Das Musikerinnenfestival „wie es ihr gefällt“

1991 war es, da standen sie beim ersten Festival im legendären Kreuzberger SO 36 plötzlich auf der Bühne, die unbekannten Musikerinnen, nach denen im buchstäblichen Sinne bisher kein Hahn gekräht hatte. Doch nach dem Willen der beiden Veranstalterinnen sollte es keine „women-only“-Veranstaltung mit (bloßem) politischen Anspruch werden. Ein Grundgedanke des Festivals war es, einfach gute Musik zu bringen, die nicht in die herkömmlichen Sparten passte und die Ohren für Ungehörtes zu öffnen. So gab es in den ersten Jahren vor allem Kompositionen aus der Ü-Musik, dazu viel Punkrock und Improvisiertes, Phantasie, Humor und abgefahrene Performances. Seitdem fand „wie es ihr gefällt“ jährlich statt, größtenteils mit Förderung des Künstlerinnenprogramms des Kultursenats. Von Anfang an kooperierte das Festival mit anderen Veranstalterinnen: 1994 gab es ein Festival „wie es ihr gefällt“ in München, 1994-1997 in Zürich, 2006 das Jointventure „Les Grand Dames de la Méditerranée“ in Berlin. Es gab Symposien, Konzertreihen und Workshops und das Festival entwickelte sich immer mehr zum Netzwerk. Nun geht „wie es ihr gefällt“ mit dem letzten Festival UNTER STROM vom Netz, nicht ohne die Hoffnung, dass sich neue „energische“ Veranstalterinnen finden, die das Festival wiederbeleben.

Das diesjährige Festival findet an zwei Wochenenden vom 13. – 20.03.2010 statt und trägt den Titel „Unter Strom – Von den Pionierinnen der elektronischen Musik bis zu den Digital Ladies“. Es präsentiert elektro-akustische Werke internationaler Komponistinnen von 1938 bis heute. Der Bogen spannt sich von den wenig beachteten Pionierinnen der elektronischen Musik wie Johanna M. Beyer und Daphne Oram über eine Hommage an die kürzliche verstorbene Maryanne Amacher und ein Live-Konzert von Pauline Oliveros bis zu Performances der nächsten Generation, u.a. Pamela Z, Joelle Léandre & Maja Ratkje. Des Weiteren widmen sich die Künstlerin Ingrid Kerma, die Tänzerin Janine Schneider und der Installationskünstler
T.W.Blum mit den Mitteln ihres jeweiligen Mediums Leben und Werk einzelner Komponistinnen.

Der zweite Teil des Festivals ist den „Digital Ladies“ gewidmet, den modernen Elektronikerinnen der Popmusik: Gudrun Gut & AGF geben die Live-Premiere ihres neuen Projektes „Baustelle“, es spielen DominaDea, Cobra Killer, Angie Reed und weitere.

Programm
13.03. // 17 Uhr // Pfefferberg (Gewölbekeller)
Festivaleröffnung: Videoinstallation „Timetunnel“ von T.W.Blum
13.03. // 20 Uhr // Pfefferberg
Johanna Magdalena Beyer (1888 Leipzig – 1944 New York)
„Music of the Spheres“ – Laura Gallati (Moog Synthesizer)
Daphne Oram (UK 1925 – 2003) „Contrasts Essonic“ & „Costain Suite“ Tonband (Lichtinstallation Ingrid Kerma)
Maryanne Amacher (USA 1938-2009) Hommage
„Head Rhythm 1 / Plaything 2“ – Tonband (Tanz Janine Schneider)
Christina Kubisch (Berlin) „Travel“,
Tonband, Deutsche Uraufführung
Beatriz Ferreyra (Argentinien/Frankreich) „L’autre Rive“,
Tonband, Deutsche Uraufführung
Pauline Oliveros (USA) „Digidreams 2010“ ,
Digitales Akkordeon, Uraufführung

14.03. // 20 Uhr // Pfefferberg
Laura Gallati /Franziska Welti (Berlin/Luzern)
„Schicht um Schicht“, Moog-Synthesizer & Stimme, Uraufführung
Pamela Z (USA) „Baggage Allowance“ (work in progress, Auszug) u.a., vocals + electronics
Joëlle Léandre & Maja Ratkje (Frankreich/Norwegen)
Kontrabass, vocals + electronics
Laetitia Sonami (Frankreich/USA) vocals + electronics
„A Historical Moment on a Line Between A and B“ (2009),

19.03. // 20.30 Uhr // Maria am Ostbahnhof
Mädchenzimmer, Cobra Killer, Angie Reed, DominaDea Special

20.03. // 20.30 Uhr // Maria am Ostbahnhof
Io Casino, Mico, Greie & Gut präsentieren „Baustelle“

Veranstaltungsorte: Pfefferberg, Haus 13, Schönhauser Allee 176, 10119 Berlin (U2 Senefelder Platz/N2)
Maria am Ostbahnhof, An der Schillingbrücke, 10243 Berlin (S-Bahn Ostbahnhof)

Karten gibt es über www.hekticket.de (zzgl. Gebühr) und an der Abendkasse / Tagestickets 18.- / 15.-€