Warum das Frauen Musik Büro eine so wichtige Institution ist

Ein Praktikumsbericht von Tessa Balser-Schuhmann

Das Frauen Musik Büro hat sich zur Aufgabe gemacht, Musikerinnen überregional zu vernetzen und zu fördern. Das ist die einfachste Antwort auf die Frage: Was ist und macht das Frauen Musik Büro überhaupt? Doch ist die Problematik, dass Frauen unterrepräsentiert sind, gerade in der Musikbranche, in der Gesellschaft immer noch Thema?

Die Gründung des Frauen Musik Büros geht aus der Frauenbewegung der 68er hervor. Mit der Frauenbewegung ging parallel einher, dass auch über die Musik und deren Szene diskutiert wurde. In den 70er und 80er Jahren entstanden erstmals reine Frauenbands. Und mit der Entwicklung von Frauenzentren etc. kam es auch zur Gründung des Vereins „Frauen machen Musik“. Als dieser Verein sechs Jahre später nach Frankfurt umzog, eröffnete das „Frauen Musik Büro“ seine Pforten.

Doch auch noch heutzutage ist nicht jedem bewusst, dass solch eine Einrichtung notwendig ist. Die natürliche Unterrepräsentanz von Frauen in der Musikbranche, wird den meisten gar nicht mehr auffallen, weil im Musikbusiness auch sehr bekannte Künstlerinnen etabliert sind. Nur dass das nicht gleich bedeutet, dass Frauen mit Männern gleichgestellt sind. Mehrheitlich wird angenommen, dass wir in einer emanzipierten Gesellschaft leben würden. Dass das nicht der Fall ist, zeigt ein Blick auf die Musikhochschulen und das Musikbusiness in ganz Deutschland. Beim Studiengang „Gesang“ kann die Frauenquote bei 70% liegen. Schauen wir aber auf die Zahlen im Instrumentalbereich wird deutlich, dass Frauen und Männer nicht gleichermaßen stark vertreten sind; hier ist der Anteil der Frauen nur bei den Orchestermusikern gestiegen, aber in der Popularmusik nach wie vor niedrig (unter 10%). In den anderen Berufsfeldern des Musikbusiness, z.B. beim Booking, der Promotion, der Studioarbeit usw. sind Frauen ebenfalls immer noch ungewohnte Kolleginnen.

Tessa bei der Arbeit

Zum Anfang meines Praktikums im Frauen Musik Büro wurde ich oft von Freunden gefragt, warum es eigentlich das FMB gibt und was das überhaupt so macht. Die Antwort auf diese Frage war meistens sehr schwammig, denn genau genommen wusste ich das auch nicht so genau. Natürlich, die machen Frauenarbeit im Bereich Musik und veröffentlichen das Online Journal „Melodiva“, das war mir klar. Doch hatte ich das Gefühl, noch nicht alles durchblickt zu haben. Doch die Zeit meines Praktikums ging so vorüber und die Frage stellte sich für mich in den Hintergrund.

Bei unserem Weihnachtsessen redeten wir dann über Geschlechterrollen in der Musikwelt. Darüber, dass Mädchen immer noch in Geschlechterrollen erzogen werden und es ihnen somit schwerer fällt, sich mit ihrem Können selbstbewusst vor anderen zu beweisen. Jungen fällt das im Schnitt leichter. In den Schulbands sind die meisten Mitglieder Jungs und wenn einmal ein Mädchen dabei ist, ist sie höchstwahrscheinlich Sängerin. Die Angst zu versagen ist bei den meisten Menschen so stark ausgeprägt, dass sie lieber untätig bleiben. Das Thema, dass Frauen in der Musikbranche unterrepräsentiert sind, weil sie im jungen Alter nicht genügend gefördert wurden, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Wahrscheinlich weil mir selbst immer der Mut gefehlt hat, mich zu zeigen. Als wir darüber geredet haben, dass mehr für junge Mädchen gemacht werden müsste, ist mir die Frage meiner Freunde wieder eingefallen: Was macht das FMB eigentlich und warum gibt es das?

Die Antwort war mir eigentlich schon immer bekannt, aber nicht wirklich bewusst: Es ist dafür da, Frauen, aber auch Mädchen, zu fördern und sie zu unterstützen. Ansprechpartner zu sein und sie zu vernetzen. Das alles durch verschiedene Aufgaben, Promotionarbeit, das „Sichtbar Machen“, aber auch Veranstaltungen zu organisieren. Das FMB versucht diese Arbeit bestmöglich umzusetzen, und immer mit der Vorliebe für unbekannte Musikerinnen, die nicht bei den Major Labels unter Vertrag sind. Neben der Förderung und Vernetzung von Musikerinnen hat sich das FMB auch zur Aufgabe gemacht, junge Mädels zu fördern. Zum Beispiel mit dem Projekt „Bandfieber“, bei dem ca. fünf bis sechs Mädels gesucht werden, die unter der Leitung von Studentinnen und einem Coach zusammen in einer Band spielen.

Andrea betreut das „Bandfieber“-Projekt

Mane empfängt Konzertbesucher

So will das FMB gegen die anerzogenen Geschlechterrollen ankämpfen, damit es irgendwann keinen Unterschied mehr macht, ob die Musik von einer Frau oder einem Mann gemacht wird. Denn im Grunde kommt es auf den Menschen und nicht auf das Geschlecht an.

Lexi Rumpel, Musikerin und Vorstandsmitglied des FMB, hat dazu an unserem Weihnachtsessen über eine Universität in Kuba erzählt, an der jeden Nachmittag Musiker zusammen kommen können und zusammen musizieren. Da treffen die Profi-Salsa Musiker auf die Anfänger. Es geht um das miteinander Musik machen und die Gefühle die dabei geweckt werden. Wenn jemand etwas nicht kann, wird es zusammen erlernt, keiner wird beurteilt oder kritisiert. In unserer westlichen Gesellschaft würde jeder erst einmal stundenlang alleine üben, bis man sich zum Jammen trifft, um keine „Fehler“ zu machen.

Ich fange im April an Musikwissenschaften und Soziologie zu studieren. Wie ich auf die Idee gekommen bin?
Nach meinem Abitur wollte ich nicht direkt studieren. Nachdem zwei meiner besten Freunde nach Leipzig gezogen sind und auch sonst jeder mit einem Studium, FSJ, Praktikum oder Job beschäftigt war, überkam auch mich der gesellschaftliche Zwang etwas tun zu müssen. Also begann meine Praktikumssuche. Meine ersten Ideen waren Theater- oder Konzerthäuser, doch da bekam ich nur Absagen. Dann fragte ich bei ein paar sozialen Projekten, wie dem Autonomen Frauen Haus nach, doch dafür hätte ich studiert sein müssen. Mein Vater gab mir dann den Rat etwas mit Musik zu machen. Nach längerer Internetrecherche war ich auf der Internetseite des Frauen Musik Büros gelandet. Mir schien, dass ich mit einem Praktikum dort zwei meiner Interessen verbinden konnte, die soziale Komponente und mein musikalisches Interesse.

Das Büro in Bornheim

Ex-Kollegin Antje und Hilde

Also schickte ich ihnen eine E-Mail und eine Woche später klopfte ich an ein Schaufenster in der Roßdorferstraße an. Drei sehr nette Frauen empfingen mich und nach diesem Treffen konnte mein Praktikum beginnen. Meine Zeit im Frauen Musik Büro verging schnell. Ich durfte eine Sängerin interviewen, eine CD-Besprechung schreiben und den Konzertabend „Girls That Rock“ moderieren, neben den ganzen anderen Aufgaben als Praktikantin. Nämlich Konzerttermine, CD-Besprechungen, News, Workshops usw. online stellen, Briefe eintüten, alle möglichen Listen verfassen, Pressenachweise zusammenstellen…

Und zum Schluss war es das Weihnachtsessen, an dem mir bewusst wurde: 1. Es ist wunderbar, das es solche Einrichtungen wie das Frauen Musik Büro gibt, mit solchen netten Leuten, 2. ist es wichtig, dass solche Einrichtungen auch in Zukunft weiter bestehen können und 3. ist es super, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann! Ich spielte zwar nicht den ganzen Tag Saxophon, dafür konnte ich mich aber stundenlang mit Musik beschäftigen. Und mit meinem Studium kann ich das hoffentlich fortsetzen. Ich bin mir zwar nicht zu 100 Prozent sicher, dass das meine Zukunft sein wird, aber ich werde meinen Spaß beim Studium haben – und das ist erst einmal das Wichtigste.

Autorin: Tessa Balser-Schuhmann

Titelfoto: Werbung auf der Musikmesse Frankfurt

02.06.2014