DJanes on Top – Teil 2

Elli Pirelli & Gabi Rothe

DJane Elli Pirelli – Köln

Was das Berufsbild einer DJane ausmacht, wie Frauen dazu kommen, aufzulegen, wie sie sich von ihren männlichen Kollegen absetzen wollen oder können, das verrät uns Ina Wolf in dieser Serie.

„Mit 50“ fing für Elli Pirelli das Leben erst an – Sie sprang mal eben so ein…

WC-Ikone, Kult-DJane, Toiletten-DJane – mit solchen und ähnlichen durchaus liebevoll gemeinten Attributen wurde sie bereits beschrieben. Auf Elli Pirelli, diese lebende Legende im Kölner Nachtleben, muss man einfach neugierig werden.

Schon immer mit einer kreativen Ader ausgestattet, werkelte Ellen Gessner (wie sie mit bürgerlichem Namen heißt) lange Jahre als Set-Ausstatterin im Filmgeschäft. Gleich zwei tragische Todesfällen in ihrer Familie zwangen sie, ihren Traumjob aufzugeben. Ihr Sohn Michael, der in Miami rasch zum ersten deutschen DJ-Star der Homo-Szene avanciert war, starb an den Folgen von Aids. Kurz darauf kam sein jüngerer Bruder bei einem Unfall ums Leben. Ellen zog sich lange zurück und versuchte, diese Schicksalschläge allein zu verarbeiten.

Andreas, ihr dritter Sohn, verordnete ihr eine ungewöhnliche, aber äußerst wirkungsvolle Therapie.
Der erfolgreiche Partyveranstalter u.a. des „Funky Chicken Clubs“ sagte seiner Mutter: „Du hast doch früher immer deine Platten aufgelegt, dabei hatten alle viel Spaß, fang doch damit wieder an!“
DJane Elli Pirelli erblickte das Licht der Welt.

Ihre wunderbare Mischung aus Disco-Klassikern, Schlagern und Trash-Evergreens spricht seit nunmehr vier Jahren ein breites Publikum von Jung bis Alt an. Unvergessen bleiben ihre turbulenten Auftritte in den brechend vollen Toiletten des Lulu in der Kölner Ladenstadt.
Jüngst brachte sie sogar eine komplette Großraumdisco in Dresden zum Toben.
Nach eigenem Bekunden vermisst sie jedoch die älteren Stammgäste aus dem Lulu sehr, die empfing sie im Café immer mit deren persönlichen Hits.

Überhaupt will sie sich eher als Musikdienstleisterin denn als DJane verstanden wissen, sie hat immer ein offenes Ohr für die Nöte ihrer Gäste und hält für jede Seelenlage einen passenden Song bereit.
Ihre Fans danken Elli ihr Engagement auf ihre eigene Weise, sie organisieren Wunderkerzen-Events und bringen ihr rare Schallplatten mit.
Auf ihr Alter angesprochen antwortet sie jedesmal mit verschmitztem Augenzwinkern: „Mit 50 fängt das Leben doch erst an…“

Elli freut sich auf jeden Dienstag im „Funky Chicken Club“ (P.O.S.H., Hohenzollernring 16-18, Köln), wo man sie ab 22 Uhr bewundern kann. In der Chinese Lounge breitet sie dann ihre Vinylschätzchen aus (sie besitzt 10.000 Stück!) und schickt sie mit 45 Umdrehungen in der Minute auf die lange Reise in eine verzauberte Nacht.
In diesem Sinne: Schön, dass es Dich gibt, Elli.
Keep on grooving!

DJane Gabi Rothe

Häufig bestimmt der Zufall das Leben: Als ausgerechnet während einer Party der Veranstalter und der DJ lauthals ihre Beziehung beendeten, war Gabi Rothe gerade zur Stelle. Sie sprang mal eben so an den Reglern ein. Seit zwei Jahren veranstaltet sie „queerbeat – queerbeat“, die legendäre Frauendisco im Kölner Bürgerzentrum Ehrenfeld, der Büze.

Damit hat sich Gabi Rothe einen „kleinen Traum“ erfüllt, wie sie sagt: „Seit ich denken kann, wollte ich eine eigene kleine Veranstaltung haben.“ Der Name der party ist Programm, die Musikauswahl ist breitgefächert, um ein möglichst breites Spektrum von Frauen zu erreichen.

Partymachen ist nur eine große Leidenschaft von Gabi Rothe. In ihrer Allround Team GmbH vermittelt sie gemeinsam mit einer Geschäftspartnerin alles von „A wie Akapella bis Z wie Zebra auf der Schildergasse“. KünstlerInnen verhilft sie zum Sprung auf die Bühne, dafür knüpft sie eifrig Netzwerke, um Firmen, AuftraggeberInnen und AkteurInnen zusammenzubringen. Gut gelungen ist das Gabi schon bei Jambalaya. Seit 2000 zeichnet sie für das Management des Multikulti-Gospelchores mitverantwortlich, sie kümmert sich um Auftrittstermine, Verträge und die technische und organisatorische Abwicklung vor Ort. „Das füllt schon den ganzen Tag aus, wenn man 18 Leute im Schlepptau hat.“

Aufgrund der großen Nachfrage hat „Queerbeat“ vor sechs Monaten einen kleinen Ableger bekommen. Die Standard-Tanzveranstaltung „Rumwienern“ hat sich mit sonntäglicher Kaffeeklatsch-Atmosphäre, und viel Platz zu einem beliebtem Date gemausert. Von Mai bis September wird eine Sommerpause eingelegt, dann wünscht sich Gabi auch mehr Schwule, die ihre Tanzbeine auf dem gewienerten Parkett der Büze schwingen.

So sehr sich Gabi Rothe über den großen Zuspruch für ihre Partys freut, hat sie auch Erfahrung mit Rückschlägen sammeln müssen. „Das schlimmste, was mir bisher passiert ist, waren Lesben, die sich bei einer Internationalen Frauenparty über die ‚Einschränkung‘ durch türkische Frauen beschwerten, die Elan und Lebensfreude pur auf der Tanzfläche versprühten.“

Es sei immer leichter, Kritik zu üben oder einen Prellbock zu suchen, um von der eigenen Unzufriedenheit abzulenken. „Dabei ist es selbst in einer schwul-lesbischen Weltstadt wie Köln immer noch ein Privileg, Veranstaltungen exklusiv für Frauen und Lesben durchzuführen.“

Das wunderbarste ist für Gabi Rothe ein hemmungslos tanzendes Publikum. „Das ist das Brot eines DJs“. Zum Grooven daheim empfiehlt sie India.Arie, Nintin Shawney und natürlich die CD von Joy Fleming & Jambalaya.

Für all diese Aktivitäten braucht es viel Energie. „Ich habe gelernt, Grenzen zu setzen, ich ernähre mich über die Ohren – Musik ist ein Ausdruck von Lebensfreude und Emotionalität, es gibt nichts vielfältigeres als die Liebe und die Musik.“ Darum habe sie auch die Musik zum Beruf gemacht. „Ich langweile mich schnell, aber in diesem Job kann mir das einfach nicht passieren.“

Wir bedanken uns bei der Queer Redaktion und Torsten Bless.
www.queer.de

Bisher erschienene DJanes Porträts:
DJane on Top- Serie 1:

DJane Diamond & DJane Chantal, erschienen im Juli 2002
DJane Mithras, erschienen im Oktober 2002

Ina Wolf alias „DJane GinaG aka Adore“, Kontakte zu den Elli Pirelli und Gabi Rothe stellt Ina Wolf gerne her. ed.te1726970239norip1726970239@flow1726970239.ani1726970239" target="_blank">ed.te1726970239norip1726970239@flow1726970239.ani1726970239

Autorin: Ina Wolf

30.11.2002