Katie Melua live @ Palladium/Köln 23.04.2023

"Love & Money"

Es regnet, und die Fans – überwiegend im Baby Boomer Alter – strömen ins Kölner Palladium. Pünktlich um 18:30 Uhr betritt Katie Melua in einem glitzernden schwarzen Jumpsuit mit ihrer vierköpfigen Band die Bühne, legt sofort mit einer Ballade los und taucht den Saal in ihre sanfte, warme Stimme. Erst nach dem ersten Lied „Joy“ begrüßt sie ihr Publikum. Sie bedankt sich ganz herzlich dafür, dass die Leute ein Ticket gekauft haben und extra für sie ins Palladium gekommen sind. Es sei ihr eine solche Ehre, wieder in Köln zu sein. Auch wenn das sicherlich Künstler*innen-Sprech ist, es klingt wahrhaftig, herzlich, persönlich. Und sehr persönlich geht es auch weiter.

Melua erzählt ihrem Publikum von ihrer Kindheit in Georgien, von der Zeit, in der es ihr psychisch nicht gut ging und sie in psychologischer Behandlung war, sie erzählt von Beziehungen, die nicht so rosig verlaufen sind, wie in Love Songs, von ihrer Scheidung, von Corona und von der Geburt ihres Sohns. Und all diesen Ereignissen und Gefühlen widmet sie Songs. So etwa eine Ballade in Gedenken an ihren verstorbenen Psychotherapeuten, ein Dankeslied für ihre Mutterschaft und ein Song, zu dem sie ihre neue Liebe inspiriert hat – alle Songs von ihrer neuen LP „Love and Money.“

Natürlich singt sie auch das Lied, das ihr Leben verändert hat, das Lied, das alle kennen, von den 9 Millionen Fahrrädern in Beijing. Als sie dazu ansetzt, werden überall im Saal die Handys gezückt. Zehn Songs gibt es vor der Pause. Und nochmal zehn danach. Darunter auch ihre Coverversion von Blacks „Wonderful Life“. Dabei klingt sie immer gleich. Was jetzt ganz und gar nicht als Kritik gemeint ist. Es klingt immer warm, wohlig, sanft und samtig, wenn Katie Melua singt. Das Timbre ihrer Stimme ist etwas tiefer als früher, aber sie bleibt stets bei ihrer typischen Modulation. Und genau das wollen die Fans auch hören.

Ihre Band, darunter ihr Bruder Zurab Melua an der Gitarre, begleitet sie zurückhaltend, nie drängt sich ein Instrument in den Vordergrund. Immer bekommt Meluas Stimme den Raum, den sie braucht. Bei zwei Stücken klinkt sich die Band sogar komplett aus. Nur von ihrer Gitarre begleitet singt sie „Love and Money“ und meinen Melua-Lieblingssong „Closest Thing To Crazy“. Zum Schluss drehen Band und Sängerin dann doch ein wenig auf, Synthesizer, Bass, Drumbeats ertönen rhythmisch und fast laut – „Quiet Move“ ist ein tanzbares Lied über Identität und das Aufwachsen in England. Die Britin mit georgischen Wurzeln, die sich bisher voll und ganz auf ihren Gesang konzentriert hat und den ganzen Abend nur ab und zu mit den Armen Bewegungen gemacht hat, legt jetzt sogar ein paar kleine tänzerische Schritte aufs Bühnenparkett.

Zwanzig Songs, dann ist vorbei. Erneut bedankt sich die Sängerin sehr herzlich bei den Konzertbesucher*innen. Die revanchieren sich mit Standing Ovations. Melua kehrt für zwei Zugaben zurück auf die Bühne. Den letzten Song des Abends singt sie wieder ohne Bandbegleitung. Sanft, warm, wohlig. Dann gehen die Lichter an. Brav und geordnet leert sich der Saal. Und draußen hat auch der Regen aufgehört.

Drei Mal noch ist sie in diesem Monat zu hören – in Leipzig, München und Wendelstein. Im Juli kommt sie erneut nach Deutschland. Wenn Sie ein Fan sind, besorgen Sie sich ein Ticket! Sie werden es nicht bereuen. Denn wo Katie Melua draufsteht, ist immer Katie Melua drin.

Infos

Autorin: Tina Adomako

26.04.2023