Ladyfest Movement

Leipzig-Hamburg, Leinen los...

Zur Geschichte des Ladyfest-Movements – Weltweit

Anfang der 90er Jahre entwickelte sich in der Punk/Hardcore-Szene der beiden US-amerikanischen Städte Washington D.C. und Olympia eine rege feministische Aktivität mit links-politischem Anspruch:
Das Riot Grrl-movement war geboren. Aus ihm gingen Bands wie Bikini Kill, Bratmobile, Team Dresch, Sleater Kinney und Le Tigre hervor (Diese Kultband ist auch in Hamburg mit dabei).

„female self empowerment“
Frauen und Mädchen begannen sich zusammenzuschließen, um die permanente Unterrepräsentation von Musikerinnen und Künstlerinnen zu unterlaufen. Unter dem Motto „female self-empowerment“ wurden Festivals, Konzerte und Übungsräume, Filmabende und Ausstellungen organisiert, Fanzines und aktive Gruppen in den verschiedensten Bereichen gegründet. Es entstand eine immer größer werdende Szene von Musikerinnen, Künstlerinnen, Autorinnen, DJs und anderen Aktivistinnen, die in einem umfassenden Netzwerk miteinander in Verbindung standen.

Feminismus COOL & SEXY
Mit den Jahren machte das Prädikat der rebellischen Grrls insbesondere in Europa Mode: Die Musik- und Kleidungsindustrie hatte schnell herausgefunden, dass „Girlism“ sich gut verkaufen ließ. Der ursprüngliche Begriff „grrl“ wurde in „girlie“ umgeschrieben und zu einem stigmatisierten Markenbegriff ohne politisch-femininistsche Aussagekraft. In den USA hatte das zur Folge, dass sich die ehemaligen Riot Grrls den Begriff „Lady“ aneigneten. Damit schufen sie sich eine neue, passendere Identität: Ladies sind älter, reifer und souveräner. Sie wissen, was sie tun, und zeigen damit, dass Feminismus gleichzeitig cool und sexy sein kann.
Die erste größere Aktivität der „Ladies“ war die Organisation des „Ladyfests Olympia“ im Jahr 2000. Damit gaben sie den Anstoß zu einer im breiter werdenden Präsentation von kunstschaffenden Frauen überall auf der Welt. Die Anzahl der Ladyfeste, die seit 2000 zunächst in den USA, seit 2001 auch in Europa und Übersee, auf die Beine gestellt wurden, liegt mittlerweile bei ca. 50.

Die ersten Ladyfeste in Deutschland
In diesem Jahr werden am 16. August in Leipzig und vom 21.-24. August in Hamburg die ersten Ladyfeste im deutschsprachigen Raum die Clubs rocken.

Hamburg – Leinen los…

Das Programm steht, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Viele bekannte Formationen stehen auf dieversen Bühnen in bekannten Hamburger Clubs von der ROTEN FLORA bis hin zur MS STUBNITZ…
4 Tage lang rockt das Ladyfest Hamburg und feiert mit internationalen Künstlerinnen und lokalen Stars feministische Kunst, Aktion und Selbstverständnis!

Stichwort: Kooperation
Um der rechtskonservativen Kahlschlagspolitik des Hamburger Senates (nicht nur!) im Bereich der Frauenkultur lautstark etwas entgegenzusetzen, vernetzten sich das fm:z – Frauenmusikzentrum, das Künstlerinnenarchiv Bildwechel, FSK 93,0 sowie zahlreiche Hamburger Musikerinnen, DJs, Künstlerinnen und andere kreative Ladies, um dieses Festival zu realisieren.

Stichwort PROGRAMM
Das kann sich sehen lassen und es sprengt fast unsere Site. Wir wollen Euch aber ein kleine Auswahl bekannter nationaler wie internationaler Highlights hier bei uns vorstellen, Euch ein Überlbick über die zahlreichen Konzerte, DJane-Nights, Foto-Ausstellungen, Filmnächte und Workshops etc. geben.

Tribe 8 (USA)
Samstag 23.08.03 im Großen Saal – ROTE FLORA, Einlass 20 Uhr, Beginn 21 Uhr
After taking a three-year hiatus from recording and major touring the queercore band, Tribe 8 announces a new line-up and plans for a new album, scheduled for summer 2002.
In 1999, Tribe 8 returned to their home city of San Francisco after nearly a year of touring the world in support of Role Models for Amerika (Alternative Tentacles Records). Long-time drummer Slade Bellum decided to retire shortly thereafter, giving up her punk rock career for a more „normal” lifestyle.
Not long after Slade’s departure, bass player Lynn „Tantrum” Payne, a Canadian citizen, realized that immigration laws were all too trying for her to remain in the U.S. as an active member of Tribe 8.
She returned to Toronto and now writes and plays music with several different Canadian acts, but making guest appearances with Tribe 8 when she can. But meanwhile they found a new drummer, Jen Schwartz, and are now recording a new album.

Bernadette La Hengst (Hamburg)
Donnerstag 21.08.03 im MS Stubnitz (2 Floors), Einlass 20 Uhr, Beginn 21 Uhr
Hallelujah, La Hengst hat`s: den Bogen raus, die Augen offen, die Füße auf dem Boden und den Kopf voller Flausen. Phantasielosigkeit ist ein Luxus, den sie sich nicht leistet: Disko-Chansons, gefüttert mit Elektro-Zoom, Mood-Metal und Loversrock-Wave
„Die Braut haut ins Auge“ war die Pop-Bühne, auf der La Hengst in den 90er Jahren für das Recht zu rocken melodiös und lautstark eingetreten ist. Auf diesen Errungenschaften baut sie auf. Im neuen Jahrtausend besinnt sich La Hengst auf sich selbst und zeigt, dass es dabei nicht nur viele verschiedene Seiten, sondern eine ganze Welt zu entdecken gibt.
Aufgeben geht nicht, schon gar nicht, wenn man Musik macht und in einer Stadt wie Hamburg lebt, in der Ronald Schill Ängste schürt, um Hoffnungen unter Ressentiments zu begraben.

Gertrude (UK)
Freitag 22.08.03 in der ROTEN FLORA, Beginn 21:00
Gertrude sind zu viert, spielen seit 1996 Konzerte im DIY/Squat-Umfeld im UK und waren auch schon in den USA auf Tour. Zuletzt haben sie mit Fugazi in Manchester gespielt. Sie machen Postpunk mit Einflüssen von End-70er/ Früh-80er Bands wie Slits und Kleenex/ LiLiPUT, erinnern aber auch an Dog Faced Hermans, The Ex oder Submission Hold (ohne den Hardcoreanteil). Sie selbst beschreiben ihre Musik als “ a kind of mutant /orchestro punk incorporating cello and clarinet which creates an unusual dynamic, it’s punk but not as you know it“. Derzeit nehmen Gertrude nach diversen anderen Veröffentlichungen ihr erstes Album auf, welches auf ihrem eigenem Label erscheinen wird.

Rhythm Kings and her friends (Berlin)
Samstag 23.08.03 im MS Stubnitz (2 Floors), Einlass 20 Uhr, Beginn 21 Uhr
Die drei Berlinerinnen rocken mit Drumcomputern, gesampelten Rhythmen, Bass und Gitarre das Haus und geben eine aufregende Performance, manchmal auch im Tittenkostüm.
Rhythm King and her friends tourten 2001 in Deutschland und der Schweiz und waren dabei u.a. im Vorprogramm von The Ex, Iva Bittova und Blumfeld zu sehen. Bevor sie im Frühjahr letzten Jahres als Support der New Yorker Band Le Tigre unerwartete Megaerfolge in Skandinavien feierten, erschien nach der ersten homemade CD eine 10″ mit vier Stücken bei dem Genfer Label „eight & zero“. Außerdem sind sie auf den Compilationen „toxic girls!“ (tsunami addiction, Paris, 2002) und „kopf:hören!“ (Hamburg, 2002) vertreten.

Parole Trixi (Hamburg)
Samstag 23.08.03 im MS Stubnitz (2 Floors), Einlass 20 Uhr, Beginn 21 Uhr
Parole Trixi machen mellowdramatischen Rock mit deutschen Texten und in einer eigenen lyrischen und zugleich appelativen Sprache. Gegründet 1998 berühren Parole Trixi exaltiert und bittersüss die Narben der eigenen Existenz. Parole Trixi war eine der ersten deutschen Bands, die sich in der Öffentlichkeit explizit auf Riot Grrl bezogen und daraus etwas Eigenes machten. So war ihr 2002 auf „Whats so funny about“ erschienenes Debut-Album „Die Definition von süß“- mit der Riot-Hymne „Seid gegrüßt“ – eine der heißdiskutiertesten Platten des Jahres. Fürs Ladyfest spielen die drei Ladies von Parole Trixi ein exclusives „unplugged“ Set – ohne ihren Drummer. Überraschung galore!

Die Propellas aus Leipzig
SA 23.08.03 im Phonodrome – DJane-Nacht
Sie überzeugen mit ihrem unverwechselbaren Charme – wer Rentek und mrs.p letztes Jahr in der Flora auf einer FSK-Party erleben durfte, weiß wovon ich rede. Isa wird uns dann mit ihren warmen Grooves eine kleine, aber sehr schöne Atempause gönnen, bevor uns Cfm dann langsam auf das vorbereiten wird, was da noch kommen mag, nämlich:
Spin_O und Vicki Schmatolla werden uns selbstproduzierte Drum´n´Bass Tracks um die Ohren hauen, dass es nur so kracht. Dazu spielt Vicki ein verdammt cooles Schlagzeug und sieht dabei auch noch umwerfend aus. Achtung, Achtung, sie ist nicht niedlich, nein, nein!!!!!

Justine Elektra (Melbourne / Berlin)
Sonntag 24.08.03 im MS Stubnitz (2 Floors)
.Musikalisch bewegt sich Justine Elektra zwischen warmen Elektrospielereien, deepen Tanzbeats und groovendem Folk. Eingelagert sind Kalimba- und Gitarren-Samples à la Neil Young. Ach, wenn das schon alles wäre – nein, dazu kommt noch ein betörender Gesang zwischen Ironie und Melancholie – absolut einmalig.

Zusatz-Programm:
Kunst-Ausstellung,Lesungen, Filme, Open Stage…

Workshops:
Radical Cheerleading, Performacne, Comics, Kreatives Schreiben, Studiotechnik….

Hörspielnacht
„Time for Love: Swimming Murder“

Theorie Panels:
Neoliberale Kulturpolitik und feministische Strategien; Vergangenheit & Zukunft des Begriffs Feminismus; Ladies und Rock in Theorie und Praxis

16. August – Erstes Ladyfest in Leipzig
im CONNIE ISLAND, Coburgerstr. 3 in Leipzig

Mit dabei:
Histeria aus Polen, Don’t nod aus Hamburg, Kevin Blechdom (UK)

Kino:
„step up and be vocal“

Diskussion:
Feminismus und Musik

PROGRAMM-Auswahl:

Angie Reed – musician and artist (ex Stereo Total, Angie et ses Tigres u.a.)
Scheppernder Garagedreck, rollende Bässe und Ghetto-techno. Angie Reed ist eine italo-amerikanische Performerin und Künstlerin aus Berlin – ihre Auftritte sind ein multi-media Aufeinandertreffen von Popkonzert, Performance, Stand Up Comic, Theater und bildender Kunst sowie eine Variation verschiedender Musikarten. Dieser Mix gibt einen guten Cocktail elektronischer Musik – exotique a go-go!

Text zusammengestellt von Anne Breick/ Frankfurt

Copyright: Redaktion Melodiva

Autorin: Anne Breick

29.07.2003