Dobet Gnahoré

Eine Stimme für Afrika

Die weiche, aber auch voluminöse Stimme der westafrikanischen Musikerin Dobet Gnahoré, hat die Fähigkeit den Zuhörer in eine andere Welt zu versetzen, fernab vom stressigen und hektischen Alltag. Diese Welt ist geprägt von rythmischen afrikanischen Klängen, dynamischen Tänzen und manchmal auch melancholischen Flair, der die Seele berührt.

Die musikalische Reise beginnt schon sehr früh in einer kleinen Künstler-Gemeinde, die gerade mal 100 Mitglieder zählt, in Abidjan, einem Bezirk in der Lagunen Region der Elfenbeinküste. Zum alltäglichen Leben gehören hier Musik mit kraftvolle Tanzeinlagen, Gesänge, Perkussionsklänge und Theaterstücke.
Als Tochter des Schauspielers und Musikers Boni Gnahoré, wächst Dobet innerhalb dieser kreativen Umgebung auf. Schon mit zwölf Jahren begeistert sie sich stärker für die Musik als für die Schule, und engagiert sich seitdem, wie ihr Vater, im Dorf.

Die Künstler-Gruppe setzt sich aus Menschen zusammen, die aus verschiedenen afrikanischen Hintergründen stammen. Kongolesen, Zairer, Ghanaer, Senegalesen, Kameruner und Einheimische der Elfenbeinküste, musizieren zusammen in jeder afrikanischen Sprache, die sie vorweisen können. So entwickelt Dobet Gnahoré dort nicht nur ihre Fähigkeiten im Tanz und Gesang, sondern erlernt zusätzlich auf diese Weise andere afrikanische Sprachen und Dialekte.

In Laufe der Jahre behält sie ihre Multi-Lingualität und baut sie erfolgreich in ihre Musik mit ein. „ Ich mische alle afrikanischen Rhytmen, insbesondere die der Elfenbeinküste. Ich bleibe die ganze Zeit in der Klangfarbe Afrikas. Ich singe in vielen afrikanischen Sprachen, um alle Afrikaner zu erreichen.“

Der Kommune schließt sich schließlich der französische Gitarrist Colin Laroche de Féline an, der sich für afrikanische Musik und Melodien interessiert. Als Dobet und er sich dort treffen, beschließen sie zusammen, sich musikalisch zu verknüpfen und verschiedene Projekte zu gründen. Unter anderem rufen sie das Projekt ‚Ano Neko’ ins Leben, dessen Bezeichnung aus der Bété Sprache übersetzt „ Lass uns zusammen etwas schöpfen“ bedeutet. Das Duo tourte unter diesen Namen von 1999 bis 2000 durch Frankreich.

Parallel zu dieser Zeit bahnt sich in der Elfenbeinküste eine wirtschaftliche und politische Krise an. Durch einen Militärputsch verfällt das Land in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand. Die Straßen werden kontrolliert, Ausgangssperren verordnet und Ethnien diskriminiert. Kurzum gesagt, haben sich die dortigen Lebensbedingungen drastisch verändert.
2001 kehrte Dobet zurück nach Abidjan um beim MASA Off Festival aufzutreten und um acht Musikstücke aufzunehmen. Aber als ihr Produzent Marcellin Yacé während den Unruhen 2002 ums Leben kommt, beschließt die junge Musikerin wieder nach Frankreich zu ziehen.

Jedoch hat sie nicht vor, dort für immer zu bleiben, sondern sobald wie möglich in das Land ihres Herzens zurück zu gehen.
Die talentierte Sängerin und Tänzerin gibt dies, besonders mit ihrer energievollen Bühnenpräsens zum Ausdruck. Wer sie in einer ihrer Konzerte live erlebt, ist schon allein gefesselt von ihrer leidenschaftlichen Entschlossenheit, ihr Leben der Musik zu widmen. Mit ihrer festen, facettenreichen Stimme, ihrem afrikanischen Gewand und den Perkussionen macht sie ihren Standpunkt gegenüber ihrer Herkunft deutlich. Dobet Gnahoré steht fest hinter ihrem Heimatkontinent und bringt dies, mit dem Medium zum Ausdruck, mit dem sie sich am stärksten verbunden fühlt: Der Musik.
Auf die Frage hin, was Musik für sie persönlich bedeute antworte sie: „Sie ist mein ganzes Leben, die Musik. Also, ich atme dadurch, wenn ich die Musik und den Tanz nicht habe, dann geht es mir nicht gut.“

Doch was ist der Ursprung der Themen in ihren Texten?
Dobet befasst sich in ihren Liedern mit politischen und sozialen Problemen Afrika’s. Sie singt über die Stellung der Frau in der dortigen Gesellschaft, über Ausbeutung von Kindern, über ihre Heimat und die Sehnsucht nach ihr und über Familie.
In einem Interview aus dem Jahre 2005, das im Rahmen des Africa Alive Festivals in der Brotfabrik in Frankfurt am Main geführt wird, erklärt die Sängerin ihre Sicht der weiblichen Stellung in der afrikanischen Gesellschaft:

„Sie setzen ihre Interessen in der Afrikanischen Gesellschaft nach und nach stärker durch. Das heißt, sie beginnen, Arbeit zu haben, nicht nur im Haushalt beschäftigt zu sein und nicht nur zum Kinderkriegen da zu sein. Es geht viel um Kommerz, aber auch um mehr als das. Sie zeigen, dass sie etwas tun können. Auch in der Familie. Einen Platz in der Familie zu haben heißt, nicht immer den Mann das Wort haben zu lassen. Oder in der Politik, es gibt zunehmend Frauen, die in der Politik aktiv werden oder Präsidentin werden. Was ich sagen will ist, dass Frauen begonnen haben, sich Platz in der Gesellschaft zu machen und von den Männern akzeptiert zu werden, was nicht selbstverständlich ist.“

(Link zum Interview: http://ntama.uni-mainz.de/content/view/173/29/)

Mit ihrer sozialen Botschaft und ihrem musikalischen Programm hat sich Dobet als Afrikanische Frau jedenfalls schon einen Namen gemacht. Sie tourt durch Europa und Amerika und wurde sogar als beste Newcomerin bei den BBC World Music Awards nominiert.
Auch die Frankfurter Fans afrikanischer Klänge dürfen sich freuen, denn am 12. August 2008 hat man die Möglichkeit sich von Dobet Gnahoré im Palmengarten (Ffm) mit ihrem Auftritt in ihre musikalische Welt entführen zu lassen.

Discographie

Aktuelle CD: „Na Afriki“ 2007

CD: „Ano Neko“ 2004

Copyright: Redaktion MELODIVA

Autorin: Agnes Swidergol

www.contrejour.com/artists/Dobet

17.07.2008