Dozentin im Porträt: Katrin Schüler-Springorum

Schon zu Beginn ihres Studiums der Gitarre und Chorleitung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien gründet Katrin Schüler-Springroum ihre erste Band: die jiddische Formation Gojim mit Franz Ruttner und Caroline Koczan, die schon bald auf 7 MusikerInnen anwuchs. Mit ihr tourt sie fast 15 Jahre lang durch Europa und Israel und spielt auf zahlreichen Internationalen Festivals (u.a Budapester Klezmer Festival, Klezmer Festival London, Carinthischer Sommer, Interationale Maifestspiele Wiesbaden). Das Projekt war von Anfang an auch ein politisches, denn in Österreich war von Seiten der Politik und Gesellschaft Ende der 80er Jahre noch keine Bereitschaft zu spüren, die aktive Rolle Österreichs im Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Viele Begegnungen mit jüdischen Opfern der NS-Zeit, aber auch mit vielen jüdischen Musikgruppen, bereicherten die Arbeit der Band. Vier von der internationalen Kritik gelobte CDs erscheinen beim Wiener Label „Extraplatte“.

Katrins Liebe zur Theatermusik und für Musicals bringt sie zu einer nächsten Stufe ihrer musikalischen Vielfältigkeit. Sie greift zu, als ihr die musikalische Leitung für Caroline Koczans Veaudeville Revue Oh!Me Likey nach George Gershwin angeboten wird. Für diese erfolgreiche Produktion arbeitet sie als Arrangeurin und Gitarristin. Neben Gastauftritten finden Konzerte u.a. im Großen Sendesaal des Radio Kulturhauses Wien statt.

Es folgen Tätigkeiten als Musical Director für Musicalproduktionen wie etwa für „Hair“, „Cabaret“ und „You’re a Good Man, Charlie Brown“. Als vielseitige Gitarristin ist sie auch an Theatern gefragt und arbeitet als Theatermusikerin im Wiener Burgtheater, Wiener Volkstheater, am Mecklenburgischen Staatstheater, Schwerin und anderen Häusern bzw Produktionen. 2013/14 war sie als Gitarristin (und Banjospielerin!) am Alten Schauspielhaus in Stuttgart für die Produktion Victor/Victoria engagiert und spielte dort die Musik Henri Mancinis. Seit 2010 tourt sie mit der Musicalerfolgsshow Heiße Zeiten – Wechseljahre durch den deutschsprachigen Raum. In Berlin hatte die Show zwei jeweils 8-wöchige Spielserien: Sommer 2012 in Dieter Hallervordens Theater „Die Wühlmäuse“ und im Herbst 2013 am Theater am Kurfürstendamm.

Seit 2001 lebt sie in Berlin und übernimmt dort 2002 die künstlerische Leitung der 20-köpfigen, queeren Acappella Gruppe RosaCavaliere (www.rosacavaliere.de) mit Konzerten an vielen unterschiedlichen Orten in Berlin wie etwa dem Kammermusiksaal der Philharmonie, Saalbau Neukölln, Haus der Kulturen der Welt, zu Alfred Bioleks Geburtstag am Ufer der Spree, bei Arnulf Ratings „Blauen Montag“ im Tempodrom und auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals wie zum Beispiel Various Voices in Paris und 2014 in Dublin. Katrin schreibt für ihre Jungs viele A Capella Arrangements, aber auch für andere Formationen wie die Kleine Berliner Chorversuchung, Tontäter, Berlin das AMMO Orchstrion, Schwerin, Melodiva, München.

Als Gitarristin spielt sie in erster Linie Rock/Pop, aber auch Jazz, Folk und ab und zu Klassik in Formationen vom Duo bis zur Big Band (und am liebsten in einer Dreier- oder Vierer-Band). Darüber hinaus tourte sie als Gitarristin der Jasmin Tabatabai Band, in der Kapelle Weyerer und der Berliner HipHop Formation Susius, mit dem Berliner HipHop-/Reggae-Sänger PR Kantate, sowie ihrem Trio Flashmob. Sie arbeitet im Studio mit dem Bassisten Daniel Achenbach an eigenen Kompositionen, die demnächst unter dem Titel „wordofstrings“ veröffentlicht werden (www.soundcloud.com/wordofstrings).

Als Komponistin und Produzentin hat sie Musik zu ZDF und WDR Dokumentationen, zu Hörspielen und für Universal Publishing geschrieben. Beim Münchner Musikverlag Popvirus (link: www.popvirus.de/library/autoren/20182) erschienen bislang 6 Themenalben, 2 Soloalben, eines mit Ihrem Trio Flashmob in Kooperation mit dem Berliner Produzenten Jens Wojnar und zwei (‚IndiepoprevolutionI und Indiepoprevolution II) in Kooperation mit dem Topproduzenten Kai Panschow, Hannover.

Mit der Berliner Hörspielregisseurin Barbara Meerkötter arbeitet sie seit der gemeinsamen Produktion „more or less untitled – mit dem Ohr an den Bildern von Cindy Sherman“ (WDR 2010 – Buch und Regie, Musik und Sounddesign Katrin Schüler-Springorum) zusammen. Es folgten Hörspielmusiken zu „Lipshitz“ (NDR 2011),“Big girl now, Klappe 1-16 für Niki de St Phalle“ (RBB 2013) sowie „ in Hellen Sommernächten“ nach dem Roman von John Burnside (NDR 2013), was im gleichen Jahr als CD im Hörverlag erschienen ist.

Aktuell genießt sie den Sommer in Berlin und bereitet mit ihrem Trio Flashmob CD Produktion (September 2014) und Liveshow (ab 2015) mit der italienischen Sängerin Barbara Zanetti vor.
Desweiteren arbeitet sie in ihrem Studio mit Daniel Achenbach an einem weiteren Themenalbum für Popvirus und schreibt Arrangements für die Rosacavaliere, die 2015 ihr 25 Jähriges Chorjubiläum mit einem neuen Bühnenprogramm feiern werden.

Was bedeutet Dir Musik?
Das große Geschenk in meinem Leben und das schöne Gefühl immer noch ein Stück weiter gehen zu können

Dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?
Mit der Band oder mit dem Chor, wenn es für alle gleichermaßen rockt und alle glücklich sind.

Welches ist Deine Lieblingsmusik?
Gibt es (so) nicht… aber wenn ich die Frage beantworten soll: irgendwo zwischen Indierock und Electropop und gern ein bisschen crunchy

Was möchtest Du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben?
Für mich als erstes immer den Sound: die Freude, schönen Sound zu machen, neugierig auf Neues zu machen
und mit Musik (bzw. beim Üben) Ruhe, Kraft und Spaß zu finden… aber auch hier: das ist endlos und für jede/n Schüler/in auch anders.

Wer oder was inspiriert Dich?
Eigentlich fast alle Arten von Musik, Filmmusik, aber auch an sich tolle Geschichten, Bücher, Filme und schöne Erlebnisse mit anderen Menschen.

Hast Du (außer Musik) noch andere Hobbys?
Sport – vor allem Laufen. Leckere Sachen kochen mit Freunden. Mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren.

Katrin auf soundcloud: www.soundcloud.com/strangerarea
und auf reverbnation: www.reverbnation.com/strangerarea

Fotos: Anja Bleyl