Sinfonieorchester basel sinfonietta „from scratch“ bei Fabrikjazz in Basel (CH)

Im Herbst-Winter 2011/2012 zieht Fabrikjazz einen grossen Bogen und fächert das Programm weit auf. Das Programm der basel sinfonietta lehnt sich am 9. November 2011 an den englischen Komponisten Cornelius Cardew und seinen Freiheitsbegriff an. Fünf Komponisten haben Auftragswerke für die basel sinfonietta geschrieben. Die sechzig MusikerInnen des selbstverwalteten Orchesters stehen erstmals auf der Bühne der ebenfalls selbstverwalteten Roten Fabrik. Zum Inhalt: «To start from scratch», zu Deutsch: ganz von vorne beginnen. Der junge englische Komponist Cornelius Cardew (1936–1981) gründete 1969 in London das Scratch Orchestra: Raus aus den Konzertsälen war die Devise. Es war eine Zeit der Rebellion, der Neuordnung, der Experimente, in der sich eine junge, zunehmend selbstbewusste Generation gegen das etablierte Wertesystem eines konservativen Bürgertums zur Wehr setzte. Hinweg mit der geschlossenen Werkidee, der sakrosankten Partitur! Weg mit den gängigen Hierarchien unter den MusikerInnen! Mit ihren ungewöhnlichen, nach eigenen Massgaben gestalteten Konzertprojekten, mit neuen grafischen Notationsformen, mit ihrer kompromisslosen Forderung nach Authentizität der Kunst erregten die 50 MusikerInnen bis zur Auflösung des Orchesters Mitte der siebziger Jahre breites Aufsehen. Was ist von den «scratchern» geblieben? Die basel sinfonietta, eine im Geiste durchaus verwandte, selbstverwaltete Institution, begibt sich auf eine spannende Spurensuche. Sie spielt Auftragswerke von Michael Parsons, einem Gründungsmitglied des Scratch Orchestras und dem US-Amerikaner Christian Wolff, der zentrale Werke für das Ensemble geschrieben hat. Aber auch die Auftragswerke der neuen Generation – James Saunders, Tim Parkinson, Jürg Frey – sind in ihren eigenständigen musikalischen Handschriften von der freiheitlichen Atmosphäre und kreativen Offenheit des Scratch Orchestras beeinflusst.

26.10.2011