Bettina Schelker (CH)

Songs + Gitarre + Boxen

Seit vielen Jahren hat sie bereits ein eigenes Label: FOUNDAGIRL.
Sie hat bereits vier CDs veröffentlicht und geht jetzt im Oktobert erstmalig als Vorband mit Chumbawamba auf Tour.
Sie hat viel zu erzählen, vom Box-Ring über Snow-Boarden bis hin zu ihren unzähligen Gigs, on the ROAD in ganz Europa. Von ihren Anfängen als Straßenmusikerin bis hin zur Chart-Stürmerin in der Schweiz….

Eine spanende Geschichte über Bettina & ihre allerersten STEPS im Musibusiness findet Ihr im Anschluß an dieses Interview, das Annette Schratt anläßlich ihrer neuen CD “ Willkommen“ mit ihr führte:

Deine Texte sind ja oft voll von Emotionen, wann schreibst Du denn die Texte, in dem Moment in dem Du voller Gefühle bist und das dann loswerden musst, oder bei Alltäglichem z.B. beim Autofahren.
Ich habe mich in so Momenten tatsächlich schon ins Auto gesetzt und bin auf den Gotthardpass gefahren und liess mich eine Nacht lang von Jeff Buckley trösten. Meine Texte schrieb ich dann auf Autobahnraststätten oder irgendwo im Grünen wo ich mich einfach irgendwo unter einen Baum setzte. Die Texte zu „willkommen“ sind alle irgendwo unterwegs entstanden. Ich lebte 2002 einen Monat in Spanien, einen Monat in Deutschland und drei Monate in Australien.

Kommt zuerst die Melodie oder erst der Text?

Das ist verschieden. Aber meistens füge ich eine Textidee und ein Gitarrenlick so zusammen, dass es für mich vom rhythmischen „Flow“ her stimmt. Auf diesem Grundgerüst baue ich dann den ganzen Song auf.

„Zurück „so heißt Deine aktuelle Single aus Deinem Album „Willkommen“! Sie ist einerseits traurig, andererseits, voll mit Power. Es geht aus den Lyriks nicht genau hervor wovon Du sprichst, worum geht es in dem Song?

Stimmt. Aus meinen Lyrics geht nicht immer genau hervor worum es eigentlich geht. „Meine Welt“ und Gefühle werden dem Zuhörer nicht auf dem Silbertablett serviert. Aber genau diese Tatsache lässt andere und eigene Interpretationen offen. Meine persönliche „Geschichte“ rückt dann in den Hintergrund und das ist gut so .

In dem Clip „Zurück“ sieht man Dich beim Kämpfen im Ring…wie passt das Zusammen, spielt der Song darauf an?

Im Video nützen wir die Boxszenen als Metapher, um den Kampf zwischen Vergangenheit und Zukunft, Bereuen und Wunschvorstellungen aufzuzeigen. Das Wissen um eine verlorene Liebe, um eine verpasste Chance führen dazu, dass die Gegenwart zu einer geschlossenen Welt wird, in der mein Zustand eingefroren ist. Ein letzter Versuch die Liebe wieder aufleben zu lassen, ich will mich dieser Situation stellen. Doch das Zurück bleibt ein unerreichbarer Wunsch. Der Schmerz bleibt ein Teil von mir. Durch diese Akzeptanz wird schlussendlich das Eis gebrochen.

Du hast Fußball gespielt und bist im Boxgeschäft. Warum hast Du Dich in erster Linie aber dann doch für´s Singen entschieden und den Sport hinten angestellt?

Nachdem ich festgestellt habe, dass ich in der Schweiz als Profifussballerin oder Profiboxerin noch weniger verdienen würde, als als Musikerin.

Bleiben wir beim Sport, das ist ein interessantes Thema, es gibt kaum Künstler die Derartiges vorweisen können. Was hat Dich denn zum Boxen gebracht? Normalerweise bekommt man doch immer starke Kopfschmerzen von den Boxhieben.

Ich bin vor zwei Jahren für den Boxclub Basel als Musikerin im Ring gestanden und spielte da im Rahmen des 10 jährigen Jubiläums vom Frauenboxen ein Konzert. Als Gage erhielt ich ein paar Boxhandschuhe, Bandagen und den Gutschein für einen Privat Einführungskurs ins Boxen. Der hat mir so gut gefallen, dass ich weitertrainierte und schliesslich die Boxlizenz löste. Kopfschmerzen kenne ich mehr vom Biertrinken, wie vom Sport und müsste sie mir als Kopfballspezialistin ja schon vom Fussballtraining gewohnt sein. Aber ich habe beim Boxen mit meiner Grösse und als Rechtsauslegerin eine ziemlich gute Reichweite, da soll erst mal eine bis zu meinem Kopf kommen.

…..und Du hast mit dem Fußballspiel aufgehört, weil Du Dir 2002 alle Bänder an der linken Schulter abgerissen hast. Ist Boxen nicht gefährlicher als Fußball und gefärdet das nicht Deine eigentlichen Karrierepläne als Singersongwriterin.

Was die Verletzungsgefahr angeht, ist für mich Fussball viel gefährlicher als Boxen. Aber ich habe in der Schweiz als Snowboardlehrerin im Freestyle Bereich gearbeitet, war in Australien 3 Monate surfen, war im Aufgebot der Juniorinnen Handball Nationalmannschaft, fuhr Mountain Bike Rennen… erst dann kam der Fussball und zum Schluss das Boxen.

wie fühlst Du Dich wenn Du so viel unterwegs bist, so wie jetzt auf Tour, vermisst Du da nichts…den Liebsten, die Familie oder so?

Doch natürlich. Und es ist auch so, dass man plötzlich keine Zeit mehr für Kino, Disco und Nachtessen bei seinen Freunden hat, weil man ständig auf Tour ist. Und auf Tour macht man so viele Kurzbekanntschaften dass einem am Anfang gar nichts fehlt. Wer mal mit einem Berufsmusiker oder einer Berufsmusikerin befreundet war kann wahrscheinlich selbst ein Lied davon singen.

Was hast Du vor Deinem Soloprojekt gemacht? Ist das Dein erstes „Baby“?
Nein. Ich bin quasi schon dreifache Mutter. „willkommen“ hat zwei offizielle Vorgänger (CDs), „Durst“ und „Klischee“, die aber nur im Schweizer Handel und über meine Website erhältlich sind.
Deutschland lernt Dich ja gerade erst kennen, auf einer Skala von 1-10, wie berühmt bist Du in der Schweiz (10 ist Superstar)
Mir fehlt noch die Villa am linken Zürichsee Ufer und das kostet mich leider den damit verbundenen Zehntel… Also 9.9

Interview: Annette Schratt / Allgäu

Die Geschichte einer Idee, die erwachsen wird …
BETTINA SCHELKER

Als Bettina mit 10 Jahren Klavierstunden nehmen durfte, brachte sie ihren Klavierlehrer zur Verzweiflung, weil sie, statt „für Elise“ zu üben, lieber in Mutters Plattenkiste wühlte und „Der Zirkus darf nicht sterben“ von Udo Jürgens nachspielte oder ein Lied für ihre verstorbene Maus komponierte. Sie wollte auch nie ab Noten spielen und musste die Musikschule verlassen. Wenn es um ihre Musik ging, hatte sie einen unglaublichen Dickkopf, der ihr bis heute erhalten geblieben ist.
Später, mit 15 Jahren, zog sie als Sängerin von Lokalbands herum, begann ihre eigenen Songtexte zu schreiben und brachte sich das Gitarrenspiel bei. 3 Jahre später war sie augrund eines Castings für die Rolle der „Macchina“ im Musical „Space-Dream“ vorgesehen. Aber schliesslich konnte sich Bettina nicht vorstellen, Abend für Abend die gleiche Rolle zu spielen und die gleichen Lieder zu singen und sagte ab. Sie hatte inzwischen ein grosses Repertoire mit Eigenkompositionen und wollte soviel wie möglich auf der Bühne stehen. Da es in dieser Zeit aber schwierig war mit Mundartliedern auf Züritütsch Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen, zog Bettina durch verschieden Grosstädte und spielte auf der Strasse.

In Warschau (Polen) sah sie ein polnischen Musiker auf der Strasse spielen und wollte sie gleich als Sängerin und Gitarristin für seine anstehende Tour buchen. Er hatte an einem späteren Treffen auch einiges vorzuweisen, aber die Termine kollidierten mit den schulischen Abschlussprüfungen, die Bettina noch zu bestehen hatte und sie kehrte eine Woche später in die Schweiz zurück. .

So arbeitete sie weiter an neuem Songmaterial und nahm 1996 mit ihrer ersten Band „Polschtergruppe“ das Debütalbum „Rose“ auf. Damit erhielt sie einen Majordeal mit PolyGram. Bettina setzte mit diesem Vertrag einen Fuss ins Professionelle Musikbusiness, ins „Geschäft der Hoffnung“. Der damit verbundene Kreislauf „Verschprechen-Erwarten-Verzweifeln-Aufraffen“ kam ins Rollen und kostete der jungen Songwriterin viel Schwung und Energie. Nach dem unscheinbaren Release des Debü wollte sie einfach keinem Hit nachjagen, wie das von der Plattenfirma erwartet wurde. Um diese Ideologie weiterzuspinnen, gründete Bettina 1999 ihr eigenes Label „foundagirl“ und produzierte ihre zweite CD „durst“, zusammen mit ihrem Schlagzeuger David Dreyer, gleich selbst.

Die folgenden 15 Monate waren sehr intensiv. Sie erledigt die ganze Presse- und Promoarbeit für „durst“, organisierte und spielte 32 Konzerte, baute zusammen mit David ihr eigenes kleines Studio auf, organisierte unter ihrem Label 12 Disco-Veranstaltungen und lebte wegen dem daraus entstandenen Geldmangel ein halbes Jahr auf dem Zeltplatz in Reinach.
Im Jahr 2000, nach einem halben Jahr Pause, nahm sie ihr drittes Album „Klischee“ auf. Sie nutzte in der Produktionszeit die Möglichkeit, zu jeder Tag und Nachtzeit ins Studio gehen zu können und hielt so auf diesem Album sehr spontane und intime Momente fest. Zum ersten mal veröffentlicht sie Text in verschiedenen Sprachen.

Premiere hat auch der Videoclip zum Titelsong „Klischee“, den sie mit dem jungen ungarischen Regisseur Robert Vince produziert hat. Nach dem Riesenaufwand, den der Eigenvertrieb von „durst“ verursacht hat und vielen unbezahlten Rechnungen seitens der Plattenläden, entschloss sich Bettina, einen Vertriebspartner für „foundagirl“ zu suchen. Für die Schweiz übernahm das COD Music den Vertrieb.

Aktuelle CD: CD – Bettina Schelker „Willkommen“ (Label: foundagirl, 2004)

CD – Bettina Schelker „Klischee“ (Label: foundagirl, 2001)

CD – Bettina Schelker „Durst“ (Label: foundagirl, 1999)

Interview: Annette Schratt/ Allgäu

Text zusamengestellt von: Anne Breick /Frankfurt/M.

Erschienen: September 2004

Copyright: Redaktion Melodiva

www.foundagirl.com, www.maximumbooking.com

29.09.2004