Smokin’ Sisters

"women’s Radio X... von der Szene für die Szene"

SMOKIN‘ SISTERS bei RADIO X – Frankfurt, Jeden letzten Donnerstag im Monat, 17-18h
Sie starteten mit insgesamt 7 Frauen im Team 1997, ganz zu Beginn des ersten nichtkommerziellen Radiosenders in Frankfurt „RADIO X“. Im Rahmen des MusikerInnen-Netzwerkes, dem KICK e.V., übernahmen die Macherinnen um „smokin‘ sisters“ monatlich eine Donnerstags-Sendestunde der wöchentlichen Sendezeit des „Kick-Radios“, um speziell Musikerinnen zu fördern, zu präsentieren, zu vernetzen. Immer noch aktiv dabei, vom damals 7-köpfigen Gründungsteam, sind: Maria Schmitt (Waggong – s. Foto l.) und Hildegard Bernasconi (Frauen Musik Büro – s. Foto r.).

Diese Musik-Spezialistinnen, die mittlerweile über jahrzehntelange Erfahrung im Musikbusiness, vor allem „female music business“ verfügen, starteten im September 1997 mit ihrer ersten Sendung. Zu den Hintergründen befragte Bernhardine Tobrake die beiden ehrenamtlich arbeitenden Macherinnen im Mai.
Mehr über die Macherinnen, über die smokin‘ sisters-Story und über die Zukunft im RADIO X beim Interview s.u.

Radio von der Szene für die Szene

Radio X ist die nichtkommerzielle Lokalfunk-Station in Frankfurt am Main. Über 90 Vereine und Gruppen aus dem Frankfurter kulturellen und gesellschaftlichen Leben gestalten das Radio-Programm auf ehrenamtlicher Basis. Radio X wurde am 14.4.1997 als nichtkommerzieller Lokalfunk-Sender (NKL) für Frankfurt und Offenbach lizenziert und sendet seit dem 22.9.1997 täglich von 10:00 bis 02:00.
Radio X versteht sich als unabhängiger lokaler Kultursender.

Die Ziele sind:
– die Schaffung von aktiven Zugangsmöglichkeiten zum Medium Radio für die Subkulturen im Sendegebiet,
– die Entwicklung eines kritischen Umgangs mit dem Medium und die Entwicklung neuer Sendeformen
– mit dem Anspruch kritischer und selbstkritischer Berichterstattung über die Entwicklungen der lokalen Kultur und Politik zu informieren.
Jedermensch kann mitwirken, aktiv und engagiert. Hierzu gibt es im Netz eine Info-Seite, wie das funktioniert. – Lest einfach diese Infos gut durch:

www.radiox.de/zugang.html

INTERVIEW mit Maria Schmitt und Hildegard Bernasconi – die smokin´ sisters.

MELODIVA: Seit wann gibt es Eure Sendung bei Radio X?

Entstanden ist die Sendung in den Anfangszeiten vom Frankfurter Lokalradio „Radio X“. Es bewarben sich damals 2 Initiativen um die Sendelizenzen des freien Stadtradios von Frankfurt, eine davon waren die Gründer von Radio X, ein loser Zusammenschluß von vielen Kulturinitiativen aus Frankfurt, darunter auch der Verein Kick e.V. von der Kulturwerkstatt Germaniastraße. Über Kick hatten wir die Anfrage, ob wir eine Sendung von einer Stunde Länge zu „Frauen – Musikerinnen“ machen würden, die dann am Hessentag 1997 gesendet werden sollte.

MELODIVA: Wie kamt ihr an die Mitmacherinnen?
Wir fragten Frauen, die sich in der Frauen Musik Szene auskannten oder selbst Organisatorinnen oder Musikerinnen waren. Es bildete sich dann eine Gruppe, die diese Stunde produzieren wollte. Außer uns beiden (Maria Schmitt von Waggong und Hildegard Bernasconi vom Frauen Musik Büro) waren mit dabei: Imke Schabel (ebenso Frauen Musik Büro), Ute (angehende Radiojournalistin) und die Musikerinnen Doro Bohr (Gitarre), Esther Maria Stumm (Sax) und Ilka Siedenburg (Sax).

MELODIVA: Was waren eure ersten Themen und wie lief das ab?

Wir planten dann sehr akribisch diese Sendung und überlegten zunächst die Schwerpunktthemen. Mit Mikrofonen bewaffnet machten wir Interviews zu den Anfängen der Frauenmusikszene in den 80ern (mit Hanna Klein von den „Speedy Sisters“, eine der ersten Frauenbands Deutschlands), ein Gespräch mit der Sängerin und Wirtin der Sachsenhäuser Kneipe „Balaleika“, ein Original in Frankfurt, und ein musikalisches Interview mit Annemarie Roelofs, die auf ihrer Posaune Hausfrauentätigkeiten musikalisch beschrieb.

MELODIVA: War das gleich live im Studio?

Nein auf keinen Fall – da wir am Anfang alle keine Ahnung von Studiotechnik hatten und wahnsinnig Angst vor einer Live-Sendung, produzierten wir die komplette Sendung vor, dank der Hilfe eines Freundes, Krishna Meindl vom Studio FM, der alles aufnahm und zusammenschnitt, und so auch noch einige Stunden in diese erste Sendung investierte.

MELODIVA: War das nicht viel Aufwand für eine Sendung?

Ja das stimmt. Aber es hat auch Spaß gemacht und ca. ein halbes Jahr später bekam Radio X dann wirklich die Sendelizenz. Und unter dem Label KICK RADIO bestreitet Kick e.V. seitdem mit verschiedenen Gruppen und Menschen täglich 1 Stunde von 17 – 18 Uhr. Und wir wurden wieder gefragt, ob wir auch weiter mitmachen wollten. Seitdem haben wir am letzten Donnerstag im Monat von 17 bis 18 Uhr unsere Sendung.

MELODIVA: Wer hatte die Idee zu smokin‘ sisters und was waren eure Programminhalte?

Wir überlegten uns ein Konzept für die Sendung: Wir wollten natürlich immer über Musik von Frauen berichten, Musikerinnen aus Frankfurt oder Umgebung ins Studio holen, deren CDs vorstellen, Auftrittstermine von Musikerinnen in Frankfurt ansagen, über Projekte, aktuelle News berichten und natürlich immer eine Stunde lang nur Musik von Frauen spielen. Ilka Siedenburg, die Saxophonistin (sie lebt leider jetzt in Bremen) hat sogar einen Jingle für unsere Sendung komponiert, der uns aber leider inzwischen verloren gegangen ist.

MELODIVA: Wie seid ihr auf den Namen gekommen und wer hat ihn kreiert?

Das war Esther Maria Stumm, sie kam auf „smokin sisters“, was natürlich den Raucherinnen in unserer Gruppe sofort sympathisch war. Esther hatte eine Zeitlang in den USA gelebt, und sie erklärte uns auch die Bedeutung: das hatte mit Rauchen gar nichts zu tun, sondern es ist ein gebräuchlicher Begriff bei Sessions und bedeutet so viel wie „jetzt jamm‘ mal los“.

MELODIVA: Wieviele Sendungen habt ihr schon gemacht?
Also wir machen seit Beginn von Radio X (Sept 1997) einmal im Monat die Sendung. Ja, dann sind es jetzt wohl 93 Sendungen!
Wenn man (frau) so zurückblickt, haben wir schon ganz interessante Sendungen gemacht. Natürlich waren alle bekannten Frankfurter Musikerinnen schon bei uns im Studio: Annemarie Roelofs, Viola Engelbrecht, Corinna Danzer, Anne Breick, Elke Voltz, Anne Rumpf, Maggie Scott, Jutta Keller, um nur einige zu nennen.
Wir hatten eine Sendung mit Leila, die damals auf Heimaturlaub war und inzwischen in Los Angeles lebte und dort – Radio machte! Auch auf Heimaturlaub war Ursel Schlicht, eine Jazzmusikerin aus Kassel, die schon seit Jahren in New York lebt. April King hat einige Sendungen über Blues moderiert und natürlich haben wir unsere eigenen Projekte präsentiert wie die „Hessische Frauen Musik Woche“, „Girls That Rock“ und „sistars“.

MELODIVA: Was war die lustigste Sendung und warum?
In unserer allerersten Live-Sendung las Doro Bohr als unsere Frankreich-Korrespondentin (sie kam gerade aus ihrem Urlaub aus Frankreich) einen völlig absurden und genialen Satz vor – irgendwas von Luftballons und Nena und aktueller französischer Politik.
Dann zum Abschluß von unserem Förderprojekt „Girls That Rock“, das war Anfang 2001, kurz vor dem Konzert im Sinkkasten, bei der die produzierte CD präsentiert wurde, hatten wir alle beteiligten Bands ins Studio eingeladen, und dann saßen uns da so ca. 12 Mädels gegenüber, die genauso aufgeregt wie wir waren. Oder Jahre später, im Herbst letzten Jahres, war dann eine Band von damals, Velvet June, mit ihrer ersten eigenen CD wieder als Gäste im Studio, die waren gar nicht mehr aufgeregt, sondern quietschfidel und höchst albern, was der Sendung sehr zugute kam.

MELODIVA: Was war ein Horrorerlebnis und warum?

Die schlechten Erlebnisse waren eigentlich die, dass sich immer mehr Frauen aus unserer Gruppe verabschiedet haben, so dass nur noch Maria und ich übriggeblieben sind. Auch als Esther Maria Stumm nach Dortmund umgezogen ist, war dies für uns sehr frustrierend, weil wir über sehr lange Zeit zu dritt eine stabile Gruppe gewesen waren.

Ein anderes Horror-Erlebnis passierte letztes Jahr. Ich war mit Mara Trommler für die Sendung im Studio verabredet, mit der ich schon 1 bis 2 Sendungen über Hiphop Musik gemacht hatte. Sie kann prima moderieren und toll erzählen, und ich hatte nur die Musik dabei, um dann anderthalb Stunden vorher mit ihr die Sendung vorzubereiten. Mara war auch pünktlich da, nur leider auch ihr Ex, der einen solchen Terror veranstaltete, so daß es für sie unmöglich war, dazubleiben. Meine erste Reaktion war, auch sofort zu verschwinden, aber da das natürlich für Radio X auch total bescheuert ist, wenn niemand kommt für die Sendung, habe ich mich dann alleine vors Mikro gesetzt und durch die Stunde gekämpft.

MELODIVA: Welchen Traum habt ihr beide oder jede von euch?

Ganz locker leicht und souverän moderieren…. keine Pannen oder sie wenigstens locker umspielen…. immer interessante Interviewpartner haben, immer genug Ideen für die nächste Sendung haben, etc…und daß uns die Musikluft nicht ausgeht.

MELODIVA: Wie lange wollt ihr noch machen?

Eine Woche vor der Sendung wollen wir eigentlich meistens aufhören. Nach der Sendung sagen wir immer, eigentlich macht es ja Spaß. Und dann vergessen wir die Sendung, bis so ca. eine Woche vorher….

MELODIVA: Wie können LeserInnen euch unterstützen?

Natürlich jeden letzten Donnerstag im Monat RADIO X hören und uns Feed-Back für die Sendungen geben.

Und, ja wir suchen immer Frauen, die aktiv mitarbeiten wollen. Vorschläge machen, Ideen liefern, Musik liefern. Traut Euch und ruft an im

Frauen Musik Büro 069-4960-848 oder im Waggong 069-466202.

Maria Schmitt, arbeitet in der Kulturwerkstatt Germaniastraße und ist selbst Musikerin (Bass); aktuelle Band „Pitch the fork“ www.waggong.de

Hildegard Bernasconi arbeitet im Frauen Musik Büro, organisiert, layoutet und recherchiert für die Musik

Schützenstraße 12, 60311 Frankfurt, Bürozeit: 10:00-17:00 Uhr Fon: 069-29971220 Redaktion: 069-29971222

Text : Bernhardine Tobrake – Frankfurt

Copyright: Redaktion Melodiva

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29.05.2005