Clarissa Hinterthaner (1961 – 2000):

Ein Portrait

Der 5. Mai 2000 ist prall von Licht und Wärme. Der Himmel strahlt endlos blau, mit Wolken wie auf Postkarten. Ich erinnere mich an meine letzte Begegnung mit Clarissa: sie war so ausgeglichen und zufrieden wie noch nie.

Wir wollten uns jetzt wieder öfter sehen. Wir hatten uns noch viel zu sagen.

Und jetzt stehe ich da und soll Abschied von ihr nehmen, ohne mich von ihr verabschieden, sie in den Arm nehmen zu können. Ich stehe da – fassungslos, zutiefst erschüttert.

Ich sehe den Platz, wo ihre Urne begraben werden soll. Es ist ein schöner Platz, idyllisch unter Bäumen mit weitem Blick auf Wiesen und Felder. Ich denke aber, dass sie nicht oft hier sein wird.

Ich bin froh, dass nur Freundinnen und Freunde über sie sprechen und jetzt Musik machen.

Ein Abschied
Der Himmel sieht auf einmal so anders aus…
Dein Weggang? macht zu tief betroffen, als dass wir etwas in Worte fassen könnten, was uns nicht fassbar erscheint.
Überall sind Spuren deines Lebens. Gedanken, Bilder, Augenblicke und Gefühle.
Die Emotionen brechen auf. Wut, Verzweiflung, Enttäuschung, Angst, Sinnlosigkeit, Einsamkeit, Trauer…
„…Seht nicht auf das Leben, das ich beendet habe, sondern auf das, welches ich beginne!“

Anmerkung der Redaktion:
Auch wir trauern um den Verlust einer wundervollen Musikerin und Musikpädagogin und Kollegin. Sie hat Maßstäbe gesetzt mit u.a. ihrer erfolgreichen Bongo-Schule für Kinder („Meine kleine Bongo-Schule“, erschienen beim AMA-Verlag). Die zweite Ausgabe, die sie leider nicht mehr persönlich fertigstellen konnte, wird zur Zeit von ihren Kolleginnen zur Veröffentlichung beim gleichen Verlag vorbereitet.

Clarissa war mit Herz und Seele Musikerin:

Perkussion – Geige – Gesang Weltmusik – Schamanentrommeln – Musikpädagogik

Von Musikkabarett über Frauen-Perkussion pur und Latin-Fusion-Band bis hin zum Obertongesang: Clarissa hat überall ihr außergewöhnliches Talent und ihre ungeteilte Begeisterung eingebracht. Ihr Herzblut, ihre Kreativität und ihre Inspiration steckte dabei in ihren eigenen Musikprojekten:

MAMA LOCA – Frauenpercussion mit Geige und Gesang – spielt, was Spaß macht und zum Tanzen verführt

Q-SCHOCK – Congas ‘n Brass peppt deutschen Rap mit HipHop und Salsabläsern auf und lässt bayerische Tubalines in der Q-banischen Tropensonne schwitzen

SCHLAGSAHNE – Drumtalk heisst: nicht nur die Trommeln, sondern auch sich selbst zu Wort kommen lassen …. und bis ganz zuletzt stand ein Projekt im Mittelpunkt, in dem sie ihre musikalischen und spirituellen Erfahrungen ausgedrückt hat:

„Fifa macht Musik“, eine Erzählung für Kinder über die Geheimnisse des Lebens und des(sen) Rhythmus… den Ausgang der Geschichte kennt (leider) nur Clarissa!

„Wieso ist sie jetzt gestorben, kannst Du mir das sagen?“

Clarissa schenkte uns ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Und sie hat zugehört. Sie war unglaublich achtsam, mit den Menschen, mit der Natur, mit den Kindern, mit denen sie gearbeitet hat. Eine Kinderstimme brachte es auf den Punkt: „Clarissa hat nie vielleicht gesagt“.

Und es hat Spaß gemacht mit ihr. Ihr Lachen klingt uns noch in den Ohren.
Clarissa war einfach wichtig. Sie wird immer einen besonderen Platz in unserem Herzen haben. Deshalb müssen wir uns auch nicht wirklich von ihr verabschieden. Göttin sei Dank.

Zuschriften/Fragen zu Clarissa Hinterthaner beantworten wir gerne bzw. leiten sie an die Autorinnen weiter.

Autorinnen: Sabine Schulte, Vivien Schmidt-Burgk, Julia Podeschwa

30.04.2001