Luftig-leichter Jazzpop

Interview mit Stephanie Neigel

Vielseitiger geht’s nimmer: A Cappella Fans kennen sie als eine von vier „Les Brünettes“ und im Bigbandjazz ist sie ebenso zuhause wie in der Gedichtvertonung in Duobesetzung. Mit ihrer exzellenten Band feilt sie seit 3 Jahren an ihrem Solo-Programm, das vor einigen Tagen in einem CD-Releasekonzert unterm Sternenhimmel des Planetariums in Mannheim aus der Taufe gehoben wurde. Die Rede ist von der Mannheimerin Sängerin und Songwriterin Stephanie Neigel. Ihr Debüt „Introducing Stephanie Neigel“ birgt luftig-leichte, mal nachdenklich gestimmte, dann wieder freudig-beschwingte Jazzpop-Perlen, mit denen sie ab März mit allerlei „Finessen“ auf Tour ist.

Live im Planetarium 31.01.13

Dein CD-Releasekonzert steht vor der Tür und es findet an einem ungewöhnlichen Ort statt: im Planetarium in Mannheim am 31.01.2013. Hast Du diesen Ort extra für die Präsentation Deiner CD ausgewählt?

Auf jeden Fall! Ich hatte lange überlegt, welcher Ort sich am Besten eignen würde, um die gesamte Stimmung meines ersten Albums und meiner Musik wiederzuspiegeln, und als bei den Überlegungen das erste Mal der Gedanke an das Planetarium in Mannheim aufkam, habe ich mir ein Release-Konzert dort sofort super vorstellen können. Nicht nur, weil die runde Anordnung der Stühle und die riesige Kuppel schon eine tolle Atmosphäre für das Konzert ergeben. Wir haben uns auch für jedes einzelne Stück eine Visualisierung überlegt und mit den Licht-und Technikmöglichkeiten vor Ort umgesetzt. Wir werden also mit 12-köpfiger Band unter Sternenhimmel, Panoramabildern oder Feuerkuppel die Songs zum Besten geben, damit das ein einmaliges Konzert-Erlebnis für Augen und Ohren wird. Solch ein Konzert ist dann schon etwas sehr Besonderes.

Mit Deinem Album „Introducing Stephanie Neigel“ gibst Du Dein Debüt als Songwriterin. Wie sind die Songs entstanden? Gibt es eine feste Band, mit der Du schon lange an den Songs arbeitest?

Die Songs sind auf unterschiedlichste Weise entstanden. Mal kam mir eine Idee in der Bahn, mal beim Klavierspielen oder auch wenn ich abends eigentlich schon im Bett gelegen habe. Es geht dann um Themen, die mich beschäftigen und in mir nicht zur Ruhe kommen. Dann ist das Beste, was ich tun kann, sie in einem Song nieder zu schreiben.

Stephanie Neigel & Band

Schon vor 6 Jahren habe ich meine erste eigene Band gegründet, und mit der heutigen Besetzung (Nils Becker/Gitarre, Volker Engelberth/Piano, Alex Merzkirch/Bass, Martin Rott/Schlagzeug)
spiele ich meine Songs seit etwa 3 Jahren. In dieser Zeit sind wir sehr zusammen gewachsen und waren von Anfang an weit aus mehr als nur Band-Kollegen. Es sind ganz wunderbare Menschen, mit denen es unglaublich viel Spaß macht auf der Bühne zu stehen, und ich bin immer wieder aufs Neue dankbar dafür, dass sie mir und meiner Musik das Beste von sich schenken: ihre Zeit, ihr Engagement und ihre Musikalität.

Beschreibe uns doch mal, wie Deine Songs von der Idee bis zum Endprodukt entstehen. Gibst Du den Bandmitgliedern genau vor, was sie spielen sollen oder entwickelt Ihr das gemeinsam?

In den meisten Fällen komme ich schon mit einem fertigen Song in die Probe, d.h. mit fertigem Text, Melodie und Akkorden und spiele dann die Songs erst mal mit meiner Klavierbegleitung vor oder ich zeige eine Aufnahme, die ich bereits von dem Song gemacht habe. Dann überlegen wir gemeinsam, wie wir die Stücke auf die Band und die einzelnen Instrumente umsetzen können. Oft habe ich beim Schreiben der Stücke schon eine konkrete Vorstellung dazu gehabt und singe zum Beispiel dem Schlagzeuger meinen „Groove“ vor, damit er das auf sein Instrument umsetzen kann oder mir weitere Möglichkeiten anbieten kann. In der Bandarbeit wird dann das Arrangement immer mehr verfeinert und in der Studio-Arbeit kommen zu dem Arrangement noch mehr Details dazu, da wir dann in der Instrumentierung noch etwas freier sein können.

Du schreibst ja schon seit Deiner Jugendzeit Songs; wie hat sich Deine Herangehensweise mit den Jahren verändert?

Ich würde sagen, die Songs sind reifer und abwechslungsreicher geworden. Die größere Erfahrung und mein wachsendes Wissen über Musik ermöglichen es mir, mich besser auszudrücken, musikalisch als auch lyrisch. Mir stehen mehr Mittel zur Verfügung, um meine Ideen zu verwirklichen.

Wurde bei Euch zuhause Musik gemacht? Hast Du schon als Kind ein Instrument gelernt?

In meiner Familie waren Musik und Gesang immer sehr willkommen. Als ich noch sehr klein war, hat mir meine Mutter oft zum Einschlafen vorgesungen und sich immer gefreut, wenn ich singend durch die Wohnung gelaufen bin oder meine ersten Entdeckungen am Keyboard oder Klavier gemacht habe. Für Unterricht habe ich mich erst relativ spät entschieden, weil ich eigentlich die größte Freude dabei empfunden habe, selbst die Klangwelten zu entdecken.

Fiel Dir die Entscheidung, Musik zu studieren, leicht?

Mein größter Traum war es schon recht früh, Musikerin zu werden, aber dass ich dies nicht ohne eine entsprechende Ausbildung werden wollte, war auch immer ein Teil des Traumes. Ich wusste auch, dass ein Musikstudium bzw. einen Studienplatz zu bekommen nicht so leicht ist und deshalb hat schon ein bisschen Überwindung und Arbeit dazugehört, meinen Traum vom Musikerleben über den Weg des Musikstudiums durchzuziehen. Heute bin ich aber sehr glücklich über diesen Weg.

Du hast ja Jazzgesang in Mannheim und Weimar studiert. Wie würdest Du diese Zeit beschreiben? Welche Erfahrungen während dieser Zeit waren am wichtigsten?

Oh, ich habe sehr viel gelernt, sowohl in Mannheim als auch in Weimar. Ich hatte an beiden Hochschulen tolle Professoren, die mich absolut unterstützt haben und mir viel von ihren Erfahrungen mitgegeben haben. Das ist zusammen gerechnet mehrere Jahrzehnte Erfahrung als Musiker und allein das ist schon Gold wert! Jedoch mindestens genauso wertvoll sind auch die Begegnungen mit den anderen Musikstudenten, die ich an den Hochschulen kennen lernen konnte. Mit vielen von ihnen arbeite ich heute in meinen Bands zusammen und habe auch im Laufe der Jahre einige wunderbare Freundschaften schließen können.

Wie würdest Du Deine Musik beschreiben?

Sie ist sinnlich, verspielt, ernsthaft und fröhlich zugleich. Ob dann nun bei dem einen Song mehr Jazzelemente oder bei dem anderen Song mehr Popmusik zu hören ist, ist dann am Ende nebensächlich. Es geht immer um die Aussage und darum, dass die Musik die Emotionen umrahmt. Hierbei will ich mir für die musikalischen Farben keine Grenzen setzen.

Du standest im letzten Jahr beim Rheingau Musikfestival mit der BigBand „Kicks and Sticks“ und James Morrison auf der Bühne und hast sogar ein „Privat-Coaching“ mit der fantastischen Musikerin Esperanza Spalding genossen. Im Dezember warst Du als Support-Act mit Tanita Tikaram auf Tour. Was bedeuten diese Erlebnisse für Dich?

Unglaublich viel Inspiration! All diese Begegnungen haben mich tief geprägt, manchmal war es nur ein einziger Satz, der heute noch ab und zu in meinem Kopf nachhallt oder eine Szene, über die ich nach wie vor nachdenke und die sehr deutlich in meiner Erinnerung verblieben ist.

Du kennst Konzerte als Solistin mit großem Orchester genauso wie das Singen im akustischen Duo. Was ist Dir lieber?

Beides zu seiner Zeit, denn beide Besetzungen sind in ihren Eigenheiten durchaus sehr spaßig und herausfordernd. Ich würde mich ungern einem „Entweder-Oder“ unterziehen…

Duo Neigelböhlen

Du bist sehr vielseitig, machst noch zahlreiche andere Projekte wie z.B. das Duo „Neigelböhlen“ oder das A-Cappella Quartett „Les Brünettes“. Kannst Du uns darüber etwas erzählen?

Sehr gerne. Mit meinem Duo-Partner Sebastian Böhlen mache ich schon seit einigen Jahre Musik und wir haben uns sehr speziellen Arrangements von Jazz-Standards und Gedichtvertonungen gewidmet. In diesem Projekt steht die Lyrik atemberaubender Poeten und die Experimentierfreude mit bereits vorhandenen Texten im Vordergrund.
Bei „Les Brünettes“, einem reinen Damen-A-Cappella Quartett, entdecken wir immer wieder neue sängerische und klangliche Möglichkeiten um ein Stück darzustellen. Stimmen können unglaublich berührend sein. Ob nun bei eigenen Songs oder eigenen Arrangements, „Les Brünettes“ birgt einen ganz eigenen Zauber aus Weiblichkeit, Tiefsinnigkeit und Unterhaltung in den Raum. Was beide Projekte jedoch verbindet, ist, dass man weder im Duo noch im A-Cappella Quartett einen doppelten Boden hat. Man muss, ob nun solistisch oder auch in der Begleitfunktion, immer voll da sein und sich sehr auf die Kollegen einlassen. Es ist absolut fein abgestimmte Musik, die auch sehr stark auf die Interaktion der Mitmusiker angewiesen ist. So bleibt es bei jedem einzelnen Konzert wieder aufs Neue spannend, was der Abend so mit sich bringen wird.

Wie schaffst Du es, diese Projekte unter einen Hut zu bringen?

Mit viel Liebe zur Musik und guter Planung 😉

Les Brünettes

Im März gehst Du auf CD-Release Tour durch Deutschland. Wer wird dabei sein?

Meine 5-köpfige Band mit kleinen Finessen. Ich bediene mich hier und da auch mal einer Loopstation oder spiele auch schon mal selbst Klavier. Meine Bandmusiker singen unglaubliche Background-Chöre und unser Schlagzeuger hat ein ganz ungewöhnliches „Percussion-Drumset“ mit dabei. Es gibt sehr viel zu entdecken zwischen purer Spielfreude und sinnlicher Atmosphäre. Am Besten macht man sich sein eigenes Bild von Stephanie Neigel & Band. Was sind Deine weiteren Pläne? Musik machen auf den Bühnen Deutschlands und die nächsten CD-Veröffentlichungen vorbereiten. Dieses Jahr erscheint das erste „Neigelböhlen“-Album und für „Les Brünettes“ und „Stephanie Neigel & Band“ sind auch schon weitere Alben in der Planung. Langweilig wird mir also nicht:)

(Livekonzert-Foto/Planetarium: Christian Gaier)

Aktuelle CD: „Introducing Stephanie Neigel“ (2013)
Label: Bhm (ZYX)

Tourtermine:
01.03.13 Frankfurt, 25 H Hotel
02.03.13 Miltenberg, Beavers
12.03.13 Wetzlar, KulturStation
13.03.13 Düsseldorf, Ugly Deluxe
14.03.13 Oldenburg, Wilhelm 13
16.03.13 Berlin, b-flat
17.03.13 Rüsselsheim, Das Rind
21.03.13 Karlsruhe, Tempel
12.04.13 Weimar, Stellwerk
20.04.13 Lange Nacht der Museen, Mannheim,
Wasserturm, Mannheim
01.05.13 Mannheim, Eröffnung Neckarstrand
04.05.13 Frankfurt
20.06.13 Saarbrücken, Zucker und Zimt
25.06.13 Freiburg, Waldsee

http://www.stephanieneigel.de/
Autorin: Mane Stelzer

10.02.2013