„Die Straße ist eine gute und harte Schule“
Ein Interview mit der Musikerin Cynthia Nickschas
Sie ist Straßenmusikerin aus Leidenschaft, heute führt sie ihr Weg aber immer öfter auch auf große Bühnen. Die aus einer Musikerfamilie stammende Bonnerin sortiert in ihrem Debutalbum die Welt in ihr „Kopfregal“. Ihre kritischen Texte nutzt sie einerseits als persönliche Therapie, andererseits will sie auch die Gesellschaft aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Wie sie ihren „Rockstar-Traum“ verwirklicht hat und wie das Leben in ihrer Musiker-WG abläuft, erfahrt Ihr in folgendem Interview.
Wie bist Du auf’s Musikmachen gekommen?
Das ist einfach – Musik war schon immer ein großer Teil meines Lebens. Und als ich vor ein paar Jahren meinen Job verlor, hatte ich das große Glück, dass eine Freundin von mir, die seit Jahren in Köln Straßenmusik macht, mir die besten Plätze dafür gezeigt hat. Als ich ein paar Tage später mit meiner Miete nach Hause kam und auch direkt meine erste Geburtstagsbuchung hatte, war die Sache für mich klar. Ich habe mir ab diesem Zeitpunkt drei Jahre gegeben, um den “Rockstar-Traum” mal zu versuchen. Und als ich nach drei Jahren dann das erste Mal mit Konstantin Wecker auf der Bühne stand, war der Traum dann irgendwie kein Traum mehr.
Du stammst aus einer Künstlerfamilie. Hat sie dich in irgendeiner Form geprägt? War das Musikmachen eher Motivation oder ein Muss?
Natürlich, geprägt hat sie mich sehr. Mein Vater ist Gitarrenlehrer, meine Mutter Lehrerin für Geige und Klavier. Ein Muss war es aber eigentlich nie. Ich habe lange Zeit Klavier gespielt und hatte Unterricht wenn ich wollte und wenn nicht, dann eben nicht. Die Gitarre habe ich erst mit 18 in die Hand genommen, als ich von zu Hause weg war und damit kein Klavier mehr im Wohnzimmer stand.
Deine Stimme ist sehr facettenreich. Hattest Du schon mal professionellen Gesangsunterricht?
Nein, ich war in diversen Chören, d.h. ein bisschen Stimmbildung habe ich abgekriegt. Professionellen Unterricht jedoch nie. Ich habe viele Vorbilder und es macht mir Spaß mit der Stimme zu spielen, vielleicht ist es wirklich die Freude am Singen, die die Facetten zeigt.
Hast Du Vorbilder oder gibt es KünstlerInnen, die Dich musikalisch besonders beeinflusst haben bzw. noch beeinflussen?
Viele, sehr viele. Nur um ein paar zu nennen: aufgewachsen bin ich mit Jimi Hendrix, Toto, den Eagles, Beatles, Hannes Wader, Konstantin Wecker, Reinhard Mey, aber auch Joint Venture und vielen anderen Liedermachern… Mit 14-15 waren es dann Joss Stone, Melissa Etheridge, Etta James, Alanis Morissette, Sade, ganz früher Christina Aguilera, aber auch Bands wie Korn, Red Hot Chili Peppers, Foo Fighters, Nirvana… Eigentlich so viele, dass ich den ganzen Tag schreiben könnte…
Wie habt Ihr Euch als Band gefunden?
Das waren allesamt super Zufälle (oder Schicksal). Meinen Gitarristen lernte ich auf Festivals kennen, er hat mir damals finanziell aus der Patsche geholfen, da meine Wohnung ausgeraubt wurde während ich unterwegs war. Und dann gab er mir ein wenig Gitarrenunterricht, machte die ersten Wohnzimmeraufnahmen meiner Songs und stand schon wenig später mit mir zusammen auf der Bühne. Ein halbes Jahr später zogen mein Freund und ich dann in Bonn mit ihm zusammen in eine WG. Mein Freund Mario wollte Zeit seines Lebens Schlagzeug spielen und hatte dazu nicht die Chance. Weil mir noch Beat fehlte und er Bock hatte, besorgten wir ihm für den Anfang eine Cajon und ich schleppte ihn direkt am ersten Tag mit auf die Bühne. Seit 18 Monaten spielt er nun auch Schlagzeug und wird täglich genialer. Mein Bassist ist mir auch eher “zugeflogen” – er zog in die Wohnung neben uns und ließ ständig seinen Schlüssel außen stecken, bis wir irgendwann mal einfach reingingen mit den Worten: “Beim nächsten Mal sind es vielleicht nicht nur die lieben Nachbarn” – und dann stand da ein Bass in der Ecke… Nach ein paar Mal jammen war für mich klar, dass er dazugehört. Das neueste Bandmitglied Z (Saxophon) haben wir dieses Jahr auf dem Paradiesvogelfest auf Schloss Weitersroda kennengelernt.
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08.12.2014