Electric Ladyland

Die Münchener Rockladies geben Vollgas!

Die vier Münchner Powerladies gelten als Inbegriff explosiver Rockmusik und bieten eine knackige Liveshow on stage.
Electric Ladyland präsentieren ihr neues, zweites Album „onehundredtwelve beats“ – und geben damit erst so richtig Gas.

„Die einzig wahre Rockfrauenband Deutschlands“

So titulierte die Süddeutsche Zeitung, und nicht ohne Bedauern müssen auch die Mädels von Electric Ladyland feststellen: „Die meisten Frauenbands bauen ausschließlich auf ihren Girlstatus.“ Girlish – das sind die vier Ausnahmemusikerinnen aus München bestimmt nicht. Ob live oder auf ihrem neuen Album „onehundredtwelve beats“ – die Energie der Band ist überwältigend.

Electric Ladyland, das sind die Sängerin Sandrina Sedona, Gitarristin Ira Styliotis, Bassistin Bylle Baringer und Schlagzeugerin Babs Margeth.

Die Idee, eine Frauenrockband zu gründen, entstand 1997. Seitdem rocken die vier zusammen über Deutschlands Bühnen, zunächst als Coverband, dann mehr und mehr mit eigenen Songs. Heute covern sie kaum noch. Die neue CD „onehundredtwelve beats“ ist somit auch ihr erstes Album mit ausschließlich eigener Musik, außerdem die erste Studio-Produktion der Band überhaupt.

Die Mädels haben sich bewusst lange Zeit gelassen, ins Studio zu gehen. Auch das letzte Live-Album „live ambience“ liegt schon einige Jahre zurück. „Wir wollten wirklich erst unseren eigenen Sound definieren und haben bewusst in der Übergangszeit zwischen Coverband und authentischer Rockband keine Aufnahme gemacht“, erzählt Ira, die Jimi Hendrix-Legacy der Band und übrigens auch Deutschlands einzige weibliche Gitarrentesterin für die Zeitschrift „Guitar“.

Mut zur Imperfektion

Ihren eigenen Sound – den haben sie gefunden. Das neue Album „onehundredtwelve beats“ klingt verdammt kraftvoll und groovig, manchmal härter, manchmal melodiöser– auf jeden Fall hittauglich. Die Texte sind sehr persönlich, es geht um Bisexualität, Winterdepression, Oberflächlichkeit und natürlich Liebe.

Was den Sound besonders authentisch und organisch macht, ist die Aufnahmetechnik, für die sich Produzent und Band entschieden haben: „Das Album wurde zum Großteil live eingespielt“, erzählt Schlagzeugerin Babs, „ohne Klick, ohne Schnitte. Nichts wurde per Computer hingerutscht.“ Und die Musikerinnen geben zu: „Zwischendrin war das schlimm, weil wir einen sehr hohen Perfektionsanspruch haben“. Das Resultat: eine sehr ehrliche Performance, nicht so kompakt und komprimiert wie die meisten Rockscheiben auf dem Markt und dadurch auch nicht so synthetisch. „Eine tolle Mannschaftsleistung“, findet Ira. Das ist es mit Sicherheit. Und wegen ihres Perfektionsanspruches, da brauchen sich die Mädels auch keine Sorgen zu machen

Frauenpower ohne Bonus

In dieser wahnsinnig mutigen und authentischen Studioarbeit kommt auch die Philosophie der vier Mädels zum Ausdruck. „Rockmusik ist Gefühl und Leidenschaft“, darin sind sie sich einig. Leidenschaft, die ungefaked und direkt wirken soll. Das tut sie wirklich, egal ob über die Stereoanlage oder live auf der Bühne.

Die Bühnenshow von „Electric Ladyland“ hat eine Energie, die wirklich jeden mitreißt. Das fanden auch Bands wie „Fury in the Slaughterhouse“ und „Ten Years After“ und nahmen die vier Powerfrauen kurzerhand als Support mit auf die Bühne. Auf den viel belächelten Frauenbonus angesprochen, winkt Babs ab: „Dadurch, dass wir eine reine Frauenband sind, geben wir ja genau diesen Bonus auf“, erklärt sie, „der Ausnahmestatus der einzigen Frau in der Band ist relativiert.“ Und spätestens, wenn Ira in Jimi-Hendrix-Pose ihre Gitarrensoli hinlegt, dass es nur so kracht, sollte dem letzten klar sein: Hier geht es in erster Linie um Rockmusik. Um verdammt gute Rockmusik.

Derzeit arbeiten die „Electric Ladies“ daran, so oft wie möglich auf Deutschlands Bühnen zu stehen, und zwar so lange wie möglich. Denn, so Babs lachend: „Wenn ich schon nicht die berühmteste Schlagzeugerin werde, dann will ich die älteste sein!“

Discographie:

CD onehunderedtwelve beats (2003)

CD Electric Ladyland (1998)

Copyright: Redaktion Melodiva

Autorin: Martina Taubenberger

30.11.2003