Am Puls der Musikschmiedin

Interview mit Mira Lu Kovacs

Hört man die Musik des österreichischen Trios Schmieds Puls, ist man ganz nah dran am musikalischen Herzschlag der Singer-/Songwriterin Mira Lu Kovacs aus Wien: der Bandname kommt nämlich von ihrem Nachnamen, der im Ungarischen „Schmied“ bedeutet. Gerade mal Mitte 20, wurde sie nach ihrem Debütalbum „Play Dead“ 2013 in Österreich als „eine der großen Entdeckungen des Jahres“ gefeiert. Ihre Songs sind feinster, akustischer Indiepop, tiefgründig und berührend, manchmal auch sperrig und leicht schräg, mit wunderbar souliger, aber klarer Stimme gesungen. Was ihre Musik aber so besonders macht, ist ihr virtuoses, ungewöhnliches Gitarrenspiel.

Und obwohl sie von sich selbst sagt, dass sie immer schon zu faul zum Üben gewesen sei, verrät ihr Spiel nicht nur den langjährigen klassischen Unterricht, sondern auch technische Raffinesse und große Gestaltungskraft. Mit ihren Bandkollegen Walter Singer (Kontrabass) und Christian Grobauer (Schlagzeuger) war sie im April im Studio, um ihr zweites Album aufzunehmen.

Auf Eurer Homepage war zu lesen, dass Ihr gerade im Studio wart, um Eure zweite Platte aufzunehmen, stimmt das?
Korrrekt! Anfang April war es endlich so weit!

Seid Ihr mit den Aufnahmen schon fertig geworden?
Letzte Woche haben wir die letzten Overdubs gemacht, momentan wird gemischt!

Kannst Du uns schon was verraten: wie wird es sein im Vergleich zur ersten Platte?
Inhaltlich ist dieses Album für mich der zweite Teil zum ersten. Es fühlt sich an wie eine Geschichte, die fertig erzählt werden musste. Als ich das Album zu planen begann, hatte ich noch nicht ausgeschlossen gehabt, dass es womöglich der zweite von drei Teilen sein könnte. Aber mittlerweile fühlt sich dieses Stück Musik an wie die zweite Hälfte von einem großen Ganzen. Daher ist auch das musikalische Prinzip ein Verwandtes: Minimalismus.

Wann hat das mit der Musik bei Dir angefangen, kommst Du aus einem musikalischen Elternhaus?
Meine Eltern selbst sind nicht im herkömmlichen Sinn musikalisch. Aber sie hören beide gute Musik. Mit meinem Vater haben wir im Auto immer Tom Waits, Nina Simone, aber auch Bruce Springsteen gehört! Meine Mutter hingegen ist ein großer Leonard Cohen Fan.
In der Schule, in die ich ging, musste man sich für ein Instrument entscheiden, und weil meine Schwester bereits das Klavier okkupiert hatte, blieb für mich nur die Gitarre. War mir am Anfang gar nicht so recht, ich wollte lieber trommeln oder sowas. Aber ich hatte dann einen fantastischen Lehrer im Gymnasium, der Einzige der mir wirklich wichtig war in meiner gesamten Ausbildung. Der hat mich dann auch wieder zum Singen ermutigt.

Welche Musik hast Du als Kind/Jugendliche gern gehört?
Viel Pop natürlich.
Meine erste CD war Blondie. Besessen war ich, bis ich 11 war, von den Spice Girls. Mein erstes Konzert hab ich luxuriöser Weise in der Wiener Stadthalle besucht, dort hab ich keine geringere als Whitney Houston live gesehen. Später waren meine Heroinen Tracy Chapman, Ani DiFranco, eine kurze Zeit auch Tori Amos, Incubus, sehr bald auch Radiohead (bis heute und in alle Ewigkeit), Lauryn Hill und Jamiroquai. Also von Soul über Folk, zu Indie-Pop/Rock und Funk.

Von Dir war im Interview zu hören, dass Du zehn Jahre lang Gitarren- bzw. Gesangsunterricht hattest, aber eher faul warst und nicht viel geübt hast. Gab es einen Zeitpunkt, an dem es Dich dennoch gepackt hat und Du zielgerichteter an die Sache rangegangen bist? Schließlich hast Du ja in Eurem Trio eine zentrale Rolle mit Deiner Gitarre inne.
Sicher gab es Phasen, wo ich mich recht regelmäßig zum Üben hingesetzt habe. Wenn ich auf der Gitarre Stücke gelernt habe die ich schön fand und die unbedingt gut spielen wollte, dann hab ich mich schon stundenlang mit „der einen argen Stelle“, ein paar wenigen Takten beschäftigen können. Aber generell ist es mir nicht gelungen über Jahre hinweg eine Übe-Routine aufzubauen. Wobei ich im Nachhinein weiß, dass üben spielen heißt. Also das spielen, worauf man Bock hat, was einem gefällt. Ich hatte mein Instrument sehr oft in der Hand um mich selbst zu unterhalten. Ich denke das war meine Form von Üben. Da hab ich sicher viel gelernt!

Hast Du einen Tipp für junge MusikerInnen, wie es gelingt, am Ball zu bleiben und das Instrument nicht aufzugeben?
Immer auch das machen, was einem gerade wirklich Spaß macht oder einen wahrhaftig berührt. Das ist oft außerhalb der Vorstellungen eines Lehrenden für seine SchülerInnen, aber garantiert der Weg hin zur Musik!

Hattest Du an der Gitarre oder am Gesang Vorbilder?
Hui, aber ja! Ani DiFranco wird an dieser Stelle immer genannt; eine Wahnsinns-Gitarristin und Songwriterin. Mittlerweile mag ich auch sehr Marc Ribot, Jeff Buckley, Ben Monder, Bill Frisell – nur Männer, fällt mir gerade auf. Joni Mitchell hat mich sowohl auf der Gitarre, wie auch als Sängerin beeindruckt, aber mit ihrer Musik hab ich mich erst vor etwa 5 Jahren zum ersten Mal auseinander gesetzt. Ansonsten war ich immer hin und weg von den großen Soulstimmen: Jennifer Holiday, Aretha Franklin, Lauryn Hill, Whitney Houston usw.

Foto: Ulrike Rauch

Wann hast Du zum ersten Mal mit anderen oder in einer Band gespielt?
Mit 9 war ich zum ersten Mal in einem Gesangs-Quartett. Da haben wir „Mama, wo bist du“ aus dem „Elisabeth“-Musical nachgesungen. Das war eigentlich ziemlich cool.
Später hab ich so mit 13-14 im Gymnasium mit meinem super Gitarrenlehrer in einer „traditional irish folk band“ gesungen, getrommelt (trad. Bodhran) und Gitarre gespielt. Das war extrem super, hat mir irren Spaß gemacht! Und ich glaub wir haben recht gut geklungen!

Seit wann schreibst Du Deine eigenen Songs?
Ich hab ein paar Versuche gewagt als ich etwa 11-12 Jahre alt war. Mit 16 hab ich sogar mal alles, was ich bis dahin hatte, aufgenommen, mit einem Freund, der sich selbst ein Studio gebaut hat. Wahnsinn eigentlich!

Wie entstehen Deine/Eure Songs: sind es die Gitarrenlinien, die als Idee am Anfang stehen?
Das ist wirklich immer unterschiedlich! Oft gibt es zuerst ein Riff, manchmal ist es der Text, den ich dann mit der Gitarre zum ersten Mal interpretiere/improvisiere…
Selten jedenfalls hab ich ein Gesamtkonzept, dass ich dann umsetze. Ich hab lediglich Klang- und Bogenvorstellungen, eine Geschichte, die eh nur so oder so klingen kann.

Wie arbeitet Ihr im Trio an den Songs, wieviel gibst Du vor?
Bisher bin ich immer mit komplett fertigen Songs in die Probe gekommen. Fürs zweite Album haben wir aber viel gemeinsam arrangiert.

Wie hast Du Deine Bandkollegen kennen gelernt?
Über eine andere Band, in der wir alle drei gespielt haben. Das war aber im weitesten Sinne Jazz. Recht „unselbstbewusst“ hab ich sie damals dann gefragt, ob sie mal mit mir meine Songs spielen würden. Die waren gleich voll dabei! Im Nachhinein war das eine echt schöne Fügung, ich hab sie so gut wie nicht gekannt , hatte aber ein gutes Gefühl, weil sie beide unheimlich fein spielen und sehr gut zuhören! Sie gehen bis heute so liebevoll mit meiner Musik um, ich freu mich jedes Mal mit ihnen zu spielen!

Ist Wien eine gute Stadt für MusikerInnen?
JAAA!

Was sind Deine/Eure Pläne für die Zukunft?
Im Herbst kommt erstmal unser neues Album (Titel TBA) heraus und dann stehen viele Live-Termine an! Im Oktober kommen wir schon mal nach Bayern, aber mehr verrat ich noch nicht… Davor spielen wir noch einige schöne Sommerkonzerte in Österreich!
In den nächsten Wochen werden wir ein Video und das Frontcover vom neuen Album präsentieren! Und noch vor Juli gehen wir in den Vorverkauf, es wird also schon ernst!!

Termine:
13.06. Uni Wien Fest, Altes AKH, Wien
20.06. Solo @ BlauGelbe Galerie, Zwettl
02.07. DANCE FOR HUMAN RIGHTS / Asyl In Not @ Wuk, Wien
05.07. Musikfest Waidhofen, NÖ
15.07. Theater am Spittelberg // & Irgendetwas.Schönes, Wien
18.07. Ottensheim Open Air, OÖ
07.08. More Ohr Less Festival, Lunz am See

Aktuelle CD: Play Dead (2013)

(Titelbild: Apollonia Bitzan)

http://www.schmiedspuls.com
Autorin: Mane Stelzer

01.06.2015