Das Frauenjazzfestival PENG 12.-13.10.2018

Interview mit Mara Minjoli

Zum dritten Mal findet das Peng Festival im Ruhrgebiet statt, dessen Gründerinnen es sich zur Aufgabe gemacht haben, Frauen im Jazz eine Plattform zu bieten und die Vielfalt und Lebendigkeit dieser Kultur zu präsentieren. Es steht unter dem Motto „Ein Festival, eine Gemeinschaft und eine starke Idee“. Die Besucher können sich auf ein vielfältiges Programm freuen und es werden regionale Bands, aber auch international etablierte Musikerinnen erwartet.

Ampaire:e sind Teil des diesjährigen Peng-Festivals (Foto: Ernst Luk)

Den sieben Jazzmusikerinnen (Barbara Barth, Marie Daniels, Rosa Kremp, Maika Küster, Mara Minjoli, Johanna Schneider und Christina Schamei) des PENG Kollektivs liegt es besonders am Herzen, Frauen im Jazz zu fördern und zu zeigen, wie vielfältig und lebensnah der Jazz im Ruhrgebiet ist. So unterschiedlich wie die Mitglieder des PENG e.V., so bunt ist auch dieses Festival und seine Musik. Dieses Jahr wird das Anna-Lena Schnabel Quartett aus Hamburg live zu sehen sein. Das Quartett hat es sich zur Aufgabe gemacht, ungewöhnliche und vertraute Klänge verschmelzen zu lassen. Thea Soti Electrified Island aus Serbien hingegen überraschen die Zuhörer mit einer Mischung aus Performance und Improvisation, bei der ungewöhnliche Klangexperimente mit der Stimme gezeigt werden.  Ampair:E spielen improvisierte, elektronische Musik und Kusimanten aus der Ukraine begeistern mit einer extremen Präzision der Stimmführung von Sängerin Tamara Lukasheva. Caris Hermes ist ein Trio, welches bereits seit 11 Jahren zusammen musiziert, dies hat zur Folge, dass die Mitglieder perfekt aufeinander abgestimmt sind. Das Eva Klesse Quartett ist international renommiert und wurde bereits mit einem Echo ausgezeichnet. Über das Festival 2017 schrieb nrwjazz.net: „Den Damen gebührt mein Respekt. Dieses „Frauen“ -Jazzfestival bietet eine bunte Mischung unterschiedlicher Stilrichtungen des modernen Jazz mit lokalen Bandleaderinnen und überregionalen Größen.“ Wir haben mit einer der sieben Gründerinnen, Mara Minjoli, ein Interview geführt, in welchem sie unter anderem über die Chancenungleichheit zwischen Musikerinnen und Musikern spricht, aber auch ihre Wünschen über die Zukunft des Festivals äußert.

Wie kam Euch die Idee für ein reines Frauenmusikfestival?

Thea Soti Electrified Island werden live auf dem Peng-Festival zu sehen sein

Eigentlich war es Maikas Idee, ein Kollektiv zu gründen. Zunächst ging es erstmal darum, sich gegenseitig als Musikerinnen zu unterstützen, sich auszutauschen und Erfahrungen miteinander zu teilen. Im Gespräch wurde schnell klar, dass wir alle ähnliche Erfahrungen gesammelt hatten, gerade auch im Hinblick auf die Situation, sich als Frau in einer Männerdomäne durchzuschlagen. Dann kam die Idee, sich nicht nur gegenseitig zu unterstützen, sondern auch anderen Musikerinnen eine Plattform zu bieten. So entstand die Idee des Festivals.

War es von Anfang an klar, dass Ihr ein Jazzfestival gründen wollt, oder standen noch andere Genres zur Debatte?

Da wir alle Jazz studiert haben und uns auch hauptsächlich in diesem Genre bewegen, war klar, dass es ein Jazzfestival werden würde. Allerdings ist der Begriff so weit und läßt viel Raum für Vielfalt. Wir suchen Bands und Musikerinnen aus, die uns schlicht und ergreifend inspirieren.

Die Resonanz ist sehr positiv und die letzten Festivals waren ausverkauft; gab es auch Kritik oder hattet Ihr mit Vorurteilen zu kämpfen?

Kusimaten treten 2018 beim Peng-Festival auf

Hin und wieder tauchte durchaus die Frage auf „wofür braucht man ein FRAUEN Jazzfestival, sollte es nicht ausschließlich um die Musik gehen und nicht um das Geschlecht?“ Wir haben uns die Frage selbst gestellt. Und ja, es soll um die Musik gehen. Allerdings sind Frauen in dieser Szene noch immer einer starken Männerdomäne unterworfen. Es gelten eben nicht die gleichen Rechte und als Frau hat man mit Vorurteilen zu kämpfen. In vielen Situationen wird leider allzu deutlich, dass man als Musikerin nicht die selben Chancen hat wie als Musiker. Viele sind skeptisch, dass Frauen ebenso gute MusikerInnen sein können wie Männer. Das Aussehen spielt auch immer noch eine große Rolle. Viele Frauen werden nur über ihre Außenwirkung und ihre potentielle Attraktivität bewertet. Gerade im Zuge der Festival-Planung und Verwirklichung ist unsere Motivation gewachsen, dran zu bleiben und hartnäckig weiter zu machen. Es gab immer wieder Momente, in denen wir selbst feststellen mußten, dass unserer Entscheidung ein Frauen-Festival zu gründen eine gewisse politische Notwendigkeit birgt. Wir als Musikerinnen und Organisatorinnen, aber auch die Künstlerinnen die wir eingeladen haben, mussten mehrmals feststellen, dass Gender-Equality keine Selbstverständlichkeit ist.

Wie wichtig ist es Euch, die regionale Jazzszene zu unterstützen?

Das Eva Klesse Quartett tritt auf dem Peng-Festival auf (Foto: Arne Reimer)

Das ist uns ein großes Anliegen. Wir haben alle in Essen studiert und einige von uns leben auch immer noch im Ruhrgebiet. Es gibt ein sehr großes Potential von jungen MusikerInnen, die aber leider kaum lukrative Auftrittsmöglichkeiten im Pott haben. Wir möchten unseren KünstlerInnen eine schöne Auftrittsatmosphäre schaffen und sie durch eine angemessene Gage wertschätzen.

Hat sich die Kulturszene im Ruhrgebiet in den letzten Jahren verändert? Finden Jazzmusiker*innen hier gute Bedingungen vor?

Es hat sich in den letzten Jahren auf jeden Fall was getan. Es gibt einige, die sich in der Jazzszene engagieren. Das hat dafür gesorgt, dass die Szene etwas gewachsen ist und Studenten nach Abschluss ihres Studiums im Ruhrgebiet bleiben. Aber es kann noch viel mehr passieren. Es gibt viel Hochkultur und große Konzertsäle im Pott. Aber wirklich attraktiv wird eine Region erst durch ein Kulturangebot, das für jeden zugänglich ist. Die Auftrittsbedingungen sind leider meistens eher bescheiden. Deswegen versuchen wir durch die Unterstützung von Sponsoren, unseren KünstlerInnen eine angemessene Gage zu gewährleisten.

Würdet ihr Euch erhoffen, dass das Festival in den nächsten Jahren weiter wächst, oder ist es Euch wichtig, die eher familiäre Atmosphäre zu bewahren?

Auch im Line-Up: das Anna-Lena Schnabel Quartett

Wir freuen uns natürlich über steigende Besucherzahlen. Wir sind uns aber auch im Klaren darüber, dass der Charme unseres Festivals auch durch die familiäre Atmosphäre entstanden ist. Einen Ort zu finden, der mit dem Charme des Maschinenhauses mitzuhalten vermag, würde sich als sehr schwer erwiesen. Wahrscheinlich sogar unmöglich. Die Atmosphäre dort ist eine ganz besondere. Und auch das Team vor Ort ist respektvoll und „menschenorientiert“. Wir können mithilfe der Maschinenhaus-Mitarbeiter die KünstlerInnen aufgeschlossen willkommen heißen und sie in eine angenehme Atmosphäre aufnehmen. Wir wollen dem Maschinenhaus auf jeden Fall treu bleiben und zusammen mit den jeweiligen Organisatoren weitere Festival und Projekte planen.

Was wünscht Ihr Euch für die Geschlechterverhältnisse innerhalb der Musikszene, bzw. insbesondere der Jazzszene?

Caris Hermes ist Teil des diesjährigen Peng-Festivals

Noch ist es so, dass beispielsweise Instrumentalistinnen in der Minderheit im Jazz sind. Es wäre toll, wenn noch mehr junge Frauen ermutigt würden, den Weg als Musikerin zu beschreiten. Außerdem wünschen wir uns die gleichen Chancen, wenn es darum geht in bestimmten Clubs zu spielen, die gleichen Gehälter und den gleichen Respekt. Allerdings geht es vielen Frauen leider immer noch so, dass sie auf Grund ihres Geschlechts mit Vorurteilen zu kämpfen haben und noch immer nicht die gleichen Chancen wie Männer bekommen, ihre Musik zu präsentieren. Frauen sind in dieser Szene noch immer einer starken Männerdomäne unterworfen.

Die Festivaltickets kosten 25.-€/15.-€ erm. und Tagestickets 15.-€/10.-€ erm., hier sind sie erhältlich.

Veranstaltungsort: Maschinenhaus Essen, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, 45326 Essen

Infos

20.09.2018