sich in der eigenen Stadt als gewachsene, kraftvolle Szene zu präsentieren und Berlin in einem freundschaftlichen Wettbewerb um die internationale Aufmerksamkeit herauszufordern. Die Veranstalterin Angelika Niescier über ihre Intention: „Mir ist klargeworden, wie wichtig es ist, Energien zu bündeln, zusammenzuführen und als Szene Aussagen zu treffen, auch Stellung zu beziehen.“ Gerade in Zeiten, in denen MusikerInnen einmal mehr um ihre Existenz kämpfen müssen und vor allem JazzmusikerInnen vor betagtem Publikum spielen, geht von solch einem Festival eine Signalwirkung aus: „Wir spielen, um Impulse zu setzen. Wir machen das Festival, damit uns das Publikum als Szene mit Aussage als Ganzes wahrnimmt und vor allem auch spürt. Wir glauben daran, dass unsere Musik gesellschaftliche Relevanz hat und verstehen „winterjazz köln” als erstes Statement, aus dem sich weitere gemeinsame Positionierungen entwickeln können. Das Festival soll jedes Jahr wachsen, grösser und diverser werden.” Das wird bereits im nächsten Jahr eingelöst: es findet auf nunmehr fünf anstatt drei Bühnen statt und bringt noch mehr Jazzbands auf die Bühne.
KATHRIN SCHEER
Da ist zum einen die Sängerin Kathrin Scheer mit Band. Ihre Songs kommen ohne Schnörkel und ausufernde Soli daher und überzeugen mit wundervoll ausbalancierten Jazz-Melodien. »Die würdevoll-distanzierte Art Kathrin Scheers, das klare Piano und ihre passionierte Melancholie befreien ihre Kompositionen komplett vom Kitschverdacht«, urteilte die Kritik angesichts der Entdeckung ihres Debüt-Albums »Rare«. Getragen von einer erstklassigen Band hat sie ihren ganz eigenen, sehr persönlichen Stil entwickelt: wie nicht von dieser Welt, und doch für jeden Einzelnen gemacht. Die Harmonien dringen in Ohr und Herzen gleichermaßen, denn die Musik will nicht durch laute Effekte beeindrucken. Ihre Raffinesse entfaltet sich in der nachdrücklichen Poetik der Ruhe: intensiv, unmittelbar und – kostbar. // Kathrin Scheer (voc) // Benjamin Schaefer (p) // Florian Rynkowsk (b) // Heiko Braun (dr)
KATRIN SCHERER’S THE BLISS
Nicht zu verwechseln mit der Kölner Saxophonistin und Komponistin Katrin Scherer, die mit ihrem jüngsten Projekt The Bliss vertreten ist. Wild, verschroben, authentisch, zart, dissonant, entrückt, verspielt, vertrackt, glückselig: dies sind die Attribute, die ihre Musik charakterisieren. Sie steht einerseits unter dem Einfluss der Kompositionslehre von Olivier Messiaen, und spannt andererseits den Bogen zur zeitgenössischen Jazz-Avantgarde. Katrin Scherer lotet in ihren Kompositionen die Facetten expressiven Solospiels und polyphoner Satztechniken aus, und öffnet durch Originalität und Spielwitz dem Publikum alle Türen. // Katrin Scherer (sax, fl, comp) // John-Dennis Renken (tp) // Sven Decker (ts, cl) // Andreas Wahl (g) // Sebastian Räther (b) // Christian Thomé (dr)
CAROLINE THON
Mit dabei ist auch das von der Presse hoch gelobte Quintett der Saxophonistin Caroline Thon, bei dem auch die Pianistin Laia Genc und Sängerin Junia Vent mitwirken: „Robin Eubanks ist begeistert. Der Posaunist lobt die rhythmische Finesse des Quintetts der Saxofonistin Caroline Thon in den höchsten Tönen. In ihrer ausufernden Stilistik erinnert die Band manchmal an Keith Jarretts europäisches Quartett mit Jan Gabarek, ohne sich freilich allzu sehr in ekstatischen Gefilden auszubreiten“. (Jazzthetik)
// Caroline Thon (sax, comp) // Junia Vent (voc) // Laia Genc (p) // Matthias Nowak (b) // Christoph Hillmann (dr)
STARKE & GROTER
Am Spielort „Zum Scheuen Reh“ gibt es ab 19 Uhr gleich drei Jazzduos zu erleben. Starke & Gorter , das sind die Sängerin Hester Gorter und der Gitarristen Kai Starke, verschmelzen in ihren Kompositionen Einflüsse aus Jazz, Soul und Pop zu einem über viele Konzerte gewachsenen Duo- Sound. Darüber hinaus vervollständigen Bearbeitungen von bekannten Jazz, Soul- und Popsongs das Abbild einer langjährigen Zusammenarbeit. Die eigenwilligen und gefühlvollen Arrangements haben immer zum Ziel, die Seele des bearbeiteten Stückes zu transportieren und den Zuhörer in die Geschichte zu entführen, die der Song erzählt. // Hester Gorter (voc) // Kai Starke (g)
TOM UND JENNY
Die Sängerin Jenny Thiele bildet mit Thomas Mühlhoff an der Akustik-Gitarre das Duo Tom und Jenny. Sie bilden eines der kreativsten Singer/Songwriter Duos in Deutschland. Ebenso wie das weltberühmte Katz und Maus-Duo spielen sie zusammen, einander immer wieder herausfordernd, so trickreich, clever und spontan wie die Cartoon-Figuren selber. Ab 2013 sind Tom und Jenny mit ihrem zweiten Album »Chamäleon« unterwegs. Damit gehen sie in eine neue Richtung. Sie verlassen ihren fabelartigen Ansatz, der das Debut-Album »Im Zoo« durch Tiergeschichten prägte, und präsentieren sich zunehmend mit dem, was man als »Song« bezeichnen würde, ohne dass ihr Stil dabei an Authentizität verliert.
// Thomas Mühlhoff (g) // Jenny Thiele (voc)
Das weitere Line-Up: Schubert/Nabatov/Lillinger, Infinite Loop, Lars Duppler Trio + Frederik Köster, Nils Tegen Piano Trio, Christoph Hillmann’s Kallimotio, Kim3 (+2), Milliner & Friends New Hope, Knom.T – Monk Reversed, Ensemble HKS, Die Japanische Angst.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei!
Veranstaltungsorte: Stadtgarten, Venloer Straße 40 – Zum Scheuen Reh, Hans-Böckler-Platz 2 (Westbahnhof) – Zimmermann´s, Venloer Straße 39, 50672 Köln.
Autorin: Mane Stelzer
17.12.2012