Marla Glen
Adrogyne Soulvoice
Mit neuem Elan wieder da! Marla Glenn mit neuer CD und Band on Tour Frühling/Sommer 2003
Die extravagante Soulsängerin mit dem androgynen Look und der tiefen erotischen Stimme war für einige Jahre fast völlig in der Versenkung verschwunden, auch wenn „Also love you“ und „You got me“ immer wieder auf Partys als absolute Tanzflächenfüller erklangen. Im Ohr sind ebenfalls ihre Version des James Brown-Klassikers „It´s a Man´s World“ oder ihr „The Cost of Freedom“. Doch nach ihrem dritten Album „Our World“ (1997) war Schluss, danach erschien nur noch eine Best Of-Sammlung von ihr. Aber nun ist Marla Glen wieder da, startete im Winter mit der Tour „Shut your mouth“ und stellt jetzt im Frühling und Frühsommer bei vielen Live-Gigs mit Band ihre neue CD „Friends“ vor.
Irene Hummel befragte die Musikerin und Sängerin zum Tourneestart nach den Ursachen für ihr Untertauchen und nach der wiederaufgetauchten aktuellen Marla Glen.
Warum hast du eine so lange Auszeit genommen und dich ganz zurückgezogen?
Marla Glen: Ganz einfach, ich war auf der Suche nach einigen Antworten.
Durch meine künstlerische Naivität wurde ich in der Vergangenheit abgezockt. Ich stand mit offenen Rechnungen da, von denen ich annahm, dass sie längst bezahlt waren. Aber so ist das wohl, wenn man mit den falschen Menschen arbeitet. Von meinem damaligen Manager habe ich mich getrennt, den Roadmanager und Bandmitglieder häufig ausgewechselt. Ich habe viel dazugelernt, und heute ist mein Team immer für mich da, es gibt mir Sicherheit.
Es gab viele Gerüchte über dich und Drogen und Alkohol – stimmt etwas davon?
Marla Glen: Diese Auszeit hatte nichts mit Drogen und Alkohol zu tun. Ich brauchte diese Zeit, um die Dinge zu verstehen und selbst in die Hand zu nehmen.
In der Info zu deiner Tour steht, die Regenbogenpresse hätte auf dem Höhepunkt deines Erfolges „wilde Gerüchte“ um dich „bis zur Peinlichkeit“ ausgeschlachtet, und sie hätten die ”Herrenanzüge” falsch verstanden. Was steckt dahinter?
Marla Glen: Die Plattenfirma und mein damaliger Manager haben mir ein Image verpasst, das nicht ich selbst war, das sich aber ihrer Meinung nach gut verkaufen ließ. Es sah so aus: Konzerte, Partys, Zigarren, Whisky, Drogen und blonde Frauen. Nur mein Style – die Herrenanzüge und meine Hüte – das war und bin ich! Frauen liebe ich selbstverständlich auch, die Haarfarbe ist mir aber egal. Hauptsache, die Frau hat das gewisse Etwas für mich.
Viele Lesben haben die Marla Glen mit ihrem androgynen Outfit als ihr Rollenmodell und Idol erkoren. Bezeichnest du dich selbst als Lesbe? Hast du eine Beziehung / Partnerin / Kinder?
Marla Glen: Ich liebe Frauen, das ist richtig. Ich denke aber, dass ich nicht die typische Lesbe bin. Zur Zeit habe ich keine Beziehung.
Wo siehst du selbst die Unterschiede zwischen der Marla Glen von vor einigen Jahren und heute?
Marla Glen: Die heutige Marla Glen ist stärker und energiegeladener als je zuvor. Das liegt wohl daran, dass man aus schlechten Erfahrungen und schlechten Zeiten lernt. Die Marla Glen, die Du heute siehst, das bin wirklich ich.
Hast du deinen Stil und deine Musik im neuen Jahrtausend verändert? Oder dürfen wir demnächst wieder ganz die alte Marla Glen erleben?
Marla Glen: Mein persönlicher Stil ist gleich geblieben, mit diesem wurde ich wie Nina Simone, Miriam Makeba oder James Brown geboren. Meine Melodien haben sich dem neuen Jahrtausend bzw. der neuen Generation angepasst. Lasst Euch einfach überraschen.
Deine Herbsttour stand unter dem Motto „Shut your mouth”. Worauf bezog sich das?
Marla Glen: „Shut your mouth“ bedeutete in diesem Fall für mich, dass ich mit den alten Stories über mich abschließe. Ich mache ein Comeback mit einem neuen Team um mich herum. Dieses Team gibt mir den Schutz einer Familie.
Welches deiner Lieder magst du selbst am liebsten? Warum?
Marla Glen: Ich liebe alle Lieder von mir, ich habe sie geschrieben. Sie sind mein Style.
Welche Musik hörst du privat am liebsten?
Marla Glen: Mir gefällt jede Art von Musik von Klassik bis zu den aktuellen Charts.
Was sind deine prägenden Einflüsse gewesen?
Marla Glen: Das Leben, die internationalen Nachrichten, die Bibel, Jesus und Gott.
Hat die Religion dich schon früh geprägt, bist du damit aufgewachsen?
Marla Glen: Die Religion, d.h. die Bibel, Gott und Jesus, stehen im Mittelpunkt meines Lebens.
Wie sieht deine spirituelle religiöse Praxis aus, gehörst du z.B. einer Kirche oder Sekte an?
Marla Glen: Nein, ich gehöre keiner Kirche oder Sekte an.
Welches Buch liest du gerade?
Marla Glen: Ich lese immer mal wieder die Bibel. Ich lese auch Bücher wie „Die Seele nach dem Tod“ (The Soul after Death), „Der Bibelcode“ und andere aus dieser Richtung.
Und inwiefern prägen dich die internationalen Nachrichten?
Marla Glen: Internationale Nachrichten – damit meine ich, dass ich im Fernsehen CNN, BBC und deutsche Nachrichten anschaue. Dinge, die in der Welt passieren, bringen mich zum Nachdenken und lassen mich schreiben.
Du warst nicht immer Musikerin. Aber die Musik steht in deinem Leben im Mittelpunkt?
Marla Glen: Ja. Ich wurde mit Musik geboren, sie ist mein Leben. In der Vergangenheit habe ich meinen Lebensunterhalt unter anderem als Bedienung bei McDonalds, Burger King und anderen Restaurants, im Sicherheitsdienst, als Bauarbeiter usw. verdient.
Dann fing ich an, aus Spaß Musik zu machen. Aus meinem Hobby wurde meine berufliche Zukunft. Mit der Musik habe ich die Möglichkeit, das zum Ausdruck zu bringen, was mir am Herzen liegt. Ich habe so die Chance, auf die Situation von Minderheiten und auf Missstände aufmerksam zu machen.
Die erste Single ”God”, die zur Herbsttour erschien, hat auch etwas mit Missständen zu tun, sie kommt einer Tierschutzorganisation zugute – wie bist du darauf gekommen?
Marla Glen: „Noah, Menschen für Tiere e.V.“ wollten ein Statement von mir für ihre Mitgliederinformation. Sie stellten mir und meinem Team ihr Konzept vor, und wir waren begeistert. Ich wollte gerne mehr tun und bot Noah an, ihnen einen Song für ihre Werbung zur Verfügung zu stellen. Aus dem einen Song wurden zwei, aus der Werbung wurde eine Maxi-CD. Von dieser CD geht ein Teil des Erlöses an Noah.
Hast du eine Message, die du mit der Musik vermitteln willst?
Marla Glen: In meinen Songs ist immer eine Message. Ich hoffe, ich kann durch meine Musik Licht in die Welt bringen.
Bezeichnest du dich als Feministin? Was bedeutet das für dich?
Marla Glen: Ich bin eine „natürliche Feministin“, da ich weiblich bin, aber ich setze mich für jede Art von Leben ein, d.h. Menschen, Tiere und Pflanzen.
Du bist in Chicago geboren und aufgewachsen. Heute lebst du in Deutschland. Wo fühlst du dich zu Hause?
Marla Glen: Ich fühle mich überall auf der Welt zu Hause.
Was sind deine Träume und Wünsche für die Zukunft?
Marla Glen: Frieden.
Discographie:
CD „FRIENDS“ (2003)
CD – „This is Marla Glen“ (1.CD)
CD – „Love & Respect“ (2.CD)
CD – „Our World“ (1997)
CD – „The Best of Marla Glen“ (Sampler)
Quelle: Dieser Text erschien bereits Ende 2002 bei LESPRESS.
Dank an die Redakteurin Ulrike Anhamm und die Autorin für die kollegiale Unterstütuzung.
www.lespress.de
Copyright: Redaktion Melodiva
Autorin: Irene Hummel
30.04.2003