Dozentin im Porträt: Anka Hirsch

19. Hessische Frauen Musik Woche

Wir machen weiter mit unserer Dozentinnen-Serie und stellen Euch heute die Musikerin, Musikpädagogin und Komponistin Anka Hirsch vor. Sie ist Cellistin und vielen durch ihre Formationen „Acht Ohren“ und „lézarde jazz“ bekannt, aber auch auf diversen (Kinder-)Theaterbühnen als Musikerin zu sehen und zu hören.

Geboren ist Anka Hirsch in Dessau, aufgewachsen in Leipzig und Braunschweig als Kind einer Musikerfamilie, „mit allen Vor- und Nachteilen, in der Welt von Musik und Theater“, wie sie selbst auf ihrer Homepage schreibt. Sie lernt vor allem Klavier und Cello, geht zum Studieren nach Berlin. Sie studiert Cello, Komposition und Musikpädagogik mit Klavier an der Hochschule der Künste in Berlin, belegt dort auch die ersten Kurse in der Jazzabteilung und erlebt die Entstehung der Weltmusik-Szene in Berlin. Sie hat Unterricht bei dem türkischen Pianisten und Komponisten Tayfun Erdem und nimmt an einer Master Class bei Giora Feidman teil. Im Lauf ihrer Karriere arbeitet sie mit vielen afrikanischen, türkischen und arabischen MusikerInnen zusammen, wie z.B. mit KünstlerInnen des Günes Theaters aus Frankfurt.

Die Liste ihrer beruflichen Erfahrungen ist lang, als roter Faden kristallisiert sich aber immer eine Leidenschaft für‘s Theater, die Auseinandersetzung mit Texten heraus – ob sie Kindertheater mit ihrer Gruppe Hirsch & Co (mit Viola Engelbrecht und Elvira Plenar) macht oder bei wortgewaltigen Ernst Jandl-Inszenierungen mitmacht. Mit der Schauspielerin und Sprecherin Ursula Illert entwirft sie musikalisch–literarische Programme wie Text + Ton; in „Auf Wolkenbürgschaft“ setzen die Künstlerinnen der Dichterin Hilde Domin ein würdiges Denkmal. Außerdem ist sie Mitglied beim inklusiven Theaterlabor INC. aus Darmstadt. „Hase, Igel, fertig los…“ heißt eines der Stücke der Gruppe, in dem Hirsch den Igel spielt, in „Ungeheuer?“ erforscht die Truppe das Ungeheure aus verschiedenen Perspektiven und setzt ein „theatrales Statement für Vielfalt in einer ungeheuren Zeit“. Eine Kooperation aus Theaterlabor und Text + Ton ist das aktuelle Programm „Überschläge am Abgrund… Dada und die Frauen“, das sie am 25.02. mit Nadja Soukup (Lesung, Spiel) und Beate Jatzkowski (Akkordeon) im Club Voltaire in Frankfurt präsentiert. Darin geht es um die vielen radikalen, unkonventionellen Frauen, die in der Dada-Bewegung präsent waren, aber nicht so bekannt wurden wie ihre männlichen Kollegen. Anka Hirsch hat auch diesen Arbeitsschwerpunkt mit einer Ausbildung gekrönt und ist ausgebildete Theaterpädagogin.

In ihren eigenen Musikprojekten lässt sie die Musik für sich sprechen, verzichtet fast ganz auf das Wort. In ihrem Projekt lézarde jazz verwebt sie zeitgenössischem Jazz, Neue Musik und Weltmusik zu einer einzigartigen Kammermusik, teils von Hirsch komponiert, teils von den MusikerInnen improvisiert. Die Musik für dieses Projekt verwirklicht sie mal im Trio mit Meike Goosmann (bkl/ss) und Christoph Hillmann (perc), dann wieder nur im Duo wie z.B. mit Meike Goosmann (05.05.17, Nebbienschen Gartenhaus/Frankfurt) oder Julia Ballin am 19.06.2017 im Theateratelier in Offenbach.

Neben der Lust am Improvisieren würfelt Hirsch auch gern „Fundstücke“ aus allen Erdteilen durcheinander und setzt sie neu zusammen wie in ihrem Ensemble Acht Ohren. Das Quartett, in dem Maria Schmitt (kb), Julia Ballin (sax/v) und Sandra Elischer (perc) mitwirken, besteht seit 2006 und hat es 2011 in den Creole Finale-Wettbewerb Hessen geschafft. 2015 wurde die CD „Fundstücke“ veröffentlicht. Derzeit erarbeiten die vier Musikerinnen ein neues Programm: „Alors Les Filles“ destilliert eine spezielle „women´s world music“ heraus, Musik von und über Frauen zu verschiedenen Anlässen und aus aller Frauen Länder. Mit den neuen Stücken wird die Band ab Sommer in Hessen unterwegs sein.

Im Mai 2017 ist sie als Gastmusikerin zum COB Berlin eingeladen – mit einigen Kompositionen und Arrangements für diese besondere Big Band, unter der Leitung von Hazel Leach, die ja ebenfalls Dozentin bei der Frauen Musik Woche ist.

Zudem arbeitet sie seit vielen Jahren als Musikpädagogin – von der Früherziehung bis zur Seniorenband, und hat diverse Programme selbst entwickelt. „Jazz und Improvisation für KlassikerInnen“, „Jazz for Strings“ und „Musik des Augenblicks – die Qualität des Zufalls – die Kunst des Fehlers“ gehören zu ihren Workshop-Angeboten.

Anka Hirsch hat eine erwachsene Tochter. Ihr Hauptwohnsitz ist Eisenbach im Vogelsberg, Nebenwohnsitze und Arbeitsgebiete sind das Rhein Main Gebiet und Berlin. In Eisenbach wird von Juni – Sep. 2017 eine Künstlerresidenz im Rahmen von Flux stattfinden: „Magnetfeld Eisenbach – Anziehung – Aufladung – Ausstrahlung“ (Infos auf www.ankahirsch.de).

Was bedeutet Dir Musik?
Leben, Liebe, Lust und Leidenschaft, manchmal auch Zweifel, Müh und Plag…

Dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?
Wenn „es spielt“ und das Zusammenspiel wie eine Liebes-Begegnung ist.

Welches ist Deine Lieblingsmusik?
Viele viele… ganz unterschiedlicher Art – immer wieder und besonders: THE RAIN von Ghazal (persian and indian improvisations).

Was möchtest Du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben?
Den individuellen Ausdruck und die freie Spiellust herausholen, Zuhören, Umgang mit „Fehlern“, die große Vielfalt von Musik, jede/r kann improvisieren…

Wer oder was inspiriert Dich?
Musik von überall, die oft zufällig zu mir gelangt. Gespräche mit KünstlerInnen, Arbeit mit Behinderten, Kinder, Konzerte – und manchmal kommen die Ideen „einfach so“.

Hast Du (außer Musik) noch andere Hobbys?
Das Hobby ist mein Beruf, mein Beruf ist mein Hobby – Musik ist ja nicht mein Hobby, sondern mein Beruf. Außerdem noch: Natur, Joggen, Meditation.

http://www.ankahirsch.de/
Autorin: Mane Stelzer

13.02.2017