Bluesfunk made in France: Nina Attal mit Debüt „Yellow 6/17“ auf Tour

Ein Interview mit der französischen Musikerin

Gerade mal 20 Jahre alt ist die französische Sängerin, Songwriterin und E-Gitarristin Nina Attal, die als Teenager mit dem Gitarre spielen anfing und als Idole nicht Britney Spears oder Spice Girls, sondern BB King, Albert Collins, Sharon Jones und Lenny Kravitz nennt. Bereits mit 18 wurde sie zur festen Größe in der Bluesszene Frankreichs und mittlerweile war sie mit ihrer Band auf so ziemlich jedem wichtigen (Blues-)Festival in Frankreich und Kanada zu Gast.

Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass sie sich explizit nicht nur auf der Gitarre begleitet, denn in dieser Funktion steht vor allem der Co-Songwriter und Gitarrist Philip Devin an ihrer Seite. Sie ist vielmehr Sologitarristin durch und durch und ihre temperamentvollen Soli allein sind schon ein guter Grund, sich ihr Debütalbum zu kaufen. Mit ihrem Bluessoulfunk-Mix kommt sie jetzt mitsamt Band nach Deutschland – für uns eine gute Gelegenheit, ihr einige Fragen zu stellen.

Du wirst in Kürze Dein Debüt „Yellow 6/17“ in Deutschland veröffentlichen und wir erwarten, dass Du damit wahrscheinlich sehr erfolgreich sein wirst! Das öffentliche Interesse ist ziemlich groß, vielleicht weil Du so jung und nicht nur eine tolle Sängerin, sondern auch eine brilliante Leadgitarristin bist. Bist Du diese Reaktion gewohnt?

Es ist sehr paradox, weil ich es eigentlich gut finde, wenn es keinen Unterschied zwischen einer jungen Frau und einer alten Künstlerin mit Erfahrung gibt, aber andererseits ist meine Jugend auch meine Stärke und sie gibt mir große Energie!

Du warst 12 als Du angefangen hast, Gitarre zu spielen, hast Du gleich mit der elektrischen Gitarre begonnen?

Nein, ich habe zuerst akustische Gitarre gespielt. Ich lernte ein bisschen Jazzmusik, war aber schnell von der elektrischen Gitarre fasziniert, weil ich Gitarristen wie Angus Young und Stevie Ray Vaughan gehört habe.

Hast Du Unterricht genommen?

Anfangs ja, aber nachdem ich immer mehr Blues und Funk gehört habe, bin ich zu Pariser Jamsessions gegangen und hab dort alle meine Musiker getroffen. Es ist die beste Schule zu lernen und Musik zu teilen!

Du sagst, Du wurdest von MusikerInnen wie BB King, Albert Collins, Etta James und Lenny Kravitz inspiriert – Musik, die man heute gar nicht mehr in den Charts hört. Wie hast Du sie für Dich entdeckt? Wurde diese Musik bei Euch zuhause gespielt?

Meine Eltern sind keine MusikerInnen, aber sie lieben Musik! Ich habe all diese KünstlerInnen mit ihnen entdeckt und mit den MusikerInnen, mit denen ich gespielt habe. Heute höre ich mir andere Musik an, aber afroamerikanische Musik ist meine Leidenschaft.

Hattest Du auch weibliche Idole, Gitarristinnen?

Bonnie Raitt! Sie ist wundervoll!

Viele Frauen begleiten sich selbst auf der Gitarre, aber nur wenige spielen Soli und Leadgitarre. War das etwas, was sich einfach aus Dir selbst heraus entwickelt hat und war es harte Arbeit?

Ich war immer inspiriert von Männern und Frauen, die Soli gespielt haben. Für mich bedeutet das gute Musik und gute MusikerInnen. Es ist sehr wichtig für mich, dass jede/r Musiker/in sein/ihr Solo hat, ihren/seinen Moment des Ruhms. Es war ein bisschen schwer zu lernen und es ist noch schwieriger, sich in der Entwicklung zu befinden und das Instrument zu erkunden. Aber es ist so großartig!

Was glaubst Du, warum ist es so selten, dass Frauen Leadgitarre spielen? Haben junge Frauen nicht den Mut es zu versuchen oder wollen sie ganz einfach nicht?

Ich glaube, am Anfang ist es schwer, den eigenen Stil zu finden und in einer Band zu spielen. Vielleicht sind viele zu schüchtern und haben nicht die Persönlichkeit einer „Leaderin“. Aber ich vergleiche mich nicht mit anderen Frauen, jede/r sollte sein eigenes Ding machen!

Was könnte junge Frauen helfen, den Mut zu finden, ein Instrument zu erlernen und auch als Solo- bzw. Leadinstrument zu spielen?

Selbstvertrauen.

Alle Songs auf „Yellow 6/17“ sind von Dir und Deinem Freund Philip Devin geschrieben. Wie hast Du ihn getroffen? Und wie schreibt Ihr die Songs zusammen?

Ich habe ihn vor vier Jahren in Paris getroffen, in einem Club namens „Le Caveau des Oubliettes“. Wir haben von Anfang an zusammen gearbeitet, weil wir denselben Hintergrund haben. Ich schreibe die Melodie und er die verschiedenen Instrumente, am Ende arrangieren wir den Song zusammen.

Wofür steht der Titel „Yellow 6/17“?

Gelb ist eine flippige Farbe, sehr fröhlich wie unsere Musik. Wir haben vor zwei Jahren eine EP (5 Songs) aufgenommen, 6/17 meint, dass wir vom 6. bis 17. Songs aufgenommen haben.

Eure Musik ist eine großartige Mischung aus Blues, Soul und Funk. Was gefällt Dir an diesen Stilen?

Sie ist aufrichtig! Authentisch! Du kannst damit nicht lügen. Wir müssen das Beste geben.

Und was macht ein Gitarrensolo zu einem guten Gitarrensolo?

Ein Gitarrensolo ist ein gutes Gitarrensolo, wenn Du Deine Gitarre weinen lässt. Wenn es von Deiner Seele kommt. Und ich glaube, Du musst damit überraschen.

Ihr werdet in Deutschland vom 5.-12. Dezember auf Tour sein. Was sind Eure Pläne danach?

Nach der Tour werden wir unser neues Album mit Philippe vorbereiten!

CD „Yellow 6/17“ (2012) (Label: Snowhite/Rough Trade)

Tourtermine:
05.12.2012 Berlin – A-Trane
06.12.2012 Hamburg – Nachtasyl @ Thalia Theater
07.12.2012 Lüdinghausen – Burg Vischering
09.12.2012 Frankfurt – Brotfabrik
11.12.2012 München – Unterfahrt
12.12.2012 Bonn – Harmonie

http://www.ninaattal.com
Autorin: Mane Stelzer

29.11.2012