Echosmith, Haim, First Aid Kit & Co.

Wenn Geschwister Bands gründen

Nicht wenigen Stars wurde die Musik bereits „in die Wiege gelegt“, wie man so schön sagt. Ich stelle mir das so vor: die elterliche Wohnung wimmelt nur so von Platten, CD‘s und Instrumenten, im Keller gibt es einen Proberaum und alles wartet nur darauf, dass neugierige kleine Steppke sich alles schnappen und ordentlich losrocken. Als Vorbilder stehen Mama oder Papa, vielleicht auch verwegen aussehende RockmusikerInnen zur Verfügung, und wer besonders viel Glück hat, hat sogar Bruder oder Schwester, die bei den ersten Gehversuchen im Proberaum, der Band oder auf der Bühne helfen. Was liegt auch näher, als mit letzteren, deren Macken man kennt und mit denen man schon unzählige Stunden „Hausmusik“ gemacht hat, eine Band zu gründen?

Berühmte Geschwisterbands haben es vorgemacht: Kings Of Leon, Bee Gees, The Beach Boys, Oasis, Radiohead, Van Halen, AC/DC und Jackson 5, um nur einige zu nennen. Meist bestanden sie aus zwei oder drei Brüdern, die mit weiteren Musikern eine Band gründeten. Es gab auch weibliche Gesangsformationen wie The Ronettes der Schwestern Ronnie und Estelle Bennett und ihrer Cousine Nedra Talley, die anfangs noch „Darling Sisters“ hießen und in den frühen 60ern einige Hits wie „Be My Baby“ hatten.

IRISH FOLK IN FAMILIENTRADITION

Aus Irland kamen schon früh die ersten gemischten Geschwisterbands, in denen Frauen außerdem Instrumente spielten. Einer der bekanntesten Band wurde in den 70ern gegründet: CLANNAD. Sie bestand aus zahlreichen Mitgliedern der Brennan-Familie und sang in ihrer Muttersprache Irisch. Moya (Gesang/Harfe), Ciarán und Pól Brennan traten schon früh im Pub ihres Vaters Leo auf, nach kurzer Zeit wurde die Formation durch ihre Onkel Noel Duggan und Padraig Duggan komplettiert. Eine Schwester, heute als Enya bekannt, wirkte ebenfalls einige Jahre als Pianistin mit. Trotz einiger längerer Unterbrechungen sind die Geschwister bis heute live unterwegs. Infos: http://www.clannad.ie/

In den 90ern betraten drei Schwestern mit ihrem Bruder das internationale Rampenlicht: die irische Band THE CORRS, die aus einer musikalischen Familie kamen und anfänglich als Duo im Pub der Tante spielten und später zum Quartett wurden. Sie machten beim Casting für den berühmten Musikfilm „The Commitments“ mit und beeindruckten das Filmteam so, dass sie – einige waren noch im Schulalter – als Vorgruppe der Band auftreten durften. Ihr Album „Talk On Corners“ wurde in Großbritannien zum erfolgreichsten Album des Jahres 1998, was vorher keiner irischen Band gelungen war. Ihr letztes Album „Home“ veröffentlichten sie 2005, eine der Hauptquellen für die Auswahl der Songs war eine alte, handgeschriebene Liedsammlung, die der 1999 verstorbenen Mutter der Corrs gehörte. “Sie hat mit Papa jedes Wochenende in den Pubs gespielt und all diese irischen Volksweisen in diesem Buch gesammelt,” erzählt Andrea. “Wir lieben diese Songs seit etlichen Jahren, weil unsere Eltern sie jahrelang mit ihrer Band gespielt haben. Sie sind etwas besonderes für uns.” Sie haben unzählige Preise gewonnen, gehen aber seit 2005 getrennte Wege und haben sich Soloprojekten zugewandt. Infos: http://www.thecorrswebsite.com/

THE HENRY GIRLS, die drei Schwestern Karen, Lorna and Joleen McLaughlin stammen ebenfalls aus Irland. Sie sind mit der modernen Version des Irish Folk und Pop, wie sie z.B. von Clannad geschaffen wurde, aufgewachsen, mixten ihre keltischen Wurzeln jedoch immer mehr mit amerikanischem Folk- und Bluegrass. Mittlerweile gehören sie zu den wegweisenden neuen Folkgruppen Irlands. Ihr Markenzeichen ist ihr mehrstimmiger schöner Gesang, den sie schon als Kinder zuhause einübten, und sie spielen – das ist wahrscheinlich ihrem frühen Musikunterricht geschuldet – ein umfangreiches Instrumentarium aus Fiddle, Banjo, Ukulele, Harfe, Gitarre, Akkordeon und Piano. Die drei Multiinstrumentalistinnen haben ihre Band vor zwölf Jahren gegründet und nach ihrem Großvater benannt. Infos: http://www.thehenrygirls.com/wordpress/

VON DEN MAMAS & PAPAS ZUM EIGENEN PROJEKT

Nicht wenige Geschwisterbands gingen aus Bands der Eltern hervor: ANGUS & JULIA STONE aus Newport/Australien z.B. spielten in sehr jungen Jahren in der Schülerband ihres Vaters. Julia spielte Trompete, Angus Posaune und ihre Schwester Catherine Saxophon. Als Teenies begannen beide Songs zu schreiben und solo auf Open Mic Bühnen aufzutreten, jedoch nicht ohne das vertraute Geschwister als Background-Stimme dabei zu haben. 2005 beschlossen sie dann aber doch, sich als Duo zusammenzuschließen. „Wir teilen die Liebe zur Musik, spielen leidenschaftlich gerne live, reisen um die Welt und lernen neue Leute kennen„, erklärt Angus im Interview. Kurz nach dem Release ihrer Debütsingle, die es gleich ins Radio schaffte, bekamen sie einen Plattenvertrag für zwei Minialben bei EMI angeboten. 2007 schafften sie es dann mit ihrer ersten LP in die australischen Top Ten und landeten 2011 erstmals einen Nomber One Hit. Trotz des Erfolges trennten sich die beiden jedoch, um zu mehr Eigenständigkeit und neuen Freiräumen zu finden und um solo weiter zu arbeiten.

Seit 2014 sind sie wieder zusammen und haben ein neues Album am Start, das sie bei Rick Rubin aufgenommen haben, einem der bedeutendsten US-Musikproduzenten, der schon mit unzähligen großen KünstlerInnen gearbeitet hat. Es ist das erste Album, an dessen Songideen sie gemeinsam gearbeitet haben. „Diese drei Wochen im Studio waren komplettes Neuland für uns. Früher kam ich mit meinen Songs an und Julia präsentierte mir ihre. Diesmal hatten wir vorher nichts. Wir betraten also dieses Studio, stöpselten unsere Gitarren ein und legten einfach los“, erzählt Angus in einem Interview (http://www.laut.de/Angus-Julia-Stone/Interviews/Rick-Rubin-traegt-keine-Schuhe-30-07-2014-1171). Dass die Trennung sie nicht für immer auseinander gebracht hat, schreiben die beiden ihrer familiären Bindung zu. Denn anders als bei „normalen“ Bandmitgliedern, die auseinander gingen und sich aus den Augen verlören, könne man die Verbindung zwischen Bruder und Schwester eben nicht kappen, weil diese so tief und ehrlich sei. „…wo man unter Freunden vielleicht irgendwann eine Grenze zieht, lassen wir alles raus. Das ist zwar manchmal anstrengend, schmerzhaft und traurig, aber auch wichtig. Ich habe beispielsweise nie das Gefühl, dass ich aus irgendeinem Streitgespräch mit meiner Schwester nicht alles mitnehme. Wir öffnen uns immer komplett“ (Angus). Infos: http://www.angusandjuliastone.com/

Auch die Schwestern Este (28), Danielle (26) und Alana (23) HAIM (s. Titelbild) aus Los Angeles bildeten schon in jungen Jahren eine Coverband namens Rockinhaim zusammen mit ihren Eltern, in welcher ihr Vater Mordechai als Schlagzeuger und ihre Mutter Donna an der Gitarre mitwirkten. Sie spielten folkorientierte Coverversionen von KünstlerInnen wie Billy Joel, Santana und Patti Smith auf Benefiz-Konzerten in Schulen, Kirchen und Krankenhäusern. Doch die drei Mädels begeisterten sich auch für tanzbare, moderne Sounds à la Destiny’s Child oder TLC und machten sich 2007 ohne die Eltern mit dem befreundeten Schlagzeuger Dash Hutton als Band Haim selbständig, um fortan die Fusion zwischen Folk und Soul zu wagen.

Die Haim Schwestern spielen verschiedene Instrumente, Este spielt Gitarre und Bass, Danielle Gitarre und Schlagzeug und Alana beherrscht Gitarre, Keyboard und Percussion. Die Entscheidung, aus der Musik ernsthaft einen Beruf zu machen, kam dann aber erst 2012. Da erschien ihre erste EP „Forever“, durch die die Plattenfirma Polydor aufmerksam auf sie wurde und ihnen einen Vertrag anbot. 2013 kam dann ihr Debütalbum „Days Are Gone“ heraus, sie waren als Supportact u.a. für Florence & the Machine auf Tour, spielten die letzten Jahre vor dem Megapublikum von Glastonbury, iTunes & Co. und tummeln sich regelmäßig in den Charts. In diesem Jahr waren sie sogar für einen Grammy als „best new artist“ nominiert. Dass ihre Rocksongs beim Publikum ankommen, zeigt auch der Ticketverkauf ihrer geplanten US-Tour im April und Mai: fast alle Shows sind bereits ausverkauft. Infos: http://haimtheband.com/

Das Londoner Geschwister-Trio KITTY, DAISY & LEWIS Durham brachte seinen Retro-Sound zunächst ebenfalls gemeinsam mit den Eltern auf die Bühne. Aufgewachsen in London, waren die Geschwister Kitty, Daisy und Lewis Durham, seit sie denken können, Hauskonzerten und ausschweifenden Jam-Sessions ausgesetzt. Die Mutter spielte Schlagzeug in der Band The Raincoats, der Vater ist Tonstudioingenieur. Unterricht hatten die Geschwister nie: “Wir hatten nie wirklich Musikunterricht. Wir hatten aber immer Instrumente um uns herum und unser Papa sang und spielte uns etwas vor. Wir machten alle mit und sangen und hatten Jam Sessions zusammen”, sagt Daisy (http://www.theguardian.com/music/2014/dec/28/kitty-daisy-lewis-people-reference-50s-no-nostalgia-interview). Das führte schon bald zu Auftritten, bei denen die komplette Familie in Erscheinung trat.

Mittlerweile sind die Geschwister flügge geworden und mit ihrer charmanten Zeitreise zwischen Soul, Rockabilly und Blues äußerst erfolgreich unterwegs, anfangs noch mit Covern, inzwischen nur noch mit Eigenkompositionen, die aber klingen, als wären die drei waschechte 50er Jahre Kids. Auch ihre Alben nehmen sie konsequent mit der Technik der damaligen Zeit auf. Alle drei Geschwister sind MultiinstrumentalistInnen und spielen u.a. Schlagzeug, Gitarre, Ukulele, Kontrabass, Posaune, Akkordeon oder auch Mundharmonika. Nach den Vorteilen gefragt, die ein Leben als Geschwister in einer Band mit sich bringe, sagt Daisy im Interview: “Wir haben alle den gleichen Sinn für Humor. Wir lachen über merkwürdige Dinge, die andere Leute nicht kapieren oder einer spielt einen lustigen Ton und alle machen sich vor Lachen fast in die Hose“. Infos: http://www.kittydaisyandlewis.com/

Auch die Band BASKERY der drei Schwestern Greta, Stella und Sunniva Bondesson aus Stockholm ist aus einer Familienband hervorgegangen; den „Slaptones“ gehörte auch der Vater der jungen Frauen als Schlagzeuger an. Als solche veröffentlichten sie zwei Alben und waren u.a. mit dem Rockabilly-Musiker Brian Setzer auf Tour. Mit ihrer eigenen Band Baskery haben sie sich dem Country verschrieben, allerdings mit einer frech-verrückten Variante davon. Sie haben eine Art „Anti-Country“ geschaffen, den sie „Mud-Country“ nennen, mit dem sie in die schwedischen Charts einzogen. Ihre mehrstimmigen Gesangsharmonien begleiten sie selbst auf akustischen Instrumenten, Greta spielt Banjo, Tamburin, Bass- und Snare-Drum, Stella Kontrabass und Sunniva Gitarre. 2011 gründeten die drei ihr eigenes Label, Mother Tarantula. Dass sie als Liveband eine Hammer-Energie verströmen, werden sie auch 2015 als Supportact für Robbie William’s Europatour zeigen. Infos: http://www.baskery.com/

Schweden scheint überhaupt ein Nest für Geschwisterbands zu sein: auch FIRST AID KIT, die Band der Schwestern Klara und Johanna Söderberg kommt aus dem hohen Norden, aus Stockholm. Beide Anfang 20, sind sie schon jetzt mit ihrem wunderschön-verwunschenen Indie-Americanafolk in den schwedischen Charts und haben alle großen Festivals bespielt. 2013 wurden sie vierfach mit dem schwedischen Musikpreis Grammis Preis ausgezeichnet, für ihr Album „The Lion’s Roar“ bekamen sie im gleichen Jahr den Nordic Music Prize. On tour sind sie mit ihrem Vater, einem Geschichtslehrer, der seinen Job aufgegeben hat, um als Lichtmischer mit auf Tour zu gehen. Danach gefragt, ob er keine störende Begleitung für lebenslustige Mädels on tour sei, sagten sie im Interview, sie seien ohnehin keine „party people“ und da Klara Diabetikerin sei, hätten sie sich noch nie viel aus Alkohol und Drogen gemacht. Sie spielten lieber Brettspiele und hingen mit ihren FreundInnen ab.

Begonnen haben sie im zarten Alter von 14 bzw. 17 Jahren. Sie funktionieren als harmonische Einheit: Klara bringt die Songideen in die Band ein und schneidert ihnen mit Johanna ein schönes musikalisches Kleid. Sie teilen den gleichen Musikgeschmack und sind beide total musikverrückt. Danach gefragt, ob sie nach ihrer anstrengenden Tour mit über 100 Konzerten eine musikalische Pause machen wollten, wenn sie mit ihrer Familie in Griechenland ihren Urlaub verbringen, verneinten sie entschieden: „Es wäre eine Herausforderung, eine Woche nicht Gitarre zu spielen. Wir singen die ganze Zeit„, versichern die beiden. „Ich glaube nicht, dass es überhaupt für uns möglich ist, einen ganzen Tag nicht zu singen„, ergänzt Klara. Infos: http://www.thisisfirstaidkit.com/

DIE NEWCOMER_INNEN

In aller Munde bzw. Ohren ist zur Zeit die Band ECHOSMITH aus Los Angeles mit ihrem Ohrwurm „Cool Kids“. Die Band besteht aus den vier Geschwistern Graham, Sydney, Noah und Jamie Sierota. Das jüngste Mitglied und der Schlagzeuger der Band Graham ist gerade 15 geworden, Noah (19) spielt Bass und der Älteste Jamie (21) spielt Gitarre. Das einzige Mädchen der Band ist Sydney (17); sie singt und spielt Keyboard. Die vier kommen aus einem musikalischen Haushalt und hatten schon früh die Möglichkeit, verschiedene Instrumente kennenzulernen. Zu ihren Vorbildern zählen Bands wie Coldplay, Echo & the Bunnymen, The Smiths, U2, Joy Division und Fleetwood Mac.

Seit 2009 agieren sie als Band. Zuerst hatten sie kleine Auftritte in Fast-Food-Restaurants und Baumärkten, dann haben sie angefangen, in Clubs zu spielen. „Erst war es schwer, Leute in die Clubs zu bekommen. Und dann, irgendwann, waren mit einem Mal nicht nur Freunde oder die Familie da, sondern Leute, die wir gar nicht kannten. Wir haben gedacht, das kann doch nicht wahr sein, dass Leute für uns tatsächlich Geld ausgeben, um uns zu sehen. Aber das war echt so. Und jetzt machen wir wirklich Musik„, sagt Bassist Noah im Interview (http://www.sueddeutsche.de/kultur/talking-dreams-echosmith-veroeffentlichen-debuet-album-1.2327946). Seit 2012 sind sie bei Warner unter Vertrag und Anfang Februar ist hierzulande ihr Debütalbum „Talking Dreams“ erschienen. Zwei Deutschland-Konzerte mussten aufgrund der großen Nachfrage bereits verlegt werden: 28.04. Köln, Die Werkstatt, 30.04. Hamburg, Indra, 02.05. Berlin, Postbahnhof, 05.05. München, Kranhalle. Infos: http://www.echosmith.com

Eine andere „Geschwisterband“ mit einem ähnlichen Songtitel ist SOUTHERN aus Belfast. Ihr Lead-Track „Cool Kid“ ist auch auf der gerade veröffentlichten EP „Southern“ zu hören, aber der Musikstil ist eher bluesiger Folk denn Indiepop. Southern ist ein Duo und besteht aus Lucy und Thom Southern. In London, Belfast und Liverpool sind sie keine unbeschriebenen Blätter mehr, 2014 waren sie die meiste Zeit auf Tour, als Support u.a. für The Kooks. Beide spielen Gitarre und singen. „Wir wurden mit Led Zeppelin, Pink Floyd und The Beatles groß. Meiner Mutter war es sehr wichtig, dass wir Musik in unserem Leben hatten. Sie war es auch, die mir dazu riet Straßenmusik zu machen, obwohl es das Nervenaufreibendste war, was ich in Belfast tun konnte! Sie stand stundenlang auf der anderen Straßenseite und fuhr mich dann nach Hause“, beschreibt Thom die Anfänge des Projekts (http://www.belfasttelegraph.co.uk/entertainment/music/news/how-southern-went-east-to-make-it-big-29794113.html). Infos: https://www.facebook.com/thisissouthern

Jung und doch schon alte Häsinnen im Musikbusiness sind die sechs Schwestern der US-Band CIMORELLI. Die jungen Frauen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren sind in ihrer Heimat bereits Superstars. Sie sind mit ihren 5 Brüdern (!) in der Nähe von Sacramento, Kalifornien aufgewachsen. Ihre Mutter ist Komponistin und arbeitete als Chorleiterin, so war es ganz normal, dass die Kinder früh Musik machen, Harmoniegesang lernen und verschiedene Instrumente ausprobieren konnten. 3 der Schwestern begannen mit kleineren Auftritten in der Umgebung, nach und nach wuchsen alle Mädels dann in die Band hinein, die sich ab 2007 Cimorelli nannte und A Cappella Cover-Songs vor allem im Internet zum Besten gab, inzwischen aber auch eigene Songs schreibt. Mittlerweile hat ihr Youtube-Kanal mehr als 2,9 Millionen Abonnenten und ihre Videos wurden insgesamt über 711 Millionen Mal angesehen. Im MELODITA-Interview erzählen sie über ihr Verhältnis als Schwestern: „Manchmal kann es echt hart sein, aber normalerweise ist es wirklich einfach, miteinander klar zu kommen. Weil wir uns alle so gut kennen und wir auf so hohem Level verbunden sind, funktionieren wir mental schon im Einklang„. Ihre Berühmtheit habe sie „… viel enger zusammengeschweißt. Niemand auf dieser Welt weiß, wie es sich anfühlt, Teil unserer Gruppe zu sein. Wir sind uns so, so nah und bedingungslos ehrlich zueinander. Wenn jemand eine unserer Schwestern beleidigt oder verbal angreift, beschützen wir sie und geben unser Bestes, dass sie sich wieder besser fühlt“ (http://melodita.de/cimorelli-auf-europatour/). Im März kommen sie nach Deutschland: 13.03. Frankfurt, Batschkapp, 14.03. Köln, Live Music Hall, 15.03. München, Backstage Werk, 22.03. Berlin, Astra Kulturhaus. Infos: http://www.cimorellimusic.com.

Noch relativ am Anfang ihrer Karriere stehen die vier Schwestern der Band ASON, die gerade um Haaresbreite den Einzug in den deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest verpasst haben. Am 19.02. kämpften sie beim Clubkonzert in Hamburg um die sog. Wildcard, die ihnen das Ticket zum deutschen Vorentscheid sichern sollte und kamen mit ihrer sympathischen Liveshow auf den grandiosen zweiten Platz. Ason sind die Schwestern Dorotea (20), Lilianna (18), Joella (16) und Mickelina (12). Auch ihnen wurde die Musik in die Wiege gelegt: sie haben eine schwedische Mutter, die Sängerin ist, und einen deutschen Vater, der als Schlagzeuger arbeitet. Vor 13 Jahren zogen sie aus Schweden (!) nach Wiesbaden. Alle vier Schwestern singen und spielen Schlagzeug, Klavier, Gitarre und Bass. Vor anderthalb Jahren gründeten sie ihre eigene Band Ason, mit der sie schon mehrere Konzerte gegeben haben. Dorotea studiert derzeit an der Pop-Akademie Baden-Württemberg in Mannheim, die anderen drei gehen noch zur Schule. Infos: https://de-de.facebook.com/asonband.

WIEGE OHNE ROCK

Dass es auch ohne Musikereltern geht, beweisen die Indiepop-Musikerinnen TEGAN AND SARA Quin aus Kanada, die einzigen eineiigen Zwillinge in unserer Geschwisterriege. Sie hatten schon zu Highschool-Zeiten eine gemeinsame Punkband namens Plunk, von einer musikalischen Familie ist jedoch nirgendwo die Rede (wahrscheinlich sind sich Zwillinge da selbst schon genug!). Als klar war, dass sie nicht studieren wollen, vereinbarten sie mit den besorgten Eltern, dass sie Miete bei ihnen zahlen würden. Die Großeltern halfen bei den ersten Veröffentlichungen mit Krediten aus, sodass sich das Bandprojekt der beiden ziemlich schnell wie ein „Business“ anfühlte. Man munkelt, dass es im Kinderzimmer häufig Zoff zwischen ihnen gab und dass sie, erst seitdem sie nicht mehr zusammen wohnen – Tegan wohnt heute in Vancouver und Los Angeles, Sara in Montreal und New York, gut miteinander auskommen. Auf der Bühne leben sie die Zwistigkeiten zur Freude des Publikums offen aus und nehmen sich gegenseitig auf den Arm. Doch auch wenn sie sich nicht immer grün sind, wissen sie, „dass wir zusammen besser sind, also müssen wir miteinander auskommen“ (http://www.theglobeandmail.com/arts/music/tegan-and-saras-understated-family-drama/article4183516/). Die heute 34Jährigen wurden 2000 von Songwriter Neil Young unter Vertrag genommen und nach ihrem Debüt von der Presse als lang ersehntes Gegengewicht zu stereotypen Popsternchen wie Britney Spears gefeiert – nicht zuletzt wegen ihrer offen gelebten Homosexualität. Ihre Lieder hörte man in Serien wie „Grey’s Anatomy“ und „Glee“ oder als Cover der White Stripes, ein Großteil ihrer Platten erreichte Goldstatus. Infos: http://www.teganandsara.com

LARKIN POE heißt die Band zweier Schwestern aus Georgia/USA, die ihre Band nach ihrem Ururururgroßvater benannt haben. Die talentierten Musikerinnen Rebecca (24) und Megan Lovell (25) spielten anfangs noch mit ihrer älteren Schwester in der Band „Lovell Sisters“. Zwischen klassischem Violinen- und Klavierunterricht, Dolly Parton als Role Model und der Rockmusik von Fleetwood Mac, Pink Floyd und Crosby, Stills, Nash & Young aus der Plattensammlung ihres Vaters aufgewachsen, spielten sie als Teenies in dieser rein akustischen Band zuerst Blues, Bluegrass und Folk. Über mehrere Jahre fuhren sie mit dem Minivan ihrer Schwester Jessica durch die Lande und hatten mit ihren – wie sie selbst sagen – „familienfreundlichen“ Konzerten großen Erfolg. Doch für die beiden jüngeren Schwestern, die sich vom Alter und den Interessen näher waren, fühlte sich die zahme Musik falsch an, denn sie wollten lieber rocken. „…drei hitz- und dickköpfige kleine Mädchen, die Schwestern sind und zusammen Musik machen“, ging auf Dauer nicht gut, wie sie in einem Interview erzählen. Als 2010 die große Schwester die Band verließ, blieben die beiden zusammen und machten sich auf die Suche nach ihrem eigenen Stil. Nach einigen Jahren Experimentierens und nach diversen EP’s fanden sie schließlich zu ihrem heutigen Stil, der erdiger und dreckiger daherkommt – sie nennen ihn „Roots Rock’n’Soul“.

Bei ihrem neustem Album „Kin“ haben sie erstmals gemeinsam die Songs geschrieben, was sich als wahre Herausforderung herausstellen sollte; das eigene Ego zurückzustellen und etwas gemeinsam zu schaffen, war der härteste Kampf, wie sie selbst sagen, schweißte sie als Schwestern jedoch noch mehr zusammen. Dass sie gern und viel über ihre Familie schreiben, verwundert nicht, denn sie haben ja eine lange gemeinsame Geschichte und teilen viele Erinnerungen, über die sie sich austauschen können. Wie die Henry Girls sind sie Multiinstrumentalistinnen, spielen Dobro, Lapsteel, Mandoline, E- und akustische Gitarre, Keyboard und Geige (singen können sie natürlich auch!). Wer jetzt denkt, dass die beiden sicherlich in eine Musikerfamilie geboren wurden, liegt falsch: ihr Vater ist Pathologe und ihre Mutter Krankengymnastin und beide machten sich anfangs noch große Sorgen, ob ihre Töchter wohl mit der Musik ein Auskommen finden würden. Auch die Lovell Sisters sagen: „Offenkundig ist die Musik unsere größte Leidenschaft. Und wir lieben sie. Aber es ist hart, mit der professionellen Musik seine Brötchen zu verdienen, wenn du mit so vielen erstaunlichen Bands da draußen konkurrieren musst. Es ist aufregend und es ist wunderbar und ich sehe uns das den Rest unseres Lebens machen. Ich glaube, es ist jetzt ein Teil unserer DNA geworden“ (http://www.huffingtonpost.com/michael-bialas/larkin-poe-how-megan-and_b_5975300.html). Infos: http://www.larkinpoe.com/

Dass das Projekt Geschwisterband irgendwann auch in die Hose gehen kann, zeigt das Beispiel der Band Oasis der Brüder Liam und Noel Gallagher, deren Bruderzwist nach 18 Jahren Bandgeschichte schließlich zur Auflösung der Band führte. Bis dahin landeten sie aber unzählige Nummer 1 Hits und heimsten viele Preise ein.

(Fotos: Haim Titelbild: Ponneh Ghana / Baskery: Robby Klein / Tegan and Sara: Lindsey Byrnes)

Autorin: Mane Stelzer

08.03.2015