Mit Crowdfunding zum neuen Beduinenzelt

Sommerwerft Festival 2015 braucht Unterstützung

Kunst und Kultur im öffentlichen Raum allen Menschen zugänglich zu machen – das war und ist das Motto des Vereins Protagon e.V., der seit 14 Jahren das internationale Theater- und Performancefestival „Sommerwerft“ in der Mainmetropole veranstaltet. Doch die Kosten für das anspruchsvolle 17tägige Festival können kaum noch gedeckt werden. Grund für die Veranstalter, eine Crowdfunding-Aktion zu starten, die in einer Woche zu Ende geht.

Die Theatergruppe „antagon“ war 2002, auf der Suche nach Auftrittsorten für ihr Straßentheater, auf das Gelände der Weseler Werft am Frankfurter Mainufer gestoßen. In einem Gespräch mit dem Direktor der damaligen Großmarkthalle kam der künstlerische Leiter Bernhard Bub auf die Idee, das Gelände der Weseler Werft zu bespielen. Der Ort neben der alten „Obst-und-Gemüse-aus-aller-Welt- Halle“ hatte Charme, Charisma und den Geruch der Weltmärkte. Damals saß der Direktor in einem schon ziemlich leeren Büro und sagte: „Hier geht alles dem Ende zu, aber da unten ist vielleicht Euer Platz“, und er deutete mit dem Finger aus seinem Fenster auf das östliche Mainufer und die Werft. So fand das Festival seinen Standort in der Hafenanlage, neben alten Hafenkränen, Lastschiffen, dem Güterverkehr, Silos und Lagerhallen und den Bohrhämmern auf den Baustellen der geplanten Neubauten („Wohnen am Main“). In dieser Atmosphäre begann die Sommerwerft.

Heute behauptet sich die Sommerwerft in direkter Nachbarschaft und extremen Kontrast zum neugebauten glitzernden Turm der Europäischen Zentralbank, die heute Besitzerin des Areals der Großmarkthalle ist. So heißt denn auch das Motto des Festivals „Kreativität statt Konsum“ und Bernhard Bub schreibt auf der Homepage des Vereins: „In Zeiten, in denen man scheinbar unendliche Möglichkeiten hat, aber einen das Gefühl der Ohnmacht verfolgt, kann ein Ort, wie ihn die Sommerwerft bietet, entschleunigen, durchatmen, staunen und inspirieren lassen. Wir brauchen solche Plätze in der Gemeinschaft.“

Jedes Jahr versammeln sich zum Festival an die 350 ehrenamtliche HelferInnen und 250 KünstlerInnen aus aller Welt, um ein abwechslungsreiches Programm aus Theater, Musik, Tanz, Film und Poesie auf die Beine zu stellen und das Frankfurter Mainufer in einen Spielort berührender, begeisternder und nachdenklich stimmender Inszenierungen zu verwandeln – und das alles bei freiem Eintritt. Im Beduinenzelt spielen Singer- und SongwriterInnen wie Ashia & the Bison Rouge (Foto), Ann-Christine Bromm, Marion von Tilzer, neun rote schuhe, Lívia Mattos, Nick & June, Micah & Tommy, Kera Mono, claraklang, Madeleine Persson, Marlene & Marie, Nadine Fingerhut, Julakim, The Wishing Well, Akampita Steiner, Estrelo Do Mundo, Triskilian, Pathos Legal, Mirvana in the Groove Kitchen, blauspan33, mona la phona, Claudia Rudek, u.v.a.

Regionale und internationale KünstlerInnen bringen außergewöhnliche Theaterstücke, drinnen und draußen. Installationen, Silent Disco, Russian Teacorner, Workshops, eine Containment-Cocktailbar, das Kinderprogramm, Kinovorstellungen, ein „Flowmarkt“ (immer sonntags, ab 15 Uhr) sowie ein Symposium zum Thema „Zeitgenössisches Theater im öffentlichen Raum und seine gesellschaftliche Relevanz“ runden das Ganze ab.

Klar, dass bei allem Idealismus und Engagement auch Rechnungen beglichen und das Equipment in Schuss gehalten werden müssen. Das Beduinenzelt, in dem sich akustische Bands und ihr Publikum über den besonders stimmungsvollen Rahmen freuen können, bedarf einer gründlichen Reparatur und Überholung. Stromsparendere Theatertechnik, Dekor und Ausstattung, Öko-Toiletten aus Holz ohne Chemie und die Unterbringung, Verpflegung, Reisekosten für die KünstlerInnen müssen bezahlt werden. Die Stadt Frankfurt fördert das Festival zwar, jedoch deckt diese Förderung nicht mal 10% der Gesamtkosten. Eintrittsgelder werden nicht erhoben, Sponsorengelder immer schwieriger zu akquirieren. Daher hat das Veranstaltungsteam im Juni eine Crowdfunding-Aktion auf Startnext gestartet, die in den jetzt noch verbleibenden 8 Tagen ein Budget von 17000.-€ zusammentrommeln soll. Schon ab 5.-€ kann man das Festival unterstützen, je nach Spendenbetrag kann frau sich über Dankeschön’s wie das Sommerwerft-Programmheft, Poster, T-Shirts und gratis Food beim Festival freuen oder sich mit einer höheren Spende für 2-4 Tage auf das Kulturgelände von protagon e.V. einladen. Das Crowdfunding auf Startnext funktioniert nach dem „Alles-oder-nichts-Prinzip“: der/die Starter/in bekommt das Geld nur ausgezahlt, wenn das Fundingziel erreicht wird – andernfalls geht das Geld an die Unterstützer zurück. Helft mit, das einzigartige Festival zu erhalten: https://www.startnext.com/sommerwerft.

(Titelfoto: Barbara Walzer, erstes Foto: www.panorama-frankfurt.de, Foto Beduinenzelt: Holger Greiner)

http://www.sommerwerft.de
Autorin: Mane Stelzer

08.07.2015