Alle Farben der Liebe

Interview mit der Sängerin und Schauspielerin Saskia Huppert

„Von Liebesdramen und Affären, von kleinen und großen Katastrophen, von der Liebe auf den ersten Blick und vom betrogen werden, von echten Gefühlen und Gefühlsduseleien, von rabiaten Liebhabern und verantwortungslosen Verführern sang sie so voller Hingebung, dass man einfach nicht anders konnte, als sie neben ihrer Stimme für ihre Wandlungsfähigkeit und ihr schauspielerisches Talent zu bewundern“, hieß es in der Presse über die vielseitige Künstlerin Saskia Huppert.

In ihrem ersten musikalischen Soloprogramm „herzdame. bube sticht!“, das auf fulminante Weise Klassiker des Chanson von Hollaender über Kreisler bis Wiener zum Leben erweckt, begibt sich die Sängerin und Schauspielerin auf die Spuren der Liebe, erzählt von deren Höhen und Tiefen, den Irrungen und Wirrungen. Warum sich Saskia in ihrem Programm ausgerechnet diesem Thema widmet, welche berührenden Momente sie damit bereits auf der Bühne erlebt hat und weshalb sie trotz der Liebe zu ihrem Beruf manchmal zweifelt, verrät sie uns in einem Interview.

Mit „herzdame. bube sticht!“ präsentierst Du Dich zum ersten Mal mit einem musikalischen Soloprogramm. Wie und wann kam Dir die Idee dazu? Was hat Dich an einem solchen Programm gereizt?

Nachdem ich seit meinem Diplom 2003 in diversen Schauspiel- und Musicalproduktionen als Teil des Ensembles auf der Bühne stand, wuchs in mir der Wunsch, auch mal was „Eigenes“ machen zu wollen und mich in einem Soloprogramm zu versuchen. Nach all der Spielerfahrung war ein Soloabend für mich der nächste künstlerische Schritt und natürlich auch eine spannende Herausforderung, durch die ich lernen und wachsen wollte. Als ich mit der Darmstädter Regisseurin Iris Stromberger vor knapp zwei Jahren über diese Idee sprach, schlug sie mir ihr Konzept über einen Chansonabend rund um die Höhen und Tiefen der Liebe vor und ich war prompt nicht nur begeistert, sondern auch verliebt in das Programm. Dennoch hatte ich großen Respekt vor der Kunstgattung „Chanson“, da es unabdingbar ist, Spiel, Sprache und Gesang perfekt zu beherrschen, und somit ist es für mich als diplomierte Musicaldarstellerin eine ideale Verbindung meines erlernten Handwerks.

Das Programm dreht sich rund um die Liebe. Wieso hast Du Dich gerade für dieses Thema entschieden?

Ich liebe die Liebe und irgendwie bewegt sie uns alle. In meinem Chansonabend „herzdame. bube sticht! Lieder und Texte um die Liebe“ widme ich mich allen Farben der Liebe: die glückliche Liebe, die verschmähte Liebe, die sehnsuchtsvolle Liebe, die unerreichbare Liebe, die hoffnungsvolle Liebe, die romantische Liebe … . Die Liebe ist einfach ein allumfassendes und umarmendes Thema. Ich schlüpfe während des Abends in unterschiedliche Figuren und es kann sich jeder, egal ob Frau oder Mann, alt oder jung, darin erkennen. Ich singe Lieder aus der Feder von Hugo Wiener, Friedrich Hollaender, Erich Kästner oder Georg Kreisler, die Texte sind nach wie vor heutig und einfach gut. Mit Michael Erhard am Piano habe ich einen fantastischen Begleiter an meiner Seite, der mich durch den Abend trägt.

Inwiefern findest Du Dich persönlich in den Texten und Liedern deines Programms wieder?

Iris Stromberger achtete sehr darauf, dass das Programm mit mir und meiner Persönlichkeit in Deckung geht. Gerade das macht den Abend sehr persönlich und somit ist auch jedes Lied und jede Figur ein Stück von mir. Mir liegt jede einzelne Nummer sehr am Herzen und ich freue mich auf jeden Song während des Abends. Es ist eine schöne und erfrischende Abwechslung zwischen fröhlicher und kecker, melancholischer und humorvoller Verliebtheit.

Wie haben die Zuschauer das Programm bis jetzt aufgenommen, was ist Dein Eindruck?

Ich habe den Abend bisher mehrmals in Darmstadt, Bensheim und Zwingenberg präsentieren dürfen und war stets sehr berührt von der Energie und den Reaktionen im Publikum. Besonders ergreifend ist es natürlich, wenn der Marlene Dietrich Song „Kinder, heut’ abend, da such ich mir was aus“ von den Herren im Publikum lauthals mitgesungen wird oder ein Gast mehrmals die Vorstellung besucht. Auch die Kritiken waren bisher sehr positiv. Das geht schon sehr ans Herz und ist ein großes Kompliment für unsere Arbeit.

Gerne würden wir auch noch etwas über Deinen Werdegang erfahren. Warum hast Du gerade Musical studiert? Wie kamst Du dazu? Kommst Du aus einem künstlerischen Haushalt?

Mir wurde ein künstlerischer Werdegang nicht wirklich in die Wiege gelegt. Da meine Eltern beide in „anständigen Berufen“ arbeiteten, war für sie mein Berufswunsch sehr exotisch und stieß damals auch auf keine große Begeisterung. Mein Vater ist zwar ein passionierter und auch guter Amateurschauspieler, reagierte allerdings dennoch sehr skeptisch auf meinen Plan auf der Bühne stehen zu wollen. Ich konnte meine Eltern etwas besänftigen, als ich 1997 für das Musical „Moby Dick“ im Staatstheater Darmstadt vorsang, tatsächlich besetzt wurde und sogar noch ein kleines Solo singen durfte. Die musikalische Leitung für diese Produktion oblag damals übrigens Michael Erhard. Hätte er mich damals nicht engagiert, wäre ich vermutlich nicht in diesem Beruf gelandet. Daher ist es nun umso schöner, heute mit ihm gemeinsam diesen besonderen Soloabend zu spielen.

In deiner Arbeit bewegst Du Dich zwischen Musik, Schauspiel und Tanz. Gibt es einen Bereich, den Du favorisierst bzw. in dem Du besonders gerne arbeitest?

Die Verbindung von Gesang, Schauspiel und Tanz ist nach wie vor eine reizvolle Arbeit. In den letzten Jahren habe ich allerdings überwiegend in Schauspielproduktionen bzw. Komödien gespielt. Gerade in einer Komödie ist Tempo, Timing und Rhythmus von enormer Bedeutung und somit kam mir meine musikalische Ausbildung in diesem Bereich auch zugute.

Gibt es eine oder mehrere Personen, die Dich in Deinem künstlerischen Werdegang besonders geprägt haben? Welches sind Deine (künstlerischen) Vorbilder?

Ich habe in meinen bisherigen Engagements stets mit interessanten und tollen Persönlichkeiten auf, vor und hinter der Bühne arbeiten können. Dennoch ist natürlich die enge und intensive Zusammenarbeit mit Iris Stromberger an unserem Chansonabend etwas sehr Besonderes und ich fühle mich ihr sehr verbunden. Sie hat mich mit einem klaren Konzept durch unsere Probenzeit begleitet und mich in keinem Moment des Zweifelns losgelassen. Iris war pausenlos mit Vertrauen in mich, Geduld, Sensibilität und einfühlsamer Beobachtungsgabe an meiner Seite und hat immer eine Sprache zu mir gefunden.
Eine weitere schöne und anregende Begegnung hatte ich während meiner Berliner Uni Zeit: dort traf ich auf den Theatermacher und Regisseur Peter Lund und den Komponisten Thomas Zaufke. Beides ganz fantasievolle, mutige, moderne und kreative Köpfe. Mein erstes Engagement nach dem Studium führte mich an die Neuköllner Oper in Berlin. Dort stand ich in der Uraufführung von Zaufkes und Lunds Musical „Elternabend“ auf der Bühne. Die beiden haben mir die Rolle der „Geli“ auf den Leib geschrieben und komponiert. Das war schon eine sehr große Ehre für mich.

Gab es auch Momente in Deinem Leben, in denen Du an Deiner künstlerischen Laufbahn gezweifelt hast?

Oh ja, natürlich! Ich stehe vor jeder Premiere mit tierischem Lampenfieber und lautem Herzschlag hinter der Bühne und frage mich, warum ich das eigentlich mache. Diese Furcht verfliegt glücklicherweise, sobald ich auf der Bühne bin. Das Aufregende und Spannende am Theater ist, dass es unmittelbar, jetzt in diesem Moment passiert und ich einfach funktionieren muss. Und wenn alles gut geklappt hat, ich eine gute Vorstellung gespielt habe, dann ist das schon ein sehr glückserfülltes Gefühl.
Natürlich kommen auch Zweifel auf, wenn ich mal ein Engagement nicht bekomme und abgelehnt werde. Gerade wenn ich von einem Theater abgelehnt werde, an dem ich sehr gerne mal spielen würde oder eine Rolle nicht bekomme, die ich gerne verkörpert hätte, stellt sich mir die Frage „Bin ich nicht gut genug? Oder bin ich nicht interessant genug? Oder bin ich nicht Typ genug? Oder beherrsche ich mein Handwerk nicht genug um dort zu spielen?“
Letztendlich bin ich seit mehreren Jahren in diesem Job und weiß natürlich wie die Branche funktioniert. Dennoch trifft eine Absage sehr. Wir wollen eben alle akzeptiert und angenommen werden … . In der Regel werden wir es aber nicht.

Du hast einige rein musikalische Projekte gemacht, z.B. an der Philharmonie Berlin und in der Glocke Bremen. Was waren das für Projekte?

An der Philharmonie Berlin sang ich in Wynton Marsalis‘ „All Rise“ im Chor. Wynton Marsalis spielte dort Trompete und Claudio Abbado war für die musikalische Leitung verantwortlich. In Bernsteins „Mass“ sang ich das „World Without End“-Solo unter der musikalischen Leitung des Echopreisträgers Wayne Marshall. Beides tolle und bombastische Projekte.

Gibt es ein Stück/ Projekt (auch nicht musikalisch), welches Du besonders gerne gemacht hast bzw. welches Dir besonders am Herzen lag?

Mein absolutes Herzensprojekt ist mein Chansonabend „herzdame. bube sticht! Lieder und Texte um die Liebe“. Ich habe mit Iris Stromberger und Michael Erhard zwei herzensgute, unterstützende und professionelle Begleiter an meiner Seite und es ist natürlich auch „meine“ Produktion. Ich bin quasi mein ganz eigener Chef und zeichne für alles verantwortlich, von der Werbung/ Pressearbeit über Theaterakquise bis hin zum Lichtplan für den Techniker am Abend.

Du arbeitest schon sehr lange als freiberufliche Künstlerin. Haben sich die Berufsbedingungen in dieser Zeit verändert? Welche Probleme gibt es?

Mein Beruf ist von der absoluten Subjektivität geprägt und damit muss man auch leben können. Es gibt keinerlei objektive Kriterien oder Noten oder Referenzen, die meine Qualität bzw. mein Handwerk als Schauspielerin beurteilen können. Jeder Regisseur hat eine gewisse Vorstellung davon, wie er die Rolle besetzen möchte, welchen Typ er in der Rolle sieht. Dies hängt natürlich sehr mit dem optischen Erscheinungsbild zusammen. Man kann die Figur noch so gut spielen, wenn die Regie sich einen anderen Typ vorstellt, wird man einfach nicht besetzt. Hinzu kommt natürlich, dass es wesentlich mehr Männer- als Frauenrollen gibt und es tatsächlich auf dem Markt mehr Schauspielerinnen als Schauspieler gibt. Es stehen auch wesentlich mehr Bewerber der Anzahl an Engagements gegenüber. Dies war allerdings auch schon zu Beginn meines Studiums absehbar. Was sich in den letzten Jahren allerdings leider sehr zum Nachteil veränderte, ist der Gagenspiegel. Bedauerlicherweise sind die Gagen sehr runter gegangen und ich kenne kaum einen Kollegen, der ohne Neben- oder Minijob überleben kann. Dennoch liebe und brenne ich für meinen Beruf.

Deine nächsten künstlerischen Pläne?

Aktuell stehe ich noch in den Wiesbadener Kammerspielen in dem Monolog „Mondscheintarif“ auf der Bühne und fange demnächst mit den Proben für die Lokalposse „Der Datterich“ an. Natürlich freue ich mich auch auf meine kommenden Spieltermine von „herzdame. bube sticht!“.

Nächster Termin „herzdame. bube sticht!“:

05.04.2018 Mannheim, Schatzkistl; Tickets

Der Chansonabend ist auch als Dinnerprogramm für private Festlichkeiten oder Firmenveranstaltungen buchbar. Buchungsanfragen über Saskia Huppert: ed.tr1732099324eppuh1732099324-aiks1732099324as@of1732099324ni1732099324

www.saskia-huppert.de

Autorin: Jessica Wall

18.01.2018