Bigbandberthablau feiert 20. Geburtstag

Interview mit den "Berthas"

Eine Band von 17 tollen Frauen plus “Doppelspitze” = 2 Leiterinnen. Das ist die Bigbandberthablau! Eine BigBand ohne Blech und ohne Gitarre oder Piano, dafür mit großer Rhythmusabteilung und diversen Saxophon und Klarinetten. Auch Blockflöte, Glasflaschen, Dudelsack, Melodica, Glockenspiel und anderer verrückter Kram kommt in ihrem Repertoire vor. Am 11.11. feiern sie ihr 20jähriges Jubiläum mit einem großen Jubelkonzert im Goldbekhaus in Hamburg. Im Interview erzählen die „Berthas“ über ihr turbulentes Bigbandleben und ihre gemeinsame Geschichte.

Was war der Anlass für die Gründung der Band?

Der Anlass der Gründung war, dass es uns noch nicht gab und es Zeit wurde, den Planeten mit unserer Existenz zu bereichern und zu verschönern!

Eine Klarinettistin wollte nicht mehr alleine spielen und fragte ihre Lehrerin Georgia Hoppe, ob sie nicht eine BigBand leiten wolle. Wollte sie, und hat dann eine Rhythmus-Fachfrau als Co-Leiterin ins Boot geholt, Alphabertha (Annette Kayser). Nach einigen Jahren folgte BertChen (Frauke Wessel) auf Georgia.

Gibt es Mitglieder die schon 20 Jahre dabei sind?

Ja, sogar 5! B.R.Tha, Betra, Bärte, Camembertha und Alphabertha. Wobei Camembertha, die immer extra aus Kiel angereist kommt, zwischendurch mal ausgestiegen war; das hat sie aber nicht ausgehalten und kam nach einer Weile zu uns zurück.

Hat sich bezüglich der Größe und des Bandalltags einiges verändert in diesen 20 Jahren?

Ja, wir sind jetzt 20 Jahre älter, schöner, klüger. Wir spielen deutlich besser, sind aber bei Proben immer noch ein anarchistischer, manchmal undisziplinierter Haufen.

Die Größe ist etwa konstant geblieben, und der „Bandalltag“ auch,- wobei eigentlich immer Feiertag ist, wenn wir uns treffen. Wir treffen uns 2mal monatlich für Probe mit Leiterin; außerdem an 1 bis 2 Probentagen und einem Workshop-Wochenende jährlich. Und natürlich bei Auftritten. Und bei unserer traditionellen Weihnachtsfeier, wo IMMER „Rudolf, the red nose reindeer“ gespielt werden MUSS. Das wurde schon vor 20 Jahren in der Jahres-Endzeit gespielt!

Wir sind unfassbar viele und haben einige Rückkehrerinnen, die nach einer Pause wieder bei uns sind. Geil, näch! Unser Gruppengefüge ist glücklicherweise ziemlich stabil. Einige treffen sich auch außerhalb der Band, sind befreundet, gehen in Konzerte, in Ausstellungen, feiern Geburtstag oder knacken auch mal einen Konflikt durch viel Feingefühl im Hintergrund… Wir proben immer noch genauso fleißig, schaffen aber in der gleichen Zeit weniger. Dafür sind wir, wenigstens manchmal, doch präziser und überhaupt noch viel besser als früher!!!

Gibt es bestimmte Kriterien, wer mitspielen darf?

Die Frau muss natürlich Bertha heißen! Sie muss nett sein, sie muss alt genug sein und natürlich muss sie gut spielen können und Rhythmusgefühl haben… und mit Geige hat man eher schlechte Chancen, aufgenommen zu werden. 

Wie setzt sich eure Band zusammen, sind es Frauen verschiedenen Alters?

Naja, unser Küken ist gerade 50 geworden. Dann geht’s steil aufwärts bis gegen Ende 60.

Wie entsteht euer Repertoire, wer sucht die Stücke aus?

Jede kann Stücke einbringen, dann wird abgestimmt. So sind zum Teil unterschiedliche Stücke zusammengekommen. Unser Repertoire ist höchst vielfältig und beinhaltet eher weniger traditionelle BigBand-Stücke. Die Bandbreite erstreckt sich von Swing über Latin und Folk bis zu Klezmer, Filmmusik und Neue Deutsche Welle. Viele unserer Arrangements sind von Berthen selbst geschrieben! Manchmal beauftragen wir auch jemanden oder jemand möchte was für uns schreiben. Unser Repertoire ist ziemlich groß und eine Wundertüten-Mischung!

Wenn ihr auf eure Geschichte zurückblickt: Was waren die besten Momente in den 20 Jahren BigBandBerthaBlau?

Wenn bei Proben ein neues Stück plötzlich zu “klingen” anfängt. Wenn bei unseren Auftritten das Publikum tanzt. Wenn am Ende des Auftritts der Saal tobt. Wenn wir bei unserem Workshop-Wochenende abends bis in die Puppen zusammensitzen und bei sehr viel Wein, Weib und Gesang die kreisch-lustigen und die traurigen Momente des Lebens miteinander teilen.

Wenn es auf der Bühne so richtig funzt, Zusammenhalt, viel gemeinsames Lachen. Die Band-Wochenenden im Wendland! Meine besten Momente waren z.B. während der Corona-Zeit das Proben in der riesigen superschönen Scheune in Neritz/ Wendland. Und letztes Jahr der Auftritt auf der Opernbühne in Kiel mit super Technik!

Wenn wir einen Hit aus unserer Jugend spielen und das Publikum hellauf begeistert ist, z.B. ein Stück von Weather Report, Michael Jackson, New Wave, eine Krimimelodie, Swing, den mein Vater bewundert hat oder von Ella Fitzgerald, die meine Mutter geliebt hat. Als wir in der Fabrik in Altona ein Kurzprogramm – neben anderen Stars – gespielt haben, ein Ort, an dem in meiner Kindheit sonntags zum Frühschoppen Oldtime-Jazz gespielt wurde, später internationaler Rock, Pop und Jazz. Da war ich so berauscht und habe oben zur Galerie geguckt und dann beinahe vergessen weiterzuspielen. Das Tollste war, als ich zu einem Konzert in einer anderen Stadt gefahren bin und meine gesamten Becken zu Hause hab stehen lassen. Unverschämtes Glück: Wir spielten in einer Musikschule und da konnte ich mich einfach bedienen.

Die besten Momente waren unsere alljährlichen Übungstage in Tüschau, weil wir dort in unsere Musik tiefer einsteigen als bei den Proben und gleichzeitig die Kontakte untereinander stärken und verbessern konnten. Und die Tatsache, dass bei den Konzerten in letzter Zeit das Publikum fast die ganze Zeit getanzt hat- heißt, dass wir nicht nur uns selbst, sondern auch unser Publikum mit unserer Musik erfreuen und bereichern können. Das beglückt mich sehr.

Seid ihr nach so langer Zeit immer noch aufgeregt vor Konzerten?

Ich bin manchmal aufgeregter als früher. Vielleicht kommt die Altersruhe, die Gelassenheit, ja noch. Aber ohne Lampenfieber würde ich auf keine Bühne gehen. Das macht ja Spaß. Und wenn es nicht zu viel ist, bringt es ja die notwendige Konzentration und Spannung.

Ja, nein, vielleicht? Ist wohl individuell verschieden.

Wie werdet ihr das Jubiläum feiern?

Zwei Konzerte, eins in Kiel, das zweite – das eigentliche Geburtstags-Konzert – am 11.11. um 19:30 Uhr im Goldbekhaus. Krachend, mit guter Laune und dem besten Publikum von allen!

Was plant ihr für die Zukunft?

Für die nächsten Jahre weiterhin steht erstmal an, zusammen Spaß haben, unsere Dompteusen immer mal wieder zur Verzweiflung treiben und so auf Trab zu halten, aber vor allem zur Verschönerung der Welt (optisch und akustisch) beizutragen. Nochmal 20 Jahre. Mindestens! Einfach weitermachen, so lange es geht und zwischendurch Kaffee trinken.

BigBandBerthaBlau sind:

Klarinetten: Bertinette Holzmann, BerthaLia Schreiber, Camembertha Wittig, Allibertha Ehnes
Sopran-Saxophon, Gesang: Bärta Ede
Alt-Saxophon, Flöte: Bertine Sander, Roberta Tammen, Bertrud Svensson
Tenor-Saxophon: Betra Neufeldt, Gilberta Peper, Brombeerta Lemcke
Bariton-Saxophon: Bert Walther; E-Bass: Liberta Jürs II.
Schlagzeug: Engelbertha Dietz, Kuniberta Koenen
Perkussion: Sabertha Mommert, B.R.Tha Stüben
Leitung: BertChen Wessel, Alphabertha Kayser

Großes Jubiläumskonzert 11.11.2023 – 19:30 Uhr
Hamburg, Goldbekhaus

AK 20,- / 10,-| VVK 17,- / 10,- | Tickets | Infos Vorverkauf

Infos

Autorinnen: Mia Grabow, Mane Stelzer

01.11.2023