KATHARINA FRANCK (D)

Songwriterin, Gitarristin & ihre Songperlen

Katharina Franck hatte noch nie ein Problem damit, mit ihrer Musik Menschen zu erreichen.
Schon mit den Rainbirds schrieb sie wunderschöne Popsongs, deren Melodien und Atmosphären selbst beim flüchtigen Hören sofort gleichermaßen Ruhe und Auftrieb gaben, deren Tiefgang sich jedoch oft erst beim zweiten Hören herausstellte. Jetzt ist die Gitarristin und Songschreiberin mit ihrem 3. Solo-Album und neuer Band auf Tour und auch in der Frankfurter Brotfabrik zu Gast. Melodiva präsentiert dieses Konzert am 4. April in Frankfurt und stellt hier die Ausnahmekünstlerin vor.

Spannende Stationen einer „Reisenden“

Katharina Franck, 1963 in Düsseldorf geboren, wächst in Portugal auf. Von 1974 bis 1977 lebt sie in Sao Paulo, Brasilien, beginnt Gitarre zu spielen und Songs in englischer Sprache zu schreiben. Zurück in Portugal macht sie ihre ersten Band-, Bühnen- und Studioerfahrungen. 1981verschlägt es sie nach Köln. Es folgen erste Versuche mit Cut-Ups, Gedichten und Prosa in deutscher Sprache. An der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg nimmt sie erste Gesangsstunden. 1983 zieht sie nach Berlin und beginnt ab 1985 ihre ersten Songs zu schreiben.

Im Frühjahr 1986 gründet sie die Band Rainbirds, mit der sie den Berliner Senatsrockwettbewerb gewinnt und dann eine beispiellose Karriere beginnt. Die Single „Blueprint“ avanciert 1987 zum europaweiten Hit. Bis 1999 veröffentlichten die RAINBIRDS insgesamt 6 Studioalben.

Nicht nur RAINBIRDS

Von 1990 bis 1994 ist Katharina Franck Mitglied der Gruppe Stein (neben F.M. Einheit von den Einstürzenden Neubauten und Ulrike Haage), mit der sie 3 Alben veröffentlicht. Nach diversen Gastauftritten und einer Hörspielveröffentlichung (siehe Diskografie) erscheint 1997 ihr erstes Soloalbum „Hunger“ mit dem sie ein völlig neues Genre kreiert, von ihr als „Gesprochene Popsongs“ bezeichnet. 2002 erscheint das 2. Soloalbum „Zeitlupenkino“ mit weiteren „gesprochenen Popsongs“. Zur Zeit stellt sie ihr neues Album „First Take, Second skin“ auf einer Tour vor – mit ihrer neuen 4-köpfigen Band.

Wer bin ich?

Mit dem unmissverständlichen Bekenntnis „THIS IS ME“ beginnt das neue Album von Katharina Franck. Bei diesem Album handelt es sich nicht einfach nur um eine nette Sammlung neuer Songperlen von einer der feinsinnigsten und doppelbödigsten Songwriterinnen Deutschlands, sondern um ein subtiles Selbstporträt in dreizehn Sequenzen. Sicher verbirgt sich hinter jedem ehrlich gemeinten Kunstwerk ein persönliches Statement, und hinter der Fassade jedes Künstlers kommt eine zweite Haut zum Vorschein, doch dass ein Musiker oder Sänger dem Hörer sein Selbstporträt derart offen und schonungslos um die Ohren haut, ist eher die Ausnahme. Für Katharina Franck ist diese Art, an die Hörer heranzutreten jedoch nichts Besonderes. „Seit ich angefangen habe, Musik zu machen und wusste, dass ich mein Leben mit Musik verbringen will, musste ich immer sagen, wer ich bin. Auch um mich selbst zu positionieren in der Welt. Wenn ich auf meinen Weg zurückblicke, folgte ich immer demselben Antrieb. Als Künstler habe ich ja die Möglichkeit, aus allen Eindrücken, die auf mich einströmen, meine eigene Welt zu mixen. Aber mit diesem Mix von Bildern und Alternativbildern möchte ich die Menschen erreichen.“

Immer wieder im Vergleich

Obwohl seit ihrer Gründung der „Rainbirds“ mehr als anderthalb Jahrzehnte vergangen sind und Katharina Franck inzwischen einen ganzen Kanon neuer Erfahrungen verarbeitet, ist es überhaupt kein Widerspruch, die alten Hits der Rainbirds immer noch zu mögen und trotzdem voll in das neue Album einzusteigen.
„Ich finde es angenehm, dass das Album im ersten Moment so sanft klingt. Ich will die Hörer ja einladen, umgarnen, dass sie sich damit beschäftigen mögen und dabei eventuell etwas über sich selber herausfinden. Aber bei manchen Texten und Interpretationen kommen Dinge vor, die möglicherweise zu viel sind. Da muss ich einen Weg finden, wie sie es sich doch anhören mögen.“

Auffällig ist Katharinas Francks Rückkehr zu englischen Texten, fand sie doch auf ihren letzten drei Veröffentlichungen ihr Ventil eher in der deutschen Sprache. Doch da ging es ja auch um gesprochene Texte.

„Mir fällt es immer noch schwer, deutsche Songs zu singen. Ich habe immer wieder deutsche Songs geschrieben und zeitgleich zu dem Album kommt einer auf einem Sampler zu Edgar Allen Poe raus. Ich finde den Song gelungen, habe aber trotzdem das Gefühl, rein musikalisch ist es nicht das Genre, in dem ich mich wohl fühle. Ich bin froh, dass ich die ganzen deutschen Texte veröffentlicht habe und ich arbeite auch in dieser Richtung weiter. Aber ich weiß nicht, ob ich für mich mein Songwriting und meine Art zu singen mit der deutschen Sprache überein bringen kann. Ich finde es im Englischen viel einfacher, die Sprache mit meinem Rhythmusgefühl zu kombinieren.“

Auch Jimi Hendrix in Kopie

Andernfalls ginge ihr vielleicht auch jene federnde Unbekümmertheit verloren, die all ihre Tiefsinnigkeit immer noch trägt wie ein auf einer Frühlingswiese ausgebreitetes Seidentuch. Gerade die verspielte Unschuld, mit der Gitarre und Stimme einander umgarnen, ist längst zum Markenzeichen von Katharina Franck geworden. Zu den großen Überraschungen ihres Albums gehören die beiden Coverversionen des Albums. Neben „Good Til Now“ von Gillian Welch und David Rawlings sticht vor allem Jimi Hendrix‘ „Manic Depression“ aus dem Album heraus, ein Stück, das im Original wie in zahlreichen Coverversionen zu den Bollwerken des maskulinen Selbstbekenntnisses in der Rockgeschichte gehört. Doch Katharina Franck spaltet den Song von innen her auf. Entgegen allem, was der Titel vermuten ließe, gerät ihr „Manic Depression“ fast zum leichtesten Song des Albums.

„Ich schreibe sicher nicht jeden Tag einen Song. Manchmal gehen mir die Lieder ganz leicht aus der Feder, aber dann gibt es Phasen, in denen ich mich nur mit Bruchstücken begnügen muss. In diesen Phasen habe ich leicht das Gefühl, den Kontakt zu allem, was ich tue, zu verlieren. „Manic Depression“ ist der Song, der für mich diese Sehnsucht, immer im Kontakt mit seinem künstlerischen Wesen zu sein, ausdrückt.“

Ihr drittes Soloalbum wirkt wie eine Perle in der Pop-Landschaft, und ist unwiderruflich ein Markenzeichen Katharina Francks. Diese CD einfach in den Player legen, eine angenehme Stunde damit verbringen, zuhören, sich davontragen lassen oder auch nachdenklich dahinträumen. Noch besser ist es aber, sie mal live auf einem ihrer Konzerte zu erleben und mit ihr die musikalische Reise als „Mitreisende/r“ fortzusetzen.

Discographie

Aktuelle CD : „First Take Second Skin“ (2006) Skycap Records / Rough Trade

CD „Zeitlupenkino“ (2002)

CD „Hunger“ (1997)

Weitere CDs mit ihren Projekten:

Franck & Haage:
Bei unserer Lebensweise ist es sehr angenehm, lange im voraus zu einer Party eingeladen zu werden (1999)

Mit „Stein“:
König Zucker (1994),
Steinzeit (1992),
Stein (1990)

Mit den Rainbirds:
Rainbirds (1987)
Call Me Easy, Say I`m Strong, Love Me My Way, It Ain`t Wrong (1989)
Two faces (1991)
In a different light (1993)
Making Memory (1996)
Forever (1997)
3000.live (1999)

Copyright: Melodiva

www.katharinafranck.de
Autorin: Anne Breick

19.02.2006