Izaline Calister (NL)

"Black Creole Woman"

Vielleicht kennt mancher Izaline Calister sogar besser als das kleine Land Curacao, aus dem sie stammt, denn immerhin war sie fünf Jahre lang Sängerin bei Jasper van’t Hofs Band Pili Pili. Schon vorher hatte sie eine erfolgreiche Karriere als Latin Jazz-Sängerin in den Niederlanden.

2004 nahm die promovierte Verwaltungsökonomin ihre Debut-CD „Krioyo“auf, mit Musik aus Curacao in zeitgemäßen Arrangements. In diesem Jahr präsentierte sie mit „KANTA HÉLELE“ ihr zweites Album für Network Medien.

„Auf Curacao ist viel Merengue und Salsa Romantica aus New York zu hören. Trotzdem wir auch sehr vom Pop-Mainstream-Markt durchdrungen werden, wächst derzeit das Interesse an der eigentlichen Musik von Curacao wieder. Es geht darum, diese Musik am Leben zu erhalten, indem man sie ändert, aber nicht so viel, dass sie verbogen wird. Dazu gehört, dass ich mich als Frau von heute in den Texten ausdrücken möchte, aber gleichzeitig die traditionellen Formen studiere.“

Die aus Feldarbeitsgeräten hergestellten Instrumente deuten wie die Ruf- und Antwortgesänge auf die tiefe Verwurzelung der Musik mit der Geschichte Curacaos als Insel afrikanischer Sklaven hin. Andererseits ironisiert Callister im Stück auf ironische Weise den Klatsch der Seifenopern im heutigen Fernsehen und alle Stücke sind neu komponiert, also keine Traditionals. Von leisen Balladen bis zu Stücken in Party-Stimmung reicht das Spektrum. Gesungen wird in „Papiamento“ einem kreolischen Sprachgemisch aus Portugiesisch, Spanisch, Holländisch, Französisch und Englisch mit westafrikanischer Einfärbung. Bei ihrem Studium traditioneller Stile griff sie auch auf einen langsamen Tumba zurück, in Curacaos Karneval wird so etwas kaum mehr gespielt. „Redashi“ ist im 6/8-Takt geschrieben wird aber im 4/4-Takt mit vielen Off-Beats gespielt. Auch bei der „Musik di Zumbi“ wird mit Kuhhorn, Maultrommel und Metall-Ratsche gespielt. Der Begriff bedeutet eigentlich „Gespenstermusik“.

„Früher war es sehr ruhig auf Curacao und wenn Musik gemacht wurde, verbreitete sie sich über den Wind und war woanders als geheimnisvoller Klang zu hören. Da sprachen die Leute von Musik, die von Geistern erzeugt wurde.“

Von der Besetzung ihrer Band her merkt man aber, dass Izaline Calister auf der Inselgruppe der niederländischen Antillen vor allem Ruhm als traditionsbezogene Jazzsängerin besitzt. Der von ihr normalerweise gespielte „Antilles Jazz“ ist für sie „… das Spiel auf traditionellen Instrumenten und in entsprechenden Rhythmen, aber mit Melodien und Akkorden aus dem Jazz. Und es wird über die Songstrukturen der Lieder aus Curacao improvisiert. Aber die jetzige CD ist nach dem Motto konzipiert der Schönheit der Musik meiner Heimat, ist also weniger ein Jazz-Album.“

Calister interessierte sich seit ihrer Übersiedlung in die Niederlande für die großen Jazzsängerinnen. Sie begann in lokalen Bands ein breites Spektrum von Weltmusik zu spielen von brasilianischer bis hin sogar zu türkischer Musik bis sie bei Pili Pili Nachfolgerin der ausgestiegenen Angélique Kidjoo wurde. Dies führte sie zu weiteren Engagements bei den Dissidenten. Unter eigenem Namen nahm sie erfolgreich ein Antilles-Jazzalbum auf. Bedenken, in Deutschland erst einmal zu den Namenlosen zu zählen, hat sie nicht.

„Meine jetzige Musik ist zwar sehr unterschiedlich zu Pili Pili, aber ich denke, man kann meine Stimme erkennen und ich dürfte vielen noch von Pili Pili bekannt sein, zudem ich dieses Jahr ja auch ihrer Jubiläumstour dabei war.“

Der Musik von Curacao hört man ähnlich wie auf Haiti wesentlich stärker den afrikanischen Bezug an als in vielen anderen Ländern Lateinamerikas, die von Sklaverei betroffen waren. Auch sind Zitate aus Afropop-Stilen heraus zu hören. Andererseits gibt es auf „Krioyo“ auch Bezüge zur Salonmusik der Plantagenbesitzer wie den antillischen Walzer oder Callister bezieht ein Streichquartett in die Musik ein.

„Inseln wie Curacao waren sehr stark von afrikanischen Sklaven bevölkert und in unserer Kultur ist man sehr stolz auf die afrikanische Verwurzelung, aber wir waren auch holländische Kolonie und daher hat sich auch europäischer Einfluss in unserer Musik ergeben. So wurden z. B. Walzer der Plantagenbesitzer von den Sklaven durch Zuhören mit afrikanischer Einfärbung nachgespielt. Später kamen aber immer mehr lateinamerikanische Einflüsse hinzu.“

Die Kreolisierung europäischer Musik war nichts anderes als ein Wandel der afrikanischen Stammesmusik durch die Folgen der Sklaverei. Insofern ist traditionelle Musik Curacaos im eigentlichen Sinne auch keine ursprüngliche, weil keine per se authentisch afrikanische Musik mehr. Diese Erkenntnis haben wohl auch die Traditionalisten auf dem Eiland gewonnen, die dem Umgang mit den Traditionen, wie sie Izaline Callister betreibt, positiv gegenüber stehen.

„Die Traditionalisten sterben aus und ihre Art zu spielen ist bei der Jugend kaum gefragt. Daher begrüßen es die Traditionalisten, wenn sich die traditionellen Formen in zeitgemäßem Gewand erhalten. Das war doch schon immer so in jeder Form von Musik. Man kann zwar z. B. Jazz wie zur Zeit des New Orleans Jazz spielen, aber wenn man das nur macht, würde man merken, dass Jazz im Zusammenhang mit anderen Stilen eine Wandlung braucht. Ich denke auch beim Schreiben meiner Titel nicht darüber nach, ob ich dabei im Sinne traditioneller Musik Curacaos schreibe. Mein musikalischer Hintergrund kommt wahrscheinlich in irgendeiner Form von alleine mit hinein.“

Discographie

aktuelle CD: Izaline Calister „Kanta Hélele“, (Network Medien/Zweitausendeins) 2006, www.networkmedien.de

Izaline Calister „Krioyo“, (Network Medien/ Zweitausendeins) 2004

Copyright: MELODIVA

www.izalinecalister.com
Autor: Hans Jürgen-Lenhart

29.01.2007