Dozentin im Porträt: Christin Neddens

19. Hessische Frauen Musik Woche

Unsere Porträt-Serie schreitet voran. Damit Ihr Euch schon mal ein Bild von unseren Dozentinnen der nächsten Workshopwoche vom 23.-29.04.2017 machen könnt, geht es jetzt weiter mit der Schlagzeugerin Christin Neddens. Sie hat sich dem Bigband-Sound von Jazz über Funk bis Rock verschrieben und liebt vor allem die Filmmusik der 60er und 70er Jahre.

Christin Neddens‘ erstes Instrument war das Klavier, aber erst das Drumset hat es ihr richtig angetan. Das spielt sie, seit sie 11 Jahre alt ist. Die 1986 geborene Musikerin beginnt 2007 ihr Schlagzeug-Studium bei Heinz Lichius an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (hMtMh). Von ihm bekommt sie zeitgenössische, moderne Impulse, wie sie in einem Interview 2012 beschreibt, und schaut sich viele Proben und Konzerte der NDR-Bigband an. Zur gleichen Zeit wird sie Mitglied im Landesjugendjazzorchester Brandenburg und Hamburg, wo sich ihr Faible für Bigband Sound entwickelt. Der Leiter des LaJJaZZO Brandenburgs, der Posaunist Prof. Jiggs Whigham, Musiker im Orchester von Stan Kenton und Count Basie, inspiriert sie besonders.

2009 gewinnt sie den Solistenpreis „Winning Jazz“ in Hannover, einen Jazzpreis für junge Nachwuchstalente. 2010 erhält sie ein Berklee-Stipendium und wird in der Folge Erasmus-Stipendiatin in Groningen (NL).
Die Idee, ihr Abschlusskonzert im großen Ensemble zu spielen, entstand im Sommer 2011 auf einem Bigband-Festival in Finnland, zu dem das Landesjugendjazzorchester eingeladen wurde:
Wir spielten Stücke des in den 70er Jahren entstandenen Albums Giant Steps (Woody Herman Bigband) und ich war begeistert von der mitreißenden Spielfreude, der Energie in der Musik und der Mischung aus Jazz/Rock und Funk. Folglich kam ein Abschlusskonzert in kleinerer Besetzung für mich nicht mehr in Frage“.
Ihr „Tschak Boom Collective“ ist ein junges 20köpfiges Klangkollektiv, mit deren Mitgliedern sie zum Teil heute noch in anderen Formationen zusammen spielt. Im Zentrum ihres ersten Konzert-Programms steht das Album „Basie And Beyond“ (2000) von Quincy Jones und Sammy Nestico, die Kompositionen Count Basies neu arrangierten, sowie Arrangements der 60er und 70er Jahre in eigenen Interpretationen, also ein stilistisch vielfältiges Programm von Swing bis Jazz-Rock, das den Klangkörper Bigband in all seinen Facetten und Klangfarben von energetisch, druckvoll bis gefühlvoll präsentiert.

Nach dem Studienabschluss vertieft sie ihre Fähigkeiten des Instrumentalspiels bei einem Studium an der Thornton School Of Music (University Of Southern California) in Los Angeles, wo sie vor allem bei Peter Erskine Unterricht erhält. Der ist vor allem durch seine Mitwirkung in der Fusionband Weather Report ein Begriff.

Im Verlauf ihrer Karriere hat sie bereits auf diversen nationalen und internationalen Festivals gespielt, auf dem Jazzfestival Grahamstown (Südafrika), Port Townsend Jazzfestival (USA), Elbjazzfestival Hamburg, um nur einige zu nennen. Sie nahm einige Alben mit den besten jungen Big Bands Deutschlands auf, beispielsweise „Ellington And More“ (2011) und „Live At Tula’s“ feat. Jiggs Whigham (2014). 2015 schrieb und spielte sie die Musik für den Kurzspielfilm „Noch ein Seufzer und es wird Nacht“ von Heikko Deutschmann ein, eine Produktion von Arte/SWR, die erfolgreich auf diversen internationalen Filmfestivals lief.

Operation Grand Slam

Derzeit arbeitet sie vor allem an ihrem eigenen Bandprojekt, für welches sie auch komponiert. Das Christin Neddens‘ Oceanside Quintett besteht aus Matthias Schwengler (tp), Raphael Klemm (tb), Martin Terens (p) und Hendrika Entzian (b). Außerdem hat sie vor einem halben Jahr zusammen mit Sebastian Hoffmann Operation Grand Slam gegründet: „Mit der Liebe der beiden Musiker zum Jazz-Rock der 60er und 70er Jahre bringen sie die bunten zwei Jahrzehnte mit in die Moderne und nehmen die Zuhörer in einer wilden Rhapsodie mit auf Reisen. Das Ergebnis ist programmatisch ausgewählte Filmmusik Lalo Schifrins, Quincy Jones oder Ennis Morricone (u.a.) und Eigenkompositionen in einer Verschmelzung von virtuoser Jazz-Improvisation, stoisch – groovenden Funk – und „punchigen“ Rockelementen“, heißt es auf dem Facebook-Profil des Soundkollektivs, in dem auch Lisa Stick (trb) und Sandra Hempel (g) mitwirken. Für Februar 2017 ist ein Album auf CD und Vinyl geplant.

Christin Neddens lebt und arbeitet im übrigen im Wendland und in Hamburg.

Was bedeutet Dir Musik?
…absolut alles und noch viel mehr!

Dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?
Wenn es groovt und fließt, das reine Glücks-, Gemeinschafts- und Leichtigkeitsgefühl! Außerdem Energie und Bewegung…

Welches ist Deine Lieblingsmusik?
Big Band durch alle Dekaden, vor allem 60’/70′ Filmmusik, Funk/Jazz/Rock.

Was möchtest Du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben?
Eine Lebenseinstellung.

Wer oder was inspiriert Dich?
So viele, vor allem aber Drummer, die eine tolle Time haben, energetisch spielen, immer alles geben und tolle Menschen sind.

Hast Du (außer Musik) noch andere Hobbies?
…viele Interessen, die leider immer zu kurz kommen, vor allem aber: Reisen und fremde Kulturen.

Titelbild: Andreas Labes

http://www.christinneddens.de, https://www.facebook.com/operationgrandslam/

Autorin: Mane Stelzer

06.02.2017