Christina Lux/Köln

... und ihre Erfahrungen im Musikbusiness

Von „Guru Guru“ bis „Tuck + Patti“

Christina Lux 1977 – Mit 12 Jahren erlebt sie, wie die legendäre Band GURU GURU um „Elektrolurch“ Mani Neumeier im alten Bauernhaus ihrer Eltern probt.

1980 entdeckt sie die alte Gitarre ihres Vaters …

Ab 1989 singt sie Background für EDO ZANKI, JULE NEIGEL, MICK KARN, JON LORD (DEEP PURPLE), OLETA ADAMS, GABRIELLE, A.J.GROCE und viele andere. Leadgesang für RMB auf Widescreen+Mission Horizon

1994-99 – Christina Lux wird ein Teil der multikulturellen A-Capella-Formation VOCALEROS. Zwei Vocaleros-CDs erscheinen. Vocaleros-Auftritt in der ARD-Samstagabend-Show „Geld oder Liebe“. Solo und Bandkonzerte mit den eigenen Songs

1998 – Special Guest auf der „Klein-aber-fein“-Tour von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE. Debüt: „She is me“ erscheint.

1999 – Opener von PAUL YOUNG (UK) und LONG JOHN BALDRY (UK)

2000 – Opener von STATUS QUO (UK)

2001 – Release „pure love“, Opener von TUCK & PATTI (USA)

Das Interview

Wo liegt der Schwerpunkt Deiner künstlerischen Arbeit?

Christina: Er liegt im Songschreiben. Die letzten Jahre habe ich mich nur auf meine eigenen Songs und meine CDs und Konzerte konzentriert. Ich wollte wissen, wer ich bin und wo meine Kräfte liegen. Zu einem großen Teil hat mir das Internet über E-Mails ein Echo ermöglicht, durch das ich erst so richtig verstanden habe, dass meine Musik bei vielen Hörern genauso intensive Gefühle auslöst, wie bei mir selbst, wenn ich meine Helden höre. Das zu erreichen bedeutet mir viel, denn Musik braucht Persönlichkeit und Identifikation, um zu wachsen und zu verstehen. Meine Gitarre, meine Stimme und die Texte treiben mich weiter.

Wie viele Auftritte absolvierst Du jährlich in Deutschland und wer organisiert für Dich Konzertauftritte?

Christina: Zwischen 60 und 80 Gigs werden es sein im Jahr. Ich buche alles selbst. Die Clublandschaft ist allerdings sehr dünn geworden und es ist eine Wahnsinnsarbeit. Glücklicherweise hat sich über die Jahre eine Art Stammclubszene gebildet, bei denen ich immer mal wieder spielen kann.

In welchen Bundesländern und wo dort trittst Du meistenteils in Konzerten auf (Clubs, Stadtfeste, Firmen, Galas etc.)?

Christina: Ich spiele bundesweit in Clubs und auf Kleinkunstbühnen. Hier und da auch mal auf einem Stadtfest. Es ist mir wichtig, dass meine Musik in einer guten Atmosphäre gespielt werden kann. Musik nebenbei und als reine Partymucke ist nicht mein Ding.

Welches musikalisches Programm führst Du in Deinen Konzerten auf (Eigenkompositionen/Coversongs)?

Christina: Ich spiele ausschließlich eigene Songs.

Bist Du Mitglied in der GEMA und GVL? Kümmerst Du Dich um die Musikfolgebögen der GEMA?

Christina: Ich bin sowohl GEMA- als auch GVL-Mitglied. Da ich nur eigene Songs spiele und das bundesweit, kommt bei der GEMA schon ein wenig zusammen. GVL, das wissen viele nicht, vergütet auch selbst produzierte CDs. Man muss die Verkäufe angeben und bekommt darauf nochmal eine Vergütung.

Welche Auswirkungen hat bis heute das neue GEMA-Proverfahren auf Dein GEMA-Aufkommen?

Christina: Da die Musikfolgeberechnungen für Normalsterbliche nicht durchschaubar sind, kann ich dir noch nicht mal sagen, was sich verändert hat. Denn dafür müsste ich sehr gleichmäßige Jahre gegeneinander stellen. Ich weiß, dass es einige gibt, die starke Einbußen hatten. Ich finde es Quatsch, einem Künstler weniger auszuzahlen, nur weil er nur lokal spielt. Ich weiß, dass viele junge Bands gar keine Ahnung von Musikfolgeformularen haben, selbst wenn sie GEMA-Mitglied sind. Da fehlt für neue Mitglieder klare Info.
Ich selbst habe jahrelang immer wieder gehört, das lohnt sich eh‘ nicht. Das stimmt eben so nicht, wenn du eigene Songs spielst.

Wünsche zur Strukturierung der GEMA?

Christina: Immer wieder stelle ich fest, dass die Gemagebühr zu einem großen Teil für kleine Clubs dazu führt, dass das ganze Konzert sich nicht rechnet. Ein kleines Konzert, bei dem wegen, z.B. schlechtem Wetter, nur 30 Leute kommen, wird so zum Totaldraufleger. Zugrunde liegt die qm Zahl einschließlich der Bühne, unabhängig von der Zuschauerzahl. Das kann nicht aufgehen und führt dazu, dass viele kleine Clubs riskante Gigs schon mal gar nicht mehr machen, weil die Fixkosten zu hoch sind. Musikerfeindlich. Die zweite Sache ist die Undurchsichtigkeit. Ich wünschte mir klare Abrechnungsbögen.
Konzert vom Soundsovielten hat ergeben x Euro. Dann ist ganz klar, was woher kommt. Es gibt sonst keine Möglichkeit einfach zu prüfen. Übrigens: Ich stelle immer wieder fest, dass Songs, die auf Tonträger erschienen sind, oft nicht in die höhere Punktierung reingenommen werden. Da immer nachhaken, ob das kleine M unter dem U steht.

Hast Du Dich bisher auch schon bei den großen Tonträgerfirmen um einen Künstlervertrag/Bandübernahmevertrag beworben und welche Erfahrungen hast Du im Rahmen dieser Bewerbungen damit gewonnen?

Christina: So richtig offiziell habe ich mich noch nie bei einem Major Label beworben. Wenn sich mal ein Kontakt ergeben hat, habe ich das verfolgt. Dann konnte es sein, dass so ein „Thema“ schon „gesignt“ war oder man dem Ganzen zu wenig Kommerzialität vorwarf. Den ersten kleineren Vertrag, den ich hatte, habe ich auch als sehr unbefriedigend empfunden. Zu wenig Power. Für einige meiner Kollegen war der Major Deal eine Katastrophe, weil die Firma z.B. den VÖ-Termin immer wieder rausgezögert hat und Ähnliches. Oder die Promotion schlecht terminiert war. Es gibt zu wenig Innovatives, zu viel alles auf eine Karte setzen, keine Zeit zum Wachsen und Aufbauen. Entweder Du hast gleich den fetten Hit oder du wirst fallen gelassen. Unfassbare Summen werden in einige wenige gesteckt. Das ewige Gejammer über die Brennerei nervt. Macht bessere Musik und die CDs günstiger, so dass eben nicht nur ein Titel auf einer CD cool ist. Und hört mit dem Kopierschutz auf. Wenn ich mir für 17,99!! eine CD kaufe will ich sie auch im Auto hören können oder mir eine eigene Compilation daraus basteln dürfen. Die Firmen müssen aufwachen. Siehe Steve Jobs und seine Apple Download Sache. Geht doch, wenn man den User gut versorgt.

Veröffentlichst Du Deine Tonträger in Eigenregie oder bei Independent-Labels/Musikverlagen?

Christina: Ich habe für „Pure Love“ mit BSC Music zusammengearbeitet. Er hat mir geholfen, die CD bei Zomba in den Vertrieb zu kriegen. Die Nachauflage von „Little Luxuries“ hat er ebenfalls reingenommen. Die ganz neue „LIVE“ CD ist auch dort erschienen. Da wird sehr fair, aber eben auch mit sehr kleinem Budget gearbeitet. Inzwischen bin ich wieder verlagsfrei. Ein Verlag macht nur dann Sinn, wenn er sich auch für dich bewegt. Das ist selten. Ein Vertrieb braucht eigentlich mehr Promotion um wirklich Abverkäufe zu erzielen. Da braucht man Budget.

Bemusterst Du mit Deinen Tonträgern auch die öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkstationen?

Christina: Ja, es gibt einige wenige Sender, die neben Formatradio auch noch innovative und spannende Sendungen machen.

Welche Erfahrungen hast Du mit den Rundfunk-und TV-Anstalten?

Christina: Grundsätzlich ist bei allen Anstalten die Kommerzialität ausschlaggebend. Passt der Sound nicht zwischen Christina Aguilera und Bryan Adams geht nix.
Ich finde es schade, dass es so einseitig geworden ist. Aber wie gesagt, immer mehr spannende Kleine kommen nach. Ich glaube, dass da definitiv ein Bedarf nach Neuentdeckungen da ist.

Welche wichtigsten praktischen Ratschläge würdest Du Musikgruppen, Sängerinnen und Sängern im Bereich der Rock-und Popmusik geben?

Christina: Mach dir klar, dass es keine Traumfabrik gibt. Und wenn du dich machen lassen willst, sei dir klar darüber, dass dein Leben wahrscheinlich von anderen komplett verplant wird. Dann überleg dir, ob du das alles willst. Wenn ja, auf zum Casting. Wenn du aber in Musik viel mehr als das siehst und sie dir aus tiefster Seele kommt und in dir brennt, dann schreib, lern ein Instrument, spiel, mach CDs, verkauf bei Konzerten, buch deine Gigs, bau dir eine Webseite, gute Infos, Fotos, Poster. Glaub an dich und ackere dich Stück für Stück weiter. Es gibt immer wieder auch Beispiele von eigentlich ganz unkommerzieller Musik, die aber soviel Kraft hat, dass sie trotzdem ihren Weg gegangen ist. Mach dir klar, wer du bist und was du zu erzählen hast. Und wenn dann einer nach einem Konzert kommt und sagt: „Genau so will ich das haben“, dann hatte es diese Klarheit zu überzeugen.

Discographie:

CD – Live im Stadtgarten Köln (2003) Prudence/Zomba

CD- Little Luxuries (1999) Prudence/Zomba

CD – Pure Love (2001) Prudence/Zomba

CD – She Is Me (1998) Eigenvertrieb

Dieser Text ist in der Ausgabe 4-2003 des Musiker-Magazins erschienen.

www.musiker-online.com

Wir bedanken uns bei der Redaktion und dem Autor Ole Seelemeyer für die kollegiale Unterstützung.

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30.09.2003