Dozentin im Portrait: Stephanie Wagner
17. Hessische Frauen Musik Woche
Stephanie Wagner studierte zunächst klassische Flöte an der Musikhochschule Mainz. Eine Jazz-Compilation, die ein Onkel aus Amerika an Wagner’s Familie schickte, infizierte sie jedoch nachhaltig mit der Musik von Sonny Rollins und Ella Fitzgerald. Die Jazzmusiker, die sie in Mainz auf Konzerten und Sessions spielen und improvisieren hörte, und die Freiheit dieser Musik übten eine so starke Faszination auf sie aus, dass sie sich schließlich dem Jazz zuwandte. Dem Studium der Jazz-Querflöte in Mainz folgte ein Stipendium am Berklee College of Music in Boston/USA.
Dort spielte sie in einem Trio mit Bass und Gitarre, also ohne Schlagzeug, was ihr so gut gefiel, dass sie zurück in Deutschland das Trio Jeeep mit Thomas Langer (Gitarre) und Ralf Cetto (Kontrabass) gründete; ihr Debüt „The First Cut Is The Jeepest“ kam 2010 heraus. Alle drei Mitglieder des Trios tragen Kompositionen bei und nutzen den Freiraum, den diese spezielle Besetzung ihnen bietet.
Ein anderes Bandprojekt ist ihr Quintett Quinsch, das 2008 mit „Fade In“ bei JazzHausMusik debütierte und bei der Presse große Beachtung fand. Mit Saxofon, Klarinette (beides Steffen Weber), Klavier (Steffen Stütz), Bass (Udo Brenner) und Schlagzeug (Jens Biehl) bietet es eine größere Klangvielfalt für Wagner’s Eigenkompositionen und Arrangements. Das wurde auch beim Wettbewerb der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz (LAG Jazz) honoriert, wo sie 2010 mit ihrem Quintett zu den Preisträgern zählte.
Eine weitere Auszeichnung bekam Wagner 2011 mit dem Jazzpreis der Stadt Worms, der sie als herausragende Instrumentalistin auf hohem technischem Niveau auszeichnete und für ihre innovative Arbeit in unterschiedlichen Formationen, in denen sie ihre Persönlichkeit unüberhörbar einbringe, lobte.
Neben diesen Instrumental-Formationen wagt sie sich im Duo Jazzgems mit Karmen Mikovic (Klavier, Gesang) an liebgewonnene Jazzklassiker, die sie mit viel Spielfreude ganz eigen interpretieren. Im Debüt „By Chance“ (2010) finden sich Don Ellis’ „Variations For Trumpet“ ohne Trompete neben Funknummern wie „Kool“ von John Scofield.
Damit nicht genug, ist Wagner seit 2012 auch noch mit den Flötistinnen Ulrike Lamadé, Cathrin Ambach und Katrin Heller im Flötenquartett Flûtes fatales unterwegs. Es überrascht nicht, dass auch diese Formation mit einem spannenden Crossover-Programm aus Klassik, Moderne, Impressionismus, Jazz und Latin aufwartet.
Überhaupt ist Stephanie Wagner eine experimentierfreudige Künstlerin, die auf Genre-Grenzen im wahrsten Sinne des Wortes pfeift. Ob Hommage an schwedische Volkslieder, funky Grooves, Klangexperimente oder Kammermusik – ihre gestalterischen Fertigkeiten scheinen keine Grenze zu kennen. Auch technisch lotet sie ihr Instrument voll aus, nutzt Überblas- und Nebenblaseffekte sowie rhythmische Geräusche, um die Palette ihrer Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.
Schön, dass sie bei all diesen Projekten noch Zeit findet, ihre Liebe zur Musik weiter zu geben. Acht Jahre unterrichtete sie als Dozentin für klassische und Jazz-Querflöte an der Musikhochschule Mainz, heute gibt sie regelmäßig Ensemble-Kurse bei Waggong in Frankfurt und als neusten Streich kann man in Kürze ihre „Schule für Jazzflöte“ (Schott Verlag, 2014) erwerben. Wir freuen uns, dass sie im Herbst bei der Frauen Musik Woche dabei ist!
Was bedeutet Dir Musik?
Musik ist ein Hauptbestandteil in meinem Leben und ohne geht’s nicht. Das Geniale an Musik finde ich, dass sie so vielfältig ist und es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Man kann sich sein ganzes Leben damit beschäftigen und sie erforschen, üben, spielen, proben, komponieren. Ich empfinde es als großes Glück, Musikerin zu sein, und dass ich mich kreativ mit Musik beschäftigen kann.
Was war Dein Dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?
Wenn die MusikerInnen miteinander und der Musik verschmelzen. Das ist der Idealzustand. Wenn dann noch der Funke aufs Publikum überspringt, ist alles gelungen.
Welches ist Deine Lieblingsmusik?
Jazz und nochmal Jazz. Allerdings gibt es ja viele verschiedene Spielarten des Jazz wie der ganze Latin-Bereich und Überschneidungen mit R oder Funk/Soul usw. Ich mag besonders Modern Jazz/Hardbop/Funk/Soul, auch Salsa.
Was möchtest Du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben?
Erst mal schaue ich, wo der Schüler/die Schülerin gerade steht und wo ich sie oder ihn abholen kann. Und natürlich auch, wo er oder sie hin möchte. Ansonsten möchte ich gerne Spaß und fundiertes Wissen (Technik für z.B. Finger/Atmung/Sound sowie theoretische Kenntnisse) weitergeben, und vor allem auch, wie man üben kann!
Wer oder was inspiriert Dich?
Gute Musik und MusikerInnen. Oft bekomme ich auch gute Ideen, wenn ich in der Natur bin.
Hast Du (außer Musik) noch andere Hobbys?
Ich wandere, koche, reise und lese gerne und schau gerne Filme. Ich kann auch außerordentlich gut „abhängen“.
Diskographie:
Tourtermine: 15.06. St. Ignaz, Mainz / 29.06. Mayerbräu, Ludwigshafen & Parktheater, Bensheim / 04.07.
Open-Air im Innenhof des Prinz-Emil-Schlößchens, Darmstadt / 15.07. Weingut Geschwister Schuch, Nierstein / 27.07. Jazzinstitut Darmstadt, Open-Air / 13.09. Coburger Museumsnacht / 26.09. Jazzclub Ludwigsburg / 27.09. Jazzclub Schorndorf
Weitere Infos: http://www.s-wagner.de
Autorin: Mane Stelzer
14.06.2014