Dozentin im Porträt: Viola Engelbrecht
18. Hessische Frauen Musik Woche
Viola Engelbrecht kann man mit Fug und Recht eine ausgebildete Musikerin und Pädagogin nennen. Nach einem Studium der Sonderschulpädagogik mit dem Wahlfach Musik an der Goethe-Universität Frankfurt und der Ausbildung zur Chorleiterin am Hoch’schen Konservatorium war sie in Hanau und an der Integrativen Schule Frankfurt zuerst als Lehrerin tätig. Damals komponierte sie bereits zwei Kindermusicals, wovon eines im legendären Theater am Turm uraufgeführt wurde; es folgten weitere Auftritte in der Brotfabrik Frankfurt und im Neuen Theater Höchst. Parallel dazu begann sie ein Jazzstudium mit dem Fach Posaune an der Frankfurter Musikwerkstatt. Von 1993-1995 vertiefte sie ihre Instrumentalkenntnisse und absolvierte anschließend ein Diplomstudium als Jazzposaunistin an der Universität Mainz.
Seit 1990 ist sie als freiberufliche Musikerin aktiv. Im legendären United Women’s Orchestra, der ersten europäischen Frauenbigband, spielte sie von 1992-2002 auf internationalen Festivals und Konzerten in der Schweiz, in Holland und ganz Deutschland. Mit ihrem A-cappella-Ensemble VokaLiesen, für das sie auch arrangierte und komponierte, widmete sie sich bis 2006 dem vokalen Jazz. Außerdem spielte sie in der Varieté-Band des Neuen Theaters Höchst (2003–2015). Ihre aktuellen Bandformationen sind „Viola Engelbrecht Quartett“, „Duo Jazzpresso“ und „Viola am Pianola“. Außerdem spielt sie in der Bigband „RheinMainJazzorchestra“.
Als Chorleiterin ist sie seit 1994 aktiv. Sie ist Lehrbeauftragte an der Frankfurt University of Applied Sciences und leitet den Hochschulchor. Eines ihrer Hauptprojekte ist der 1990 aus dem Frankfurter FrauenKulturZentrum entstandene Chor Die Dissonanten Tanten, den sie 1994 übernommen hat. Deren Sängerinnen schreibt sie „die Songs auf den Leib„. Der Chor bewegt sich in Jazz, Pop und Swing ebenso gewandt und lustvoll wie in Sprechgesang, Rezitation und Improvisation. Die abendfüllenden Chortheater-Programme sind themenorientierte Projekte mit Herz und Hirn.
Damit nicht genug, arbeitet sie daran, dass Chöre aus dem Vollen schöpfen können und veröffentlicht Arrangements und Kompositionen für vocal jazz a cappella bei renommierten deutschen Verlagen wie z.B. „Warum hat bloß das Zebra so viel Streifen“ über humorvolle Nonsens-Schlager der 20er Jahre oder die „Swingin‘ Sisters – the best of Andrews Sisters and Boswell Sisters“ . Außerdem schrieb sie Musik für Theater, wie z.B. für die Theatercompagnie Tagträumer.
Lehraufträge an der Frankfurt University of Applied Sciences komplettieren das Tätigkeitsfeld von Viola Engelbrecht. Viele Frankfurter MusikerInnen kennen sie auch als Workshop-Dozentin, denn sie gibt zahlreiche Workshops und Kurse und coacht Ensembles, Bands und Einzelinstrumentalisten aller Altersgruppen u.a. bei Waggong e.V. Im Jahr 2014 hat sie die Ausbildung zur Terlusollogin® (bipolare Atemtypen-Lehre) abgeschlossen und setzt dieses Wissen seitdem in vielen ihrer Arbeitsbereiche ein.
Was bedeutet dir Musik?
Ein Leben ohne Musik ist für mich nicht denkbar, ich brauche meine Posaune, meine Stimme und das Klavier…
Was war dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?
Es gibt kein eines „schönstes Erlebnis“, sondern viele schöne Momente, die ich gar nicht alle aufzählen kann. Toll ist natürlich immer, wenn der Funke zwischen Musiker und Publikum überspringt.
Generell finde ich es sehr lustig, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert oder kleine Pannen den Auftritt verändern…
Welches ist deine Lieblingsmusik?
Stark hingezogen fühle ich mich zum Jazz, weil hier immer Improvisation mit im Spiel ist. Meine zweite Liebe gilt der A Cappella-Musik, aber – es gibt auch wunderbare Pop-Balladen….
Was möchtest du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben?
Einen guten Sound zu entwickeln und eine „Message“ zu haben/finden, sind für mich wichtige Ziele. Authentizität ist auf jedem Level möglich, dabei ist mir beim Unterrichten der Einsatz meines Wissens um die bipolaren Atemtypen eine große Hilfe.
Wer oder was inspiriert dich?
Mein prägendes Vorbild an der Posaune war der Bebop-Posaunist J.J. Johnson, über den ich auch meine Diplomarbeit geschrieben habe: Seine „Sprache“ auf der Posaune, seine „Syntax“, sein klares Linienspiel und sein Sound haben mich fasziniert. Im vokalen Bereich inspiriert mich ganz klar die A Cappella-Musik unterschiedlicher Genres.
Beim Komponieren und Arrangieren (instrumental oder vokal) inspirieren mich immer die Zielgruppen und Menschen, für die ich schreibe.
Autorin: Mane Stelzer
04.04.2016