Dozentin im Porträt: Elsa Johanna Mohr

female* music point 01.-02.10.2022

Das Programm für unsere diesjährigen female* music points im Oktober steht fest! Wir stellen euch in der nächsten Zeit unsere tollen Dozentinnen vor. Den Anfang macht die Singer-/Songwriterin Elsa Johanna Mohr aus Köln: sie ist eine Weltreisende mit lokaler Bodenhaftung, die weiß wie es ist, auf Portugiesisch zu träumen und auf Englisch Herz und Verstand, eigene Erwartungen und Ansprüche von außen in Einklang zu bringen. Ihre Songs erzählen von Begegnungen, die Spuren hinterlassen, vom Mut, auch flüchtige Momente einfach zu genießen und von Hoffnungen in eine lebenswerte Zukunft. Ihre Musik ist in zahlreichen Projekten zu hören, mal solo oder mit ihren Bands LUAH und Antigua. „Eine junge Rheinländerin mit allerlei musikalischen Einflüssen aus Brasilien und anderen Teilen der Welt, die textet und komponiert und durch ihre Vielseitigkeit beeindruckt,“ schreibt das Folker Magazin begeistert.

Elsa Johanna Mohr wird 1990 in Düsseldorf geboren. Schon als Jugendliche schreibt sie eigene Songs auf Deutsch und Englisch und singt in eigenen Bands. Sie studiert dann zuerst Romanistik mit dem Fokus auf brasilianischer und portugiesischer Literaturwissenschaft, nachdem sie mit 16 bereits ein Jahr in Brasilien gelebt hatte, um dort die Sprache zu lernen. In ihrer Bachelorarbeit analysiert sie die Rolle der Frau in den Liedern des brasilianischen Musikers Dorival Caymmi. Dies ebnet den Weg in die Welt der Musik.

Von 2015 bis 2019 studiert sie daraufhin Jazzgesang am Institut für Musik in Osnabrück, wo sie auch ihr Trio LUAH (Foto: Ferry Mohr) gemeinsam mit Lena-Larissa Senge und Ula Martyn-Ellis gründet. Authentische Melodien, geschmeidige Arrangements, afrobrasilianische Rhythmen und Songs über die Vielfalt an Stimmungen zwischen lebensfroher Celebração und sehnsüchtiger Saudade sind die Zutaten des Vocal Trios. Elsa Johanna Mohr setzt die brasilianischen Perkussion-Instrumente Caxixi, Shaker und Pandeiro ein, ihre Kolleginnen klassische und elektrische Gitarre sowie Synthesizer und Glockenspiel. LUAH gewinnt 2019 das Publikumsvoting beim JazzTube-Festival und tritt im Pantheon Theater Bonn auf. Im März 2022 wird bereits das zweite Album mit dem Titel „MO VI MENTO“ beim Ladies & Ladys Label veröffentlicht. „Drei sehr unterschiedliche Stimmen, die einzeln interessant, spannend, zusammen betörend schön klingen, drei Temperamente und eine Komponistin und Arrangeurin, die wirklich brilliant ist…“ (Thomas Kliemann, Bonner Generalanzeiger).
2020 ist Elsa Johanna Mohr Stipendiatin der Norbert Janssen Stiftung, die „junge Menschen mit Talenten und Leidenschaften“ fördert. Sie arbeitet im Duo mit brasilianischen Gitarristen wie Flávio Nunes und Alex de Macedo zusammen. Zudem ist sie Mitglied im Quartett ANTIGUA (Foto: Herand-Müller-Scholtes), für das sie mit lateinamerikanischen Rhythmen und Gypsy-Jazz komponiert und Texte auf Portugiesisch, Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch schreibt.

Die vielseitige Musikerin lebt seit 2018 in Köln. Bei ihrem Solo-Projekt hat sie sich vor allem die brasilianische Musik, insbesondere den Bossa Nova, zu Eigen gemacht. Neben dem Covern von bekannten brasilianischen Standards und amerikanischen Folksongs singt und spielt Elsa Johanna Mohr auch eigene Kompositionen. Ihre eigenen Songs umfassen eine Mischung aus Singer-/Songwriter- und Tropicalismo-Elementen. Sie begleitet ihre Stimme mal an der Gitarre, mal mit der Ukulele, setzt ihre Loopstation ein. Als freischaffende Sängerin lehrt sie Gesang und ist Mitglied im KUS-Kollektiv, das deutschlandweit Workshops für Körper und Stimme anbietet.

Was bedeutet Dir Musik?
Musik bedeutet für mich emotionaler Ausdruck, Freiheit und Grenzen überwinden. Musik ist eine ganz eigene Sprache, die mich mit anderen Menschen verbindet und mich zumindest meistens emotional bewegt. Sie bedeutet für mich totales im Moment Sein. Wenn ich auf der Bühne stehe oder alleine für mich selbst musiziere, ist Musik für mich fast eine Art Meditation.

Dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?
Puhhh, schwierige Frage, denn fast jedes Konzert gibt einem so viel Energie zurück. Sehr schön war das Konzert mit meiner Band LUAH in Bad Salzuflen oder im Kunstkiez in Bochum, bei dem am Ende alle mit uns und zu unserer Musik getanzt haben.

Welches ist Deine Lieblingsmusik?
Sehr gerne mag ich die Sängerin Mayra Andrade, die vor allem auf portugiesischem Kreol (Cap Verde) singt oder die brasilianische Gruppe Novos Baianos, die in den 70ern ihre große Phase hatten. Ansonsten ist Joni Mitchell mit ihrer Musik auch immer eine stetige Begleiterin gewesen.

Was möchtest Du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben?
Beim Unterrichten im Allgemeinen ist es mir wichtig, meine Leidenschaft für die Musik, fürs Improvisieren und fürs Singen zu vermitteln und mit anderen Menschen zu teilen. Dabei lege ich großen Wert darauf, auf Augenhöhe zu bleiben und gemeinsam auf eine Forschungsreise zu gehen, die sich mit dem Instrument Stimme und mit Musik auseinandersetzt. Im Workshop werde ich mich spezifisch brasilianischer Musik widmen, da diese mich und mein Schaffen sehr beeinflusst hat. Die brasilianische Musik strahlt pure Lebensfreude und Energie aus, die mit ihrer Tiefe glaube ich fast jeden in den Bann zieht. Ich freue mich darauf, diesen Zugang zur reichhaltigen brasilianischen Musik anderen Menschen näher zu bringen, gemeinsam zu singen, zu improvisieren, zu riskieren und sich mit der weichen, gesungenen portugiesischen Sprache zu beschäftigen.

Wer oder was inspiriert Dich?
Meine Eltern haben mich bisher sehr inspiriert. Sie sind beide bildende Künstler*innen und sind mir mit ihrem Schaffen und ihrem Umgang mit der Selbstständigkeit beide sehr große Vorbilder. Auch meinen Weg als Musikerin haben sie immer sehr tatkräftig unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin.

Hast Du (außer Musik) noch andere Hobbys?
Ich tanze sehr gerne. Früher fing ich mit HipHop an, dann ging es über zu House, dann zu den Paartänzen Forró und Salsa. Wenn ich Musik höre, die mich packt, kann ich selten still sitzen bleiben. Außerdem zeichne ich sehr gerne und versuche, zumindest auf Reisen, neben meiner Ukulele oder Gitarre auch immer mein Skizzenbuch mitzunehmen. In meiner Band ANTIGUA gestalte / zeichne ich außerdem auch unsere Album-Cover.

Was Dich in Elsa Johanna Mohrs Workshop erwartet:
Brasilien ist ein Land voller musikalischer Schätze. Versklavte Menschen aus Afrika brachten ihre Rhythmik und ihre Perkussionsinstrumente mit sich, die sich mit europäischen und indigenen Musikelementen zu verschiedensten Musikrichtungen (beispielsweise Bossa Nova oder Samba) entwickelten. In meinem Workshop möchte ich einige der gängigsten brasilianischen Musikgenres vorstellen. Wir werden zusammen Musik hören und die rhythmischen Besonderheiten auf melodischer und perkussiver Ebene praktisch beim gemeinsamen Musik machen erarbeiten. Außerdem werden wir 1-2 Lieder aus dem brasilianischen Musikrepertoire als Vokal-Ensemble einstudieren, um auch mit der brasilianischen Sprache in Kontakt zu treten. Der Workshop ist offen für alle Instrumente und Gesang.

Der Workshop findet vom 01.-02.10.2022 in Frankfurt am Main statt, mehr Infos findet ihr hier.

Schon überzeugt? Hier geht es direkt zur Anmeldung.

(Titelfoto: Herand-Müller-Scholtes)

Infos

Autorin: Tina Wolfheimer

12.08.2022