41. Deutsches Jazzfestival Frankfurt 2010

Neben Aki Takase waren noch mehr interessante Musikerinnen vertreten

Vom 28. bis 31. Oktober 2010 fand das 41. Deutsche Jazzfestival im Hessischen Rundfunk statt. An drei Abenden fanden je drei Konzerte mit viruosen Musikern und Musikerinnen unter dem Motto „Think global, act local!“ statt. Faszinierende Konzerte, in denen sich Jazz mit traditioneller Musik aus verschiedenen Ländern wie Indien, Mongolei, Mali, Ungarn vermischte, waren zu hören. Obwohl keine Band von einer Bandleaderin geleitet wurde, war doch in fast jeder Band mindestens EINE Musikerin präsent. Diese möchten wir hier den Melodiva-LeserInnen näher vorstellen, denn bei der Recherche entdeckten wir hoch interessante Musikerinnen-Persönlichkeiten:

Aki Takase (Pianistin, Komponistin)

Aki Takase war eine der beiden Hauptpersonen beim Konzert der hr-Bigband: The Music of Eric Dolphy: hr-Bigband feat. Aki Takase & Rudi Mahall

Die berühmte Jazzpianistin wurde in Japan geboren und erhielt ihren ersten Klavierunterricht mit drei Jahren. Nach ihrem Musikstudium in Japan begann 1972 ihre professionelle Karriere als Pianistin und Komponistin, zunächst in Japan. 1978 folgte ein längerer Aufenthalt in den USA, wo sie zahlreiche Konzerte und Schallplattenaufnahmen u.a. mit Dave Liebman, Cecil Mcbee, Lester Bowie, John Zorn und Joe Henderson machte. 1981 trat sie zum erstenmal in Deutschland beim Berliner Jazzfest in der Philharmonie auf. Seit 1987 lebt sie in Berlin. Sie arbeitet regelmäßig mit ihrem Mann Alexander von Schlippenbach, aber auch mit Han Bennink, Evan Parker, Paul Lovens und anderen Musikern des freien Jazz. Mit Maria João, David Murray, Günther Klatt, Silke Eberhard und Rudi Mahall arbeitete sie im Duo, mit weiteren Musikern im Trio oder Quartett. In verschiedenen Projekten setzt sie sich in wechselnder Besetzung mit Persönlichkeiten der Jazzgeschichte auseinander, mit Ellington (1990), Monk (1994), Dolphy (1998), W.C. Handy (2002), Fats Waller (2004) und Ornette Coleman (2006). Sie wurde mit fünf Preisen der Deutschen Schallplattenkritik, dem SWR-Jazzpreis u. a. ausgezeichnet. Außerdem war sie von 1997 bis 2000 Gastprofessorin an der Musikhochschule in Berlin.

Ihre aktuellen Projekte:
Im Duo mit Alex v. Schlippenbach, Rudi Mahall, Louis Sclavis, Silke Eberhard und David Murray ,
Fats Waller Projekt: mit Eugene Chadbourne, Rudi Mahall, Nils Wogram und Paul Lovens.
Aki and the Good Boys: Rudi Mahall, Tobias Delius, Johannes Fink und Heinrich Köbberling.
Lok.03 : Alex v. Schlippenbach und DJ IllVibe
„TAMA“ : Jan Roder, Oliver Steidle
„Klang und Texte “ w / Yoko Tawada
Tanz Projekte : „Die Stadt im Klavier“ w / Yui Kawaguchi
w/ Toshiko Oka (Ensemble Sonne Contemporary Dance Company)

www.aki-takase.de

Avasalara Kanyakumari (Geigerin)

Kinsmen: Ein Jazz-Quartett um den indisch-stämmigen New Yorker Saxophonisten Rudresh Mahantappa trifft auf ein indisches Trio um Gopalnath mit der Geigerin A. Kanyakumari und dem Perkussionisten Poovalur Sriji. Der in den USA geborene und aufgewachsene Mahantappa bezieht sich trotz seiner musikalischen Sozialisation im Schmelztiegel der Kulturen auf die einhundertjährige Geschichte des Jazz. Das Trio um Kadri Gopalnath bezieht sich auf die tausendjährige Geschichte der indischen Musik, obwohl Gopalnath ein Tabu brach, als er erstmals südindisch-karnatische Musik auf dem Altsaxophon spielte. Das macht das besondere an dieser Gruppe „Kinsmen“ aus.

Die karnatische Geigerin Avasalara Kanyakumari ist Bachelor of Arts der Carnatic Music (klassische südindische Musik) und hat ihr Geigen-Diplom in Classical Carnatic Music. Mit Radio-Konzerten, bei denen sie die Instrumente Geige, Veena (Lauteninstrument) und Nadaswaram (Kegeloboe mit Doppelrohrblatt) kombinierte, wurde sie in Indien sehr bekannt. Aber auch international ließ der Erfolg nicht auf sich warten. Durch Konzerte in der ganzen Welt, mehrere CD-Veröffentlichungen und ihren Unterricht (z.B. unterrichtet sie sechs Wochen im Jahr an der Universität von San Francisco) hat sie diverse Auszeichnungen und Preise erhalten.

www.lakshmansruthi.com/chennaiyil_thiruvaiyaru/kanyakumari.asp

Foto: © hr, Norbert Klöppel

Badamkhorol Sandandamba – Sängerin, Mongolei

stand mit 2 weiteren Gästen aus der Mongolei und der hr-Bigband auf der Bühne unter der Leitung von Steffen Schorn. Leider konnten wir über sie keine näheren Informationen finden.

Agnes Szaloki – Sängerin

trat mit der Gruppe Tony Lakatos Gypsy Colours auf.

Ági Szalóki ist eine der bekanntesten Vertreterinnen der neuen Folk-Sängerinnen Ungarns, die Ende der 90iger Jahre bekannt wurde. Sie gehörte zu „Besh o droM“ und dem Ökrös-Ensemble, beides Worldmusik-Gruppen, die in Europa für ihre Interpretationen traditioneller ungarischer Musik bekannt wurden. Seit 2005 verfolgt sie ihre Solokarriere, hat ihre eigenen Bands gegründet und 4 Solo-CDs veröffentlicht. Mit diesen gewann sie zweimal den Titel „Album of the Year“. Mit ihrer Stimme hat sie die größten Jazzmusiker Ungarns auf sich aufmerksam gemacht, so daß sie auf vielen Jazzfestivals mit deren Bands auftrat, wie z.B. Béla Szakcsi Lakatos,Tony Lakatos, Kálmán Oláh.

www.szalokiagi.hu
www.myspace.com/agiszaloki

Zoe Rahman (Pianistin)

war auf dem Jazzfestival in der Courtney Pine Group vertreten.

Sie gilt als Star in der zeitgenössischen Jazzszene, deren Stil im Jazz tief verankert ist aber ihren klassischen background und ihr britisch/bengalisches Erbe mit einfließen läßt.
Geboren in England (ihr Vater Inder, ihre Mutter Engländerin) studierte sie zunächst klassisches Klavier und gewann ein Stipendium am Berklee College in Boston, wo sie bei dem Pianisten JoAnne Brackeen studierte. Ihre zweite CD „Melting Pot“ wurde „Jazz Album of the Year“ bei den UK’s first Parliamentary Jazz Awards und andere Musiker wurden auf sie aufmerksam, darunter auch Thom Yorke (Radiohead), Arctic Monkeys und Muse. In ihrem eigenen Trio spielt sie mit Gene Calderazzo am Schlagzeug und Oli Hayhurst am Bass.
Mit ihrem Bruder Idris veröffentlichte sie ihre vierte CD „Where Rivers Meet“, ihr neues Album mit ihrem Zoe Rahman Trio heißt „Live“.

www.zoerahman.com
www.myspace.com/zoerahman

Foto: © hr, Norbert Klöppel

Mamani Keita (Sängerin)

Kangaba: Lansiné Kouyaté – David Neerman Quartet feat. Mamani Keita & Moriba Koita

Mamani Keita kommt aus Mali. Sie sang bereits als backvocal für Salif Keita, als sie mit dem Album „Electro Bamako“ mit Marc Minelli bekannt wurde. 2006 erschien ihr letztes Album „Yéléma“.

www.myspace.com/mamanikeita

www.jazzfestival.hr-online.de
Autorin: Hildegard Bernasconi

17.11.2010