Alles nur Bitches

FEMALE Hip Hop Net – "Gegen bestehende Geschlechterverhältnisse”

Alles nur Jungs auf den HipHop- und Breakdance-Contests, in den Medien und auf angesagten Events? Engagierte HipHopperinnen treten zum Gegenbeweis an. Erster Schritt – sie gründen zu Jahresbeginn 2005 ein Netzwerk: www.femalehiphop.net mit eigener Domain.


Diese Soul Sisters, Fly Girls, Spinderellas und Battle Queens trafen sich danach erstmalig Anfang März zum „Female Flava“ Event in Berlin.
Außerdem brachte das internationale Female HipHop Netzwerk im März auch die Publikation „Droppin´ Science“ heraus.
Die Macherinnen wollen weibliche HipHop-Artists vernetzen und präsentieren. Sie richten sich mit ihrer Arbeit an alle, die sich für HipHop und urbane Kultur interessieren.

Drei Stufen Projekt FEMALE HIPHOP:

– Januar 2005: www.femalehiphop.net geht online

– März 2005: 24-seitige Beilage mit Portraits über „female Hip Hop Artists“, das Network etc. in der Zeitschrift „DE:BUG“

– 5. März: erstes Event in Berlin „female flava“ (Ankündigung s. u.)

Was ist euer zentrales Anliegen mit „female hiphop“ und wie entstand die Projektidee?

Wie in vielen Jugend- und Musikkulturen sind auch im HipHop Frauen weniger präsent als Männer. Es sind meistens Männer, die als MCs, DJs, Writer oder B-Boys eine führende Rolle in der Kultur spielen. Das haben wir schon immer als störend und seltsam empfunden und hätten gerne, dass es auch im HipHop ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis gibt.
Es gibt sie jedoch schon: Frauen, die rappen, auflegen, writen oder breaken, nur bekommt man sie oft entweder gar nicht oder mit Stereotypen behaftet zu Gesicht.
Das möchten wir mit Femalehiphop.net anders machen: Wir wollen Künstlerinnen über ihre Arbeit, und nicht ihr Geschlecht präsentieren.

Es geht uns darum, den negativen Tendenzen im HipHop ein positives Gegengewicht entgegenzusetzen.
Femalehiphop.net ist ein internationales Netzwerk von und für Frauen im HipHop, über das Frauen sich austauschen und repräsentieren können. Es gibt eine lange Tradition von female HipHop-Künstlerinnen seit den frühen 1970er Jahren, die wir einerseits mit unserer Website dokumentieren möchten, aber auch mit unseren Veranstaltungen weiterführen wollen.
Das Netzwerk ist offen konzipiert – jeder kann sich als User anmelden und zum Aufbau der Datenbank sowie zum Forum und der News-Section beitragen.
Neben der Website gibt es eine Print-Publikation von Female HipHop. ‚ Female HipHop Droppin‘ Science Vol. 1′ ist in der März-Ausgabe von De:Bug, Zeitschrift für elektronische Lebensaspekte, erschienen und beinhaltet Interviews und Essays mit HipHop-Aktivistinnen

aus Deutschland, den USA, Großbritannien, Lateinamerika, Frankreich, Senegal uvm.

Ein pdf der Publikation kann man sich auf www.femalehiphop.net herunterladen.
Der dritte Baustein des Projekts war die Veranstaltung „Female Flava“, die am 5. März in Berlin stattfand.

Zu „female flava“ – Wie war die Veranstaltung für euch? Was hat es euch gebracht?

Female Flava war ein voller Erfolg! Schon die Workshops am Nachmittag (Breakdance, DJing, MCing, Business, Writing) waren sehr gut besucht und die Resonanz war durchgehend positiv. Die Podiumsdiskussion am Abend (Thema: Where my girls at? Wo sind die Frauen im HipHop?) war hitzig und hat viele Fragen aufgeworfen und Anschlussmöglichkeiten geboten.
Die Konzerte (von Pyranja, Sookee, Sinaya und Thailan), die B-Girl Show (von den Female Artistics) und die Party (mit dem französischen DJ-Duo My Oh My) haben Spaß gemacht und das Publikum, das erfreulicherweise zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen bestand, hat sich amüsiert und alle sind miteinander ins Gespräch gekommen.
Es gibt bereits Pläne, die Veranstaltung mit ähnlichem Konzept zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen.

Wie geht es nun weiter mit dem „female hiphop”?
Leider läuft unsere Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes im April aus. Die Website www.femalehiphop.net wird jedoch weiter existieren und von uns gepflegt und erweitert werden. Es war uns wichtig, die Förderung in etwas zu stecken, was eine längerfristige Wirkung und Nutzen haben kann. Sobald wir die notwendigen Mittel aufgetrieben haben, würden wir Female Flava gerne wiederholen.

Female HipHop ist aus der Praxis von Aktivistinnen entstanden

Das Netzwerk-Team fand, dass es Zeit ist, die ungleiche Rollenverteilung im HipHop durch ein positives Gegengewicht auszugleichen. Daher gründeten sie eine Plattform, auf der sich Künstlerinnen über ihre Arbeit präsentieren und vernetzen können. Die Website www.femalehiphop.net ist ein offenes Netzwerk und Magazin für die HipHop-Szene – das Kommunikationstool ist zugleich Datenbank, News-Magazin, Event-Guide und Newsletter.

Das war Female Flava – Die offizielle Ankündigung

Wer glaubt, dass Mädels keine Skills haben, kann sich bei Female Flava am 5. März eines Besseren belehren lassen. Ab 15 Uhr geben Pyranja, Karin Offenwanger und viele andere Workshops zum MCing, Breaken, DJing, Writen und dem Business-Aspekt von HipHop.
Nach der Europa-Premiere des respektabelsten Films über Frauen im HipHop, „Nobody Knows My Name“ von Rachel Raimist um 19 Uhr, stellt ein Panel die unterschiedlichen Positionen von Frauen im HipHop zur Diskussion. Zu der von Marcus Staiger (Royal Bunker) moderierten Runde sind neben Pyranja, Moanne81 und Karin Offenwanger auch der Radio Fritz-DJ André Langenfeld sowie B-Boy Vartan von den Flying Steps und Dr. Albert Scharenberg von der FU Berlin eingeladen.
Ab 22 Uhr geht es ins Casino des Bethanien, um mit einem exquisiten All-Female Line-Up, featuring u.a. Thailan (USA), Pyranja (D), Sookee (D), Sinaya (D) und My Oh My (F) die Nacht zu rocken.

Copyright: Redaktion Melodiva

www.femalehiphop.net
Autorin: Anne Breick

29.04.2005