Dozentin im Porträt: Angela Frontera
18. Hessische Frauen Musik Woche
Sie lässt sich immer voll und ganz ein auf die Musiker, die sie mit ihrem Talent für Takt begleitet. „Die Melodie sagt mir den Rhythmus, der Tanz sagt mir, ob der Rhythmus stimmt“, beschreibt sie ihre Wahrnehmung von Musik. „Die Sängerin, der Solist, muss sich wohl fühlen, um gut zu sein. Dafür muss ich sorgen. “ Sie ist keine, die sich in den Vordergrund spielt – und zieht dennoch alle Blicke auf sich. (Quelle: Portrait in der Frankfurter Neuen Presse 2013, www.fnp.de/lokales/frankfurt/Der-rote-Faden-Die-Melodie-sagt-ihr-den-Rhythmus;art675,149516)
Angela Frontera ist in der Szene als Künstlerin aus São Paulo bekannt, denn dort ist sie aufgewachsen, dort trat die Musik in ihr Leben ein. Aber in Wahrheit war es Belo Horizonte, Hauptstadt von Minas Gerais, wo sie 1965 auf die Welt kam. Als Tochter eines Pianisten und einer Sängerin war es nur natürlich, dass ihr erstes Spielzeug die Musik gewesen ist, die im ganzen Hause ertönte. Sie erzählt gerne, dass ihr erster Lehrer das elektronische Schlagzeug (der Drumcomputer) der Hammond-Orgel ihres Vaters war. Im Spiel mit diesen Beats entdeckte sie ihr Talent und ihre Leidenschaft für die Perkussion.
Angela ist ein typisches Beispiel für die kulturelle Mischung, die Brasilien auszeichnet. Tochter eines italienischen Immigranten und einer Mineira indianischer und afrikanischer Herkunft, wuchs sie in der drittgrößten Stadt der Welt auf.
Noch als Jugendliche begann Angela eine Profikarriere und ohne viel Zeit zu verlieren, spielte sie auf hohem Niveau mit Leuten wie Cauby Peixoto in den großen Clubs von São Paulo. Eines unter ihren vielen Projekten war ihre Teilnahme am Musical „Mulheres de Holanda“, ein Musical mit 22 Liedern des Komponisten Chico Buarque, unter der Leitung des Regisseurs Naum Alves de Sousa. Auch die Sängerin und Gitarristin Badi Assad trat in diesem Stück auf.
Es war 1993, als der Freund und Mentor Alan Gordin, Manager des renommierten Show-Club „Stardust“ zu ihr sagte: „Wenn Du es hier geschafft hast, schaffst du es überall“. So zog Angela nach Deutschland und seitdem wurde sie zu einer unersetzbaren Figur in der World-Musik-Szene. Sie arbeitete zusammen mit Nina Hagen, Grace Jones, Lou Bega, Airto Moreira, Rosanna & Zélia, Edo Zanki, Emiliana Torrini und Six was Nine. Bei mehreren Gelegenheiten spielte sie als Gast in der „Harald Schmidt Show Band“ sowie der „Oliver Pocher Show Band“.
Sie lebte einige Jahre in Frankfurt und spielte hier viele Konzerte mit Rosanna & Zélia, das erfolgreiche Duo der beiden brasilianischen Musikerinnen. Auch bei Kick La Luna ist sie bei vielen Konzerten zu Gast und begleitet die Ethno-Funk-Band bis heute auf Touren. Gerade jetzt im März ist sie bei der CD-Release-Tour von Zélia Fonseca Band dabei. Neben Latin- und Worldmusic spielt Angela Frontera aber auch in vielen Jazzformationen, so z.B. seit vielen Jahren bei Witchcraft, einer Formation mit Lindy Huppertsberg am Bass und wechselnden Besetzungen.
Angela nimmt den Posten der Perkussionistin und Schlagzeugerin mit Ihrer ganzen Freude zur Musik ein und bereichert Aufnahmen mit ihrem Talent als Studiomusikerin sowie auch als Live Act jede Bühnen-Performance mit ihrem Charisma und ihrer Energie. Nicht nur Europa, auch Kanada, Singapur, China, Marokko und Brasilien durften ihre Auftritte schon erleben. Mit ihren explosiven Percussion-Fills und -Soli und mitreißenden Gesangs- und Show-Einlagen im Publikum entzündet Angela Frontera ein brasilianisches Feuerwerk auf höchstem musikalischem Niveau.
Zu ihren letzten Projekten zählt die musikalische Mitwirkung bei dem Hörbuch „Café Zeitvergessen“ (Wendepunktverlag). Hierbei vertonte Komponistin und Pianistin Eva Batt die gleichnamige Erzählung der Schriftstellerin Christiane Schwarze – ein Auszug aus deren Buch „Imaginäre Begegnungen.“ Mit ihrer eigenen Band hat sie Ende letzten Jahres die neue CD O Tempo herausgebracht. Zu ihrer Band gehören ihr Bruder Alex Frontera (piano), Ralf Cetto (bass), Marcio Tubino (sax) und die Sängerin Jutta Werbelow. Ihre Musik gleicht einer Reise durch Zeiten und Kulturen, bei der sich die Einflüsse mehrerer Kontinente vereinen. Im Mittelpunkt steht die brasilianische Musik, die in Form von Rhythmen mit Jazz vereint wird und zu außergewöhnlichen, exotischen Latin-Jazz-Werken verschmilzt.
Was bedeutet Dir Musik?
Musik ist für mich Leben, Luft !! Ohne Musik kann ich nicht leben.
Dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?
Das war, als ich nach langer Zeit, nach 15 Jahren, wieder mit meinem Bruder zusammen gespielt habe. Er ist Pianist und lebte viele Jahre in Japan, und als er das erstemal nach Deutschland kam, haben wir einige Konzerte zusammen gemacht. Ich war sehr glücklich!
Welches ist Deine Lieblingsmusik?
Für mich ist das Wichtigste, dass mir die Melodie gefällt, dann sind mir die Richtungen, Stile egal. Die Melodie muss schön sein.
Was möchtest Du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben?
Beim Unterrichten möchte ich den SchülerInnen viel Freiheit lassen und ihnen den Raum geben, damit sie ihren eigenen Ausdruck, ihre eigene Kreativität entwickeln können. JedeR hat etwas Besonderes beizutragen für die Musik, deshalb möchte ich sie darin fördern, dass sie ihren Weg finden und erfahren, dass Musik glücklich macht.
Wer oder was inspiriert Dich?
Es sind schöne oder schwierige Momente, glückliche oder traurige Erlebnisse, die mich inspirieren. Es kann aber auch ein leckeres Eis (Kokos, Schokolade, Mango) sein !
Hast Du (außer Musik) noch andere Hobbies?
Wenn ich keine Musik mache, dann räume ich mein Zimmer auf, und das natürlich mit Musik!!
Aktuelles:
CD „O Tempo“, 2015,
siehe Review auf Melodiva
CD-Release-Tour Zélia Fonseca & Band O TERCEIRO OLHO DA ABELHA:
16.03. München, Unterfahrt / 17.03. Heidelberg, Karlstorbahnhof / 18.03. Karlsruhe, Tollhaus / 19.03. Frankfurt/M, Brotfabrik / 20.03. Berlin, A-Trane / 23.03. Dresden, Tonne / 24.03. Halle, Objekt 5
Titelfoto: van der Voorden
Autorin: Hildegard Bernasconi
16.03.2016