Poetischer Indiepop aus Belfast

Interview mit Jealous Of The Birds

Sie spielt Gitarre und schreibt Gedichte seit sie 12 ist und hat ein Faible für Kafka und Virginia Woolf: Naomi Hamilton aka Jealous Of The Birds. Dass sie Musikerin wurde, beschreibt sie als natürliche Entwicklung, denn sie macht einfach die Dinge, die sie schon immer gern mochte. Seit ihrer Debüt-EP „Capricorn“, die sie während ihres Englisch- und Creative Writing-Studiums in Belfast aufgenommen hat, sorgt Hamilton in der Indieszene für Furore.

Nun kündigt sie mit „Wisdom Teeth“ für den 01. Februar 2019 eine neue EP an, von der zunächst nur die Single „Marrow“ bekannt wurde. Hamilton sagt dazu: „To me, ‚Marrow‘ captures that sense of striving for authenticity in all its colours and forms.“

Als neueste Auskopplung hat Hamilton jetzt „Blue Eyes“ inklusive Video veröffentlicht. Sie selbst beschreibt den Song als eine Feier weiblicher Sinnlichkeit aus der Perspektive einer queeren Frau und erklärt: „There’s something powerful to me about femininity being self-reflexive as opposed to being expressed through the male gaze. I tried to translate that grit and sass by going for heavier instrumentation, funky bass lines and pop vocal melodies. Honestly, I just want to make the listener dance and feel good. Out of all the songs on the Wisdom Teeth EP, this was perhaps the most musically direct and enjoyable to record.“

Warum sie manchmal neidisch auf Vögel ist und was uns auf ihrer neuen CD erwartet, erfahrt ihr in unserem MELODITA-Interview.

Gibt es noch mehr Gründe, neidisch auf Vögel zu sein, außer der Fähigkeit zu fliegen?

Die Freiheit zu fliegen war definitiv der ausschlaggebende Grund dafür, diesen Namen zu wählen, aber mir ist gerade eingefallen, dass Vögel und auch andere Tiere sich ihrer Sterblichkeit nicht so bewusst sind, wie wir Menschen es sind – oder zumindest haben sie nicht die Möglichkeit dazu, das auszudrücken. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, warum Tiere uns so viel präsenter erscheinen als Menschen es sind. Ich glaube darauf kann man ruhig neidisch sein.

Wie war dein Einstieg in das Musikbusiness?

Ehrlich gesagt war er ziemlich erfüllend. Ich glaube, teilweise war das meinem Manager zu verdanken und dem Rest des JOTB-Teams. Sie haben mir dabei geholfen, auf meinem Weg zu bleiben und mich nicht im Unsinn zu verlieren, aber auch die „ropes“ in so einer kleinen Stadt wie Belfast zu lernen. Die Musik-Community hier ist sehr unterstützend und sie haben mir einen Raum zur Entwicklung gegeben, um die Dinge für mich als Künstlerin herauszufinden, in welchem ich auch Fehler machen durfte. Es gab definitiv Zeiten, in denen ich mich falsch am Platz oder einfach nicht wohl gefühlt habe. Ich musste viel Zeit und harte Arbeit investieren, damit ich ein Gefühl von Fortschritt entwickeln konnte, aber wie auch bei jeder anderen Sache findet man Wege heraus, seine eigene Vorgehensweise zu bestimmen und zu tun, was dir am authentischsten erscheint.

Wo schreibst du am liebsten deine Lieder?

In meinem kleinen Studio zuhause. Es ist nicht besonders fancy, ist aber mein vertrauter Arbeitsplatz geworden, seitdem ich nach Belfast gezogen bin. Ich glaube, es ist wichtig sich bewusst zu machen, in welcher Atmosphäre man Songs kreiert.

Wie beeinflusst Literatur und Poesie dein Songwriting?

Die Leute geben dem Einfluss der Literatur auf meine Musik oft eine große Bedeutung. Das hat sie auch, aber nicht unbedingt mehr als alle anderen Formen der Kunst, die mich interessieren. Ich interessiere mich sehr für das Malen, Fotographie, Film, die Musik anderer Leute und eigentlich fast alles, was Kunst erschafft. Poesie habe ich schon gelesen und geschrieben, als ich zwölf Jahre alt war. Was ich besonders von ihr mitnehmen konnte, ist aufmerksam zu sein. Wenn ich das richtig mache, hoffe ich, dass diese Haltung sich nicht nur in meinen Songs widerspiegelt, sondern auch in der Art und Weise, wie ich mein Leben lebe.

Spielst du lieber vor einem kleineren oder einem größeren Publikum und warum?

Ich habe ehrlich gesagt keine Präferenz. Als Band haben wir schon vor großem und kleinem Publikum Erfahrungen gesammelt und beides kann in unterschiedlicher Weise schön sein. Die Intimität eines kleinen Publikums ist etwas, was ich sehr genieße, aber das Gefühl vor mehreren tausend Leuten zu spielen, hat auch etwas.

Ist da etwas Neues/Anderes auf deiner kommenden EP „Wisdom Teeth“, im Vergleich zu deinen Liedern, die du davor veröffentlicht hast? Warum sollten wir gespannt sein, sie zu hören?

Im Unterschied zu „Parma Violets“ zum Beispiel, ist das Songwriting auf jeden Fall reifer geworden. Ich vermute, dass es an der Zeit liegt, die ich in den letzten Jahren hatte, in der ich meine Kunst verbessern konnte. Die Aufnahme insgesamt ist sehr natürlich, mit einem kleinen Twist. Ich war auch sehr begeistert neue experimentelle Elemente und interessantes Schlagwerk in ein paar der Lieder einzusetzen. Ihr werdet beispielsweise tabla drums, krakebs (Gefäßklapper aus Eisen), taishōgoto (einen japanischen Kastenzither), gesprochene Worte sowie weitere reizvolle Dinge hören.

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Autorinnen: Jacqueline Larius, Luna Wabrauschek, Tsvetelina Topalova, Mane Stelzer

Infos

21.01.2019