Report von der Musikmesse 2011
Melodiva am Stand von Virusmusik
Melodiva war an zwei Messetagen am Stand von VirusMusik und VirusMusikRadio in Halle 4.1 präsent, der Stand wurde mit Unterstützung der Musikmesse und des Kulturamtes Frankfurt Main ermöglicht. Der Info- und Live-Radiostand präsentierte die regionale bzw. hessenweite Popularmusikszene mit Live-Auftritten auf der MusicBizStage, mit zahlreichen Live-Interviews und der Live-Übertragung des Geschehens ab 14 Uhr auf Radio X. Weitere Partner am Stand waren der Hessentag, der hessische VUT, Emergenza, die Popakademie, Regioactive und das Popbüro Stuttgart. Außerdem wurde ein Messeblog für das Internet erstellt mit Infos und Fotos: Der Messeblog ist auf www.virusMusik.de veröffentlicht.
Damas hoch 3
Die ersten beiden Live-Acts auf der Bühne waren vom Frauen Musik Büro organisiert. Als erstes traten „Damas hoch 3“ auf, ein Trio bestehend aus Eva Tilly (Piano), Petra Eisend (Percussion) und der kubanischen Sängerin Olvido Ruiz. Dieses Trio wurde eigens für die Messe von Eva Tilly zusammengestellt, die Musikerinnen kennen sich aus verschiedenen Formationen und haben alle ihre eigenen Bands und Projekte. Eva Tilly, die Salsa- und Latin-Expertin leitet ihre Salsaformation „Salsamania“ (www.salsamania.de). Petra Eisend brachte Congas und das „Hang“ mit, ein steeldrumverwandtes Instrument, mit dem sie sofort den drummer von Michael Jackson am Nachbarstand begeisterte. Ihr neuestes Projekt ist das Duo „Herr Pawlick und Frau Eisend“ (www.drum-experience.de).
Olvido Ruiz arbeitet in vielen Salsa Formationen, wie z.B. „Sangre Nueva“, „Sonora Popular“ und brachte berühmte Gäste an den Stand: Bootsy Collins (amerikan. Bassist) kam mit seiner Frau, mit Bootsy hatte sie gerade im Studio zusammengearbeitet!
(www.olvido.de).
Kristina Kanders Duo
Danach traten Kristina Kanders (Schlagzeug, Gesang) & Wolfgang Klüfer (Sopransaxofon) auf. Die beiden MusikerInnen spielen normalerweise im Trio, aber da Kristina auch mit elektronischen Sounds experimentiert und auf ihrem Rechner alles gespeichert hat, sind sie in der Besetzung relativ flexibel, vom Duo, Trio bis größere Besetzungen ist alles möglich, und sogar Solo-Auftritte von Kristina. 18 Jahre hat die Songwriterin und Schlagzeugerin in New York gelebt, dort zunächst studiert und ihren Master-Abschluß in Jazz gemacht. Anschließend unterrichtete sie an der Uni selbst als Dozentin und spielte natürlich in vielen Bands Jazz, Soul, Funk und brasilianische Musik.
Seit einigen Jahren lebt sie nun wieder in Köln, unterrichtet, hat im letzten Jahr ihre CD „Say Something“ herausgebracht und spielt viele Konzerte. www.kristinakanders.com
Gerade ist sie auch online mit einem Interview auf jazz-online.com.
Claudia Rudek
Und auch das dritte Konzert auf MusicBizStage wurde von einer Musikerin bestritten, der Singer/Songwriterin Claudia Rudek. Claudia hat gerade ihre Debut-CD herausgebracht und macht seit einiger Zeit von sich reden. Sie ist eine außergewöhnlich talentierte Musikerin, die in einer musikalischen Familie mit Musik aufwuchs, so daß sie schon als Kind und Teenager anfing, eigene Songs zu schreiben und Gitarre zu spielen. Sie hat eine wunderbare Ausstrahlung auf der Bühne und zieht ihre ZuhörerInnen in den Bann. Anfang März haben wir unter „Reports“ ein ausführliches Interview mit ihr veröffentlicht. www.claudia-rudek.de
Nicole Johänntgen
Am Messestand kam Nicole Johänntgen mit der neuen CD ihrer Band NicoleJo vorbei und so konnten wir mit ihr das nachfolgende Interview führen:
Wie hat alles bei Dir angefangen?
Im Elternhaus, mein Vater hat schon immer Musik gemacht, als Hobbymusiker, er hat Posaune, Gitarre gespielt, gesungen und wir haben viel zusammengespielt. Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Klavier zu spielen, wie mein Bruder auch, dann habe ich auf das Saxofon gewechselt und Klavier aber weiter gespielt, besonders zum Komponieren. Dann fing ich im Jugend Jazz Orchester und der Band meines Vaters an zu spielen und später begann ich, Musik zu studieren. In dieser Zeit war ich öfter im Ausland, und zwar nicht über einen längeren Zeitraum, sondern immer 1 – 2 Wochen auf internationalen Jazz-Treffen. Dort habe ich sehr viele tolle Jazz-Musiker kennengelernt, und diese Aufenthalte waren sehr inspirierend für mich, denn diese Begegnungen mit Musikerpersönlichkeiten und fremden Kulturen gehen ja alle ein in die eigene Musik und die Kompositionen. 1998 entstand meine Band, sie hieß damals noch „Nicole Jo needs 2B funky“ und wir haben bis 2007 vier CD’s herausgebracht, alle in Eigenregie. Und jetzt gerade im März ist unsere neue CD herausgekommen, sie heißt „Go On“ und die Band heißt jetzt „NicoleJo„, weil der alte Name nicht mehr zu unserer Musik und unserer Stilistik paßt. Unsere Musik ist ein Spiegel von uns vier, noch dabei ist mein Bruder Stefan Johänntgen (keyboards), Christian Konrad (bass) und Elmar Federkeil (drums). Also die Besetzung ist bis heute gleich geblieben. Wir machen ein Crossover von Filmmusik, Jazz, Beat, Pop, wir sind offen für alles und arbeiten auch mit Sounds und Loops, und das macht besonders live einen unheimlichen Spaß.
Ihr wart jetzt schon auf Tour mit der neuen CD?
Ja, wir haben begonnen in Italien, da ich dort auf einer früheren Reise mit meiner sizilianischen Freundin Mara viele Kontakte geknüpft hatte zu Clubs und Veranstaltern. So waren wir jetzt in Martellago/Venedig beim Ubi-Jazzfestival gebucht, einem wunderschönen Festival und danach noch in Mailand. Anschließend waren wir in der Schweiz, auch bei einem sehr schönen Jazzfestival, dem Cully Jazz-Festival am Genfer See und auch in Deutschland. Es waren alles tolle Konzerte, wir sind beim Publikum gut angekommen, haben super Kritiken bekommen, also alles wunderbar. Ende August kommen wir auch nach Frankfurt, wir sind für das Museumsuferfest im Jazzgarten gebucht.
Was machst Du hier auf der Musikmesse?
Ich treffe mich mit Mitarbeitern des Vertriebs von Rico Reeds Schweiz, dem Hersteller von Zubehör/ Mundstücken für Holzblasinstrumente, die ich auch spiele und versuche aber hier viele Kontakte zu machen und mich umzuschauen. Mit meiner Band spielen wir alle mit In-Ear-Systemen, das hat den Vorteil, daß man sich und die anderen sehr gut hört und man komplett andes miteinander spielen kann. Da schaue ich mich jetzt sehr speziell um, was es auf dem Markt gibt.
Wie sind Deine Erfahrungen als Frau in der Musikwelt?
Ich denke, daß in der heutigen Zeit die Kategorien männlich, weiblich keine Rollen mehr spielen, denn es kostet jede/n Musiker/in genauso viel Zeit, an Auftritte zu kommen. Männer denken ja oft, wir hätten einen Frauenbonus, aber ich muß für Konzerte genauso kämpfen wie ein Mann, wenn nicht sogar stärker, weil man genauer unter die Lupe genommen wird. Ich denke, ein Musiker, egal ob Mann oder Frau muß seine Kontakte, sein Netzwerk über Jahre hinaus aufbauen. Und da heißt das Zauberwort Ausdauer und Rückgrat, auch bei Rückschlägen und positiven Ereignissen, weiter zu machen. Deshalb heißt unsere neue CD auch „Go On“! Und noch zum Thema Frontfrau, die Musik wird doch immer von der ganzen Band gemacht, das ist Teamwork. Auch bei unserer Band ist das so, die Kompositionen entstehen gemeinsam als Band, auch wenn von einzelnen die Ausgangsidee stammt oder ein Grundgerüst, dann bringen sich alle vier Individuen mit ihrer Persönlichkeit ein und die Musik, die entsteht, ist ein Produkt von uns allen. www.nicolejo.de
Am zweiten Tag erforschten wir die Hallen 4.0 und 4.1 mit den Herstellern der E-Bässe und E-Gitarren. Hier trafen wir auf keine Musikerinnen, bis auf die Frankfurter Bassistin Janina Hacker, die auf der Suche nach einem neuen Bass war. Doch in Halle 3.0 wurden wir wieder fündig, am Stand der Firma Roland präsentierten zwei junge Frauen eine neue Software. Es waren Johanna und Charly Klauser von den Black Sheep aus Köln! Mit den beiden führten wir folgendes Interview:
The Black Sheep
Was genau ist Eure Aufgabe am Messestand?
Charly: Wir präsentieren eine neue Software in Kooperation mit der Firma „Cakewalk by Roland“ und zeigen, wie die neue Recording-Software SONAR X1 funktioniert, wie man ganz schnell Songs aufnehmen kann. Wir spielen dabei Songs von uns, zeigen, wie man sie aufstückelt, mixt, Gesang drauf packt usw. und verbunden mit ganz viel Live-Musik und vielen Roland-Instrumenten. Ich spiele selbst auch das Umhänge-Keyboard, das „AX-Synth“ in unserer Band.
Ihr seid wahrscheinlich die beiden einzigen Frauen in dieser Halle, in der elektronisches Zubehör präsentiert wird, die etwas erklären? Und wie sind die Reaktionen der Besucher auf Euch?
Jo: Ja, wir sind fast die einzigen Frauen an Instrumenten hier, es gibt sonst nur noch zwei Sängerinnen und Pianistinnen. Aber das Publikum reagiert sehr positiv, manche sind mehr an den technischen Details der Software interessiert und fragen nach und andere hören einfach unserer Musik zu. Also das war schon eine gute Idee, die Präsentation so aufzubauen.
Wie ist es denn dazu gekommen? Ihr seid ja jeden Tag mehrmals hier präsent?
Jo: Dieses Umhänge-Keyboard gibt es ja schon sehr lange, seit den 80er Jahren und letztes Jahr hat Roland ein neues Modell herausgebracht. Das fanden wir sehr interessant, für unsere Band, weil unsere Sängerin das gerne spielen und auch gleichzeitig singen wollte, und so haben wir einfach Roland kontaktiert, ob wir irgendwie kooperieren können und die sind sofort voll eingestiegen. Wir waren letzten Monat auf der Cebit, der Computer-Messe in Hannover, und haben dort auch das Programm erklärt, jetzt hier und Ende Mai werden wir in Peking auf der Palm Expo, das ist dort die größte Musikmesse in China, spielen.
Wow, Ihr seid ja super erfolgreich im Marketing. Habt Ihr Euch das alles selbst aufgebaut?
Charly: Größtenteils schon, so nach dem Motto „zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Menschen getroffen“. Es sind auf jeden Fall tolle Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Nach Peking z.B. fahren wir mit einer Studiomonitor-Firma, „Monkey Banana“, die stellen Lautsprecher her. Das ist eine junge, noch kleine Firma, die diese Boxen entwickelt hat und dieses Jahr auf den Markt bringen wird. Die möchten wir auch gerne unterstützen, da wir die Boxen echt super finden. Das Design und der Klang sind klasse! Und es wird eine Werbe-Kampagne in Deutschland und China laufen, es werden Poster gedruckt, und ich durfte Model stehen. Ja, das ist eine super Zusammenarbeit von Geben und Nehmen.
Dann wollen wir nochmal nach Eurer Band fragen, wie habt Ihr Euch gefunden?
Charly: Wir beide sind Schwestern und haben schon immer zusammen Musik gemacht, wahrscheinlich noch bevor ich sprechen konnte (Jo, die ältere, bestätigt das). Wir haben in verschiedenen Bands gespielt und jetzt seit 5 Jahren gibt es Black Sheep. Am Schlagzeug spielt Trish, Lea Bass, Johanna Gitarre und Charly ist Sängerin und spielt auch Gitarre oder Keyboard, Percussion, was gerade für den Song schön ist.
Ihr habt schon an vielen Wettbewerben teilgenommen und auch gewonnen?
Jo: Ja, das haben wir gleich am Anfang gemacht, als wir noch alle Schülerinnen waren, noch vor dem Abitur. Seitdem haben wir ganz viele Konzerte gespielt, auf Tourneen mit anderen Bands und im letzten Jahr auf unserer ersten eigenen Tour. Vor zwei Jahren haben wir die erste CD gemacht und jetzt sind wir an der zweiten dran und die wird bestimmt in diesem Jahr noch fertig.
Was war euer größter Erfolg bisher?
Jo: Ich fand die erste eigene Tour schon sehr beeindruckend vom Gefühl her. Wir waren der Hauptact, die Leute kamen wegen uns zum Konzert, auf den Eintrittskarten stand unser Name, unser Bild war auf den Tourplakaten. Nachdem wir 2-3 Jahre als Vorband für andere gespielt hatten, hat sich das schon super angefühlt.
Die Interviewerinnen kamen dann noch in den Genuß, eine Live-Akustik-Version des Songs „Politics“ von The Black Sheep zu hören, der für die Radio-Übertragung aufgenommen wurde, wunderbar, vielen Dank The Black Sheep! www.theblacksheep.de
19.04.2011