Uli Pfeifer (D)

Missis Funky Bass

Zugegebenermaßen werden in den meisten Fachmagazinen ziemlich selten Bassistinnen vorgestellt. Das liegt weniger am fehlenden Willen seitens der Redaktion, sondern mehr an der Tatsache, dass man weibliche Tieftöner selten findet.

Umso mehr freut es mich, mit Uli Pfeifer eine deutsche Bassistin vorzustellen, die musikalisch überzeugen kann und auch einiges zu erzählen hat.

Uli Pfeifer spielte bereits neun Jahre lang Klavier, bevor sie über die Gitarre dann mit 16 Jahren zum Bass fand. Sie stieg in eine Coverband ein und beschäftigte sich von Anfang an mit dem Heraushören von Basslinien, von denen sie lernte und sich inspirieren ließ.

Darunter waren unter anderem „School Days“ von Stanley Clarke und Songs des Joni Mitchell Live Albums „Shadows and Light“, auf dem Jaco brillierte. Diese beiden Herren nennt die Aschaffenburgerin auch als ihre großen bassistischen Einflüsse. Weitere Namen sind Mark King, Marcus Miller und Richard Bona.

Riffs im Gehör

Die ersten Jahre ihres Bassdaseins verbrachte sie damit, in diversen Bands und Stilistiken zu spielen. Unterricht nahm sie damals keinen. „Ich gewöhnte mir zum Teil ungeschliffene oder einfach auch eigenartige Techniken auf dem Bass an, die ich Jahre später dann versuchte zu verbessern, weil ich damit auch auf Grenzen der Schnelligkeit stieß“ Jahrelang spielte ich nur nach dem Gehör, wobei ich dieses gut schulte, sowie die Fähigkeit, mir Abläufe zu merken und Harmonien intuitiv zu erfassen. Es gab mir damals das trügerische Gefühl von Freiheit, nicht auf irgendwelche Theorien oder Unterricht angewiesen zu sein. Doch irgendwann wollte ich auch das theoretische Vokabular beherrschen und wissen, was ich tue. Ich nahm einzelne Stunden bei Kollegen, erarbeitete mir langsam
den theoretischen Hintergrund und erweiterte mir damit auch mein Spiel.

Meine eigenartige Slap-Technik habe ich beibehalten, wobei ich vor allem Daumen und Mittelfinger für Slaps und Pops benutze und Zeige- und Ringfinger nur zusätzlich für Akkorde und Zweiklänge. Später brachte ich von Musikreisen auf Kuba noch weitere perkussive Techniken auf dem Bass nach Hause. Eine gute Rhythmik auf dem Bass war für mich immer das Wichtigste, denn alle virtuosen Mätzchen nützen einem nichts, wenn man nicht grooved.“

Uli goes ETHNO FUNK

Nach Abschluss ihres Kunststudiums gründete Uli Pfeifer mit drei anderen Frauen die Band Kick La Luna. Jede der Musikerinnen hat einen anderen Background und alle vier sind am Songwriting beteiligt. „Die Songs, die alle gut und passend für Kick La Luna finden, sind der „kleinste gemeinsame Nenner“, der gespielt wird. Die Entscheidungen zu den Arrangements der Songs werden auch immer gemeinsam getroffen. Somit kann jede Musikerin einen Teil von sich selbst auch in die Songs der anderen einbringen, was auf Dauer befriedigender ist. Unsere Verschiedenheiten ergänzen sich dabei zu einem ganz eigenen Stil, den wir „Ethno-Funk“ genannt haben.“

Die Band hat inzwischen sechs CDs aufgenommen, teilweise produziert von Edo Zanki. Tourneen führten sie schon in die USA und nach Kanada.

Die Frage nach ihrem Equipment beantwortet die 40-jährige folgendermaßen:

„Seit 12 Jahren spiele ich einen MusicMan StingRay 5-Saiter, der präsent und durchsetzungsfähig ist. Im letzten Jahr habe ich mir von Human Base den Jonas 5-Saiter geleistet, der einen sehr edlen, brillanten und warmen Sound hat.

Außerdem spiele ich einen sehr guten Akustik-Bass von Stoll (s. Foto), den ich auch in diesem Jahr auf der Musikmesse präsentieren werde und einen mehrfach umgebauten alten Fender als Fretless. Live werde ich direkt über DI-Box abgenommen, wobei mein kleines relativ leichtes Equipment, bestehend aus Ampeg B-2R und Peavey Box 210 TX, mir als Monitor dient.“

Neue Band & CD

Neben Kick La Luna hat Uli derzeit noch ein anderes musikalisches Projekt laufen. „Im vergangenen Jahr habe ich zusammen mit dem Jazzgitarristen Oliver Kraus ein Duo gegründet, in dem ich singe und Bass spiele:

„Friends in High Places“.

Die Musik kann man als Acoustic Soul bezeichnen, hat jazzige und funkige sowie südamerikanische Einflüsse. Wir komponieren beide und ergänzen uns wunderbar. Live werden wir auch zum Teil unterstützt von der brasilianischen Percussionistin Angela Frontera.“ Im April erschien die CD.

Wer mehr über Uli Pfeifer und ihre Musik wissen möchte, sollte die angegebenen Websites besuchen.

Aktuelle CD:

FRIENDS IN HIGH PLACES

Uli Pfeifer/Oliver Kraus

(5/2004 – Turbulent Records)

Text/Interview: Ove Bosch
Quelle: Dieser Text erschien bereits im Juni 2004 (Heft 3/2004) beim Fachmagazin „BASS-PROFESSOR“. Dank an die Redaktion und den Autor für die kollegiale Unterstütuzung. http://www.bassprofessor.de

www.friendsinhighplaces.de

31.08.2004