„Rolling Stone“-Cover 1967-2009: von der sexy Musikerin zum passiven Sexobjekt

Eine soziologische Studie der US-Universität Buffalo unter der Leitung von Erin Hatton und Mary Nell Trautner hat sich zum Thema gemacht, sämtliche Cover des Musikmagazins „Rolling Stone“ von 1967 bis 2009 daraufhin zu untersuchen, inwieweit sie Frauen und Männer sexualisiert darstellen und wie sich die Darstellungen im Laufe der Jahrzehnte verändert haben. Dabei fanden sie heraus, dass vor allem Frauen immer stärker „sexualisiert“ oder sogar „pornofiziert“ gezeigt werden. Vor allem in der Intensität, aber auch in einer höheren Frequenz sind Frauen auf den Titelseiten in erotischer Weise dargestellt: eine aufreizende Mimik, spärliche oder gar keine Bekleidung oder auch einen explizit erotischen Begleittext zeigten den Angaben nach in den 1960er Jahren noch elf Prozent der Cover des Rolling-Stone-Magazins mit Männern und bereits 44 Prozent mit Frauen. Im neuen Jahrtausend klafft das Verhältnis mit gerade einmal 17 Prozent sexualisierter Männercover zu 83 Prozent erotischer Frauencover aber noch deutlich weiter auseinander. Nur zwei Prozent der Männercover sind den Erkenntnissen nach als „hypersexualisiert“ einzustufen, diesen stehen 61 Prozent hypersexualisierter Frauendarstellungen gegenüber. Zwischen 2000 und 2009 gab es zehnmal mehr hypersexualisierte Bilder von Frauen als von Männern und elfmal mehr nicht-sexualisierte Bilder von Männern als von Frauen, heißt es in der Studie. Langfristig drohen aus dieser Entwicklung negative Konsequenzen – für beide Geschlechter, warnen die Soziologinnen. Denn nicht die Darstellung als „sexy Musikerin“ sei das Problem, sondern die Darstellung als williges Sexobjekt: „What we conclude from this is that popular media outlets such as Rolling Stone are not depicting women as sexy musicians or actors; they are depicting women musicians and actors as ready and available for sex. This is problematic,“ Hatton says, „because it indicates a decisive narrowing of media representations of women“. Die Folgen dieser Hypersexualisierung: sie kann zu einer Legitimierung von Gewalt gegen Frauen in Form von sexueller Belästigung führen und Sexismus in der Gesellschaft fördern. Außerdem können die Bilder die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper unter Männern, Frauen und insbesondere Mädchen erhöhen, zu Essstörungen führen und sogar die sexuelle Zufriedenheit beider Geschlechter beeinträchtigen.
Die Studie „Equal Opportunity Objectification? The Sexualization of Men and Women on the Cover of Rolling Stone“
wird in der Septemberausgabe der Zeitschrift „Sexuality & Culture“ erscheinen und ist hier zu beziehen: http://www.springerlink.com/content/k722255851qh46u8.

14.08.2011