Das FRAUEN-STIMMEN-FESTIVAL in der Brotfabrik – Frankfurt

präsentiert vom Frauen Musik Büro

Spannende Frauenstimmen aus: Portugal, Dänemark, Haiti, der Mongolei, Marokko, Südafrika und Persien

„…welcher Farbton auch gewählt wird, immer ist ihm eine sehr persönliche Geschichte als Grundton beigemischt, stets sticht ein hohes Maß an Sensibilität und Brillanz heraus – und letztlich haben sie alle etwas zu sagen, auf der Bühne wie im Leben…“ – das ist nur ein Auswahlkriterium, welches uns der Initiator dieser Veranstaltungsreihe in der Frankfurter Brotfabrik, Peter Schneckmann, verraten hat.

Seit Herbst 2001 wird das Konzertprogramm im Saal der Brotfabrik nach besonderen Themen strukturiert und einige spannende Konzertreihen wie u.a. „emotion latina“ wurden bislang präsentiert.

Das Ziel der Konzertreihe ist es dabei, das Augenmerk des Publikums auf ein besonderes Instrument zu richten, oder auch bedeutsame, teilweise noch wenig bekannte Rhythmen vorzustellen. Präsentiert werden Musikerinnen, die auf ihre ganz eigene Weise über ihr Land, ihre Kultur und über sich selbst musikalisch berichten. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass dieses Programm bei Interesse als Brücke für eine tiefergehende Auseinandersetzung genutzt wird, um die oftmals stilbildenden Hintergründe des Konzertgeschehens zu erschließen.

Frauenstimmen – Wie eine bunte Farbpalette erscheint das Angebot der „Frauenstimmen“ in seiner großen Vielfalt: mal gesprochenes, mal gesungenes Storytelling aus Südafrika, traditioneller (Malhoun-)Gesang aus Marokko und klassischer Gesang aus Persien, von Soul und Pop nicht unbeeinflusster Jazzgesang, die Melancholie des Fado, das Zwiegespräch zwischen Gospel und Voodoo aus Haiti und die fast schon sphärischen Melodien aus der Welt mongolischer Hirten. (Foto l.: Susi Hyldgaard – Dänemark)

(Foto: Marléne Dorcena – Haiti)
So beginnt Mitte März diese Reihe mit den 7 Konzerten. Bis Mitte Juni stehen Musikerinnen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa mit ihren Stimmen im Vordergrund jedes Konzertabends. Dabei wird nicht unterschieden, ob die Künstlerin ursprünglich im Jazz beheimatet ist oder sich in der Rootsmusic verortet. An erster Stelle steht immer die Ausdruckskraft einer wunderbaren Stimme.

Fast alle haben sie ihre Stimme auch in ihrer Heimat erhoben, um politisch Wirkung zu erzielen. Die hierzulande noch (!) wenig bekannte Marlène Dorcena aus Haiti oder Gcina Mhlope, die „grande dame“ des Storystelling aus Südafrika, sind sich darin gleich mit Touria Hadraoui, die in Marokko seit den 80er Jahren schon als bekannte Publizistin für die Belange der Frauen eintritt. Maryam Akhondy aus dem Iran musste gar aus ihrer Heimat nach Deutschland emigrieren, um überhaupt ihrer Bestimmung professionell folgen zu können.

Dona Rosa
Lebenswege sind ein weiteres Kriterium für die Auswahl der Sängerinnen gewesen. Natürlich ist hier zuerst Dona Rosa zu nennen, jene inzwischen europaweit beachtete Stimme des Fado aus Portugal, die ohne den Glamour anderer „Stars“ noch immer die Erfahrungen hautnah vermitteln kann und will, die sie als blinde Straßenmusikantin machen musste. Sie ist nur ein herausragendes Beispiel für alle Künstlerinnen dieser einmaligen Veranstaltungsreihe.

Auch wenn uns die Karriere der Susi Hyldgaard aus Dänemark vergleichsweise normal erscheint, ihr Mut zum letzten – themenspezifischen – Album führte sie fern von vielen (ein-)gängigen Pfaden des Genres und machte in der von Männern beherrschten Welt des Jazz mobil für andere Töne. Dass sie dabei auch noch fast alle Stücke komponiert hat und nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch auf gleich mehreren Tasteninstrumenten den Ton angibt, profiliert sie zu einer der wenigen Ausnahmeerscheinungen.

Der Lebensweg URNAs führte sie von den einsamen Steppen der Inneren Mongolei über ein Musikstudium in einer Metropole der VR China nach Bayern, um von dort wieder nach Japan, Taiwan, Amiland oder in andere „alte“ Länder Europas zu reisen. Ihr künstlerischer Ausdruck, dessen Basis die traditionellen Lieder der Hirten sind, hat sich dabei durch die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen aus vielen musikalischen Traditionen – und seit letztem Jahr nicht wenigen Ethno-Jazzern – erweitert. So wenig, wie sie dabei ihre Wurzeln verloren hat, so offen spricht sie aus, was in ihrer Heimat kaum einer zu fordern wagt: die größtmögliche Selbständigkeit von der Pekinger Regierung. Diese in den kulturellen Traditionen verankerte Stärke wird auch in ihrer Bühnenpräsenz deutlich, die Eindringlichkeit ihres Vortrages hat hier ihren Ursprung. Und so kann sie sich und ihre Stimme auch selbstbewusst mit dem anderen Instrument messen, das die Menschen früh erfunden haben: der Trommel, beim Konzert gemeistert im eigentlichen Sinne des Wortes von Reto Weber.

Die Geschichte der Rosa Francelina Dias Martins,

mittlerweile in ganz Europa als DONA ROSA bekannt, begann mit André Hellers „Stimmen Gottes“, einer Fernsehproduktion in Marrakesch.

Die kleine, blinde Frau im mittleren Alters ist ein musikalisches Phänomen, die auszudrücken vermag, was Menschen bewegt: Liebe, Tod und die Schwierigkeit, in Würde zu leben. Die anfängliche Straßenkünstlerin bringt in Konzertsäle mit, was sie selbst erlebt hat. Ihre Musik, die im übertragenen Sinne knistert und rauscht, die authentisch, archaisch und original klingt und in der das Echo zahlloser persönlicher Erinnerungen sich mit den Fado der verschiedenen Epochen und Thematiken mischt: Berührungen an der Seele.

Mit einer blinden, portugisischen Fado-Sängerin wird dieses Festival gebührend eröffnet. Im Gepäck hat sie ihre brandneue zweite CD, die sie bei diesem Festival-Eröffnungs-Konzert präsentieren wird.

Mit ihrer zweiten Platte „Segredos“ dokumentiert sie ihre musikalische die Entwicklung. Hier singt sie neben Fados traditionelle Lieder ihrer Heimat. Sie singt intensiv, flexibel, intoniert wie selbstverständlich abenteuerliche Skalen arabischer Herkunft. „…Für uns war es keine Frage sondern ein Glück, sie zwei Jahre nach ihrem großen Erfolg beim ersten Konzert in der Brotfabrik wieder einladen zu können und gerade mit dieser herausragenden Musikerin die Reihe „frauenstimmen“ beginnen zu können…“

14.3. bis 13.06.2003

Frauen Stimmen Festival, Frankfurt/M., Bachmannstr. 2-4
www.brotfabrik.de

Das Festival wird präsentiert vom Frauen Musik Büro, dem Strandgut und unterstützt durch das Frauenreferat der Stadt Frankfut/M.

„Fr. 14.3. DONA ROSA – Fado aus Portugal

Fr. 28.3. Susi HYLDGAARD – DIE Jazzstimme Dänemarks

Sa. 26.4. Marlene DORCENA – Eine neue Stimme aus Haiti

Fr. 9.5. URNA meets Reto Weber
Die Stimme der Inneren Mongolei trifft auf einen Master of Percussion

Sa. 10.5. Touria HADRAOUI – Eine Stimme der Freiheit aus Marokko

Do. 05.6. Gcina MHLOPE – Die große Erzählerin Südafrikas

Fr. 13.6. Maryam AKHONDY singt traditionelle Lieder aus Persien

Text: Anne Breick/Frankfurt –
Erschienen: Februar/März 2003
Copyright: Melodiva Net Club.

19.02.2003