Der Bund stellt ab sofort bis zu 5,4 Millionen Euro Soforthilfe für freie Orchester und Ensembles zur Verfügung. Das Programm ziele darauf ab, künstlerisches Arbeiten trotz der Corona-Pandemie zu ermöglichen, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters am Mittwoch. Antragsteller können bis zu 200 000 Euro erhalten. Ein Schwerpunkt liege auf der Förderung von Präsentations- und Vermittlungsformaten, die in Reaktion auf die Pandemie entwickelt werden. Das Hilfsprogramm läuft bis Ende 2020 und richtet sich an professionelle, nicht überwiegend öffentlich finanzierte Orchester und Ensembles mit Sitz in Deutschland. Die Mittel dafür stammen aus dem Förderprogramm „Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland“. Sie würden nun für das Corona-Hilfsprogramm umgewidmet. Grütters kündigte außerdem an, dass die vom Bund geförderten Kulturinstitutionen Künstlerinnen und Künstlern in der Corona-Krise Ausfallhonorare zahlen. Für abgesagte Veranstaltungen sollen sie bis zu 60 Prozent der Gage erhalten, sofern der Vertrag bis zum 15. März geschlossen wurde. Darüber hinaus arbeitet die Kulturstaatsministerin den Angaben zufolge mit dem Bundesfinanzminister an einem Strukturfonds für die Kultur. Über die Höhe werde verhandelt. Der Kulturrat hatte einen Notfallfonds von 500 Millionen Euro gefordert.
Guter Ratgeber für Online-Unterricht
Quasi über Nacht ist in der Corona-Krise der Online-Musikunterricht von einem Nischenangebot zur zentralen Unterrichtsform geworden. Für die Lehrpersonen ergeben sich daraus neue Herausforderungen. Der Schweizerische Musikpädagogische Verband (SMPV) hat für Musikpädagog*innen, die derzeit ihre ersten Erfahrungen mit dem Online-Unterricht sammeln und niederschwellige Unterstützung benötigen, einen Ratgeber zusammengestellt, der einen einführenden Überblick in die technischen Möglichkeiten gibt und Links zu Anleitungsvideos bereitstellt. Er stellt Apps und Programme für den Online-Unterricht, Notations- und Notenprogramme, Audio- und Videobearbeitungs- und Aufnahmeprogramme vor und gibt Ratschläge für die bestmögliche Qualität des Unterrichts.
Der SMPV ist der größte schweizerische Berufsverband im Bereich Musik und Bildung. Er bietet seinen Mitgliedern ein breites Spektrum an Dienstleistungen an und setzt sich für ihre beruflichen Interessen ein.
Studie zu Musikverhalten in Corona-Zeiten
Das internationale Forschungsprojekt „Music Use in the Time of Corona“ hat am 20. April eine Online-Umfrage gestartet. Melanie Wald-Fuhrmann und Lauren Fink vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt, Niels Chr. Hansen (Aarhus), Lindsay Warrenburg (Boston), Claire Howlin (Dublin) und Will Randall (Jyväskylä) möchten die Veränderungen des Musikverhaltens während der Coronakrise dokumentieren und auswerten. Die Umfrage fragt nach dem persönlichen Musizieren und Musikhören vor und nach der Krise. Es geht um die technischen Formate, die genutzt werden, um die Gründe und Motivationen für das Musikhören und -machen u.v.m. Unter diesem Link könnt ihr an der Studie teilnehmen (Dauer: ca. 25 Min., Teilnehmer*innen müssen mindestens 18 Jahre alt sein).
„Close Distance“ fördert neue Formate in der Schweiz
Über die Ausschreibung „Close Distance“ sucht Pro Helvetia seit Anfang April neue Kunstformate, die in Covid-19-Zeiten innovativ mit Mobilitätseinschränkung umgehen und mit neuen Strategien Distanzen überwinden. Die ersten Projekte wurden ausgewählt und kommen aus künstlerischen Disziplinen, die Pro Helvetia fördert. „In kurzer Zeit sind bei uns schon zahlreiche Projekte eingereicht worden. Der Ideenreichtum der Eingaben aus den unterschiedlichsten Kunstsparten und Sprachregionen der Schweiz hat uns beeindruckt und sehr gefreut“, sagt Seraina Rohrer, Leiterin des Bereichs Innovation & Gesellschaft bei Pro Helvetia. Die Stiftung digitale und analoge Projekte mit maximal 50000 Franken. Gesucht werden neue Formate, „die auch über die Corona-Krise hinaus Bestand haben und physische Mobilität nicht mehr zur zwingenden Voraussetzung von Kulturproduktion und -rezeption machen“, heißt es in der Ausschreibung.
Qualitativ guter Musikunterricht in Zeiten von Corona
„Corona bringt eine Schwachstelle an den Tag“, heißt ein Artikel von Gerhard Wolters, der in der Schweizer Musikzeitung erschienen ist. Die erzwungene Pause des „richtigen“ Unterrichts zeige, dass bisher wahrscheinlich zu viel auf die Quanität des häuslichen Übens (Wie lange/oft hast Du geübt?) geachtet worden sei, aber zu wenig auf die Qualität. Denn viele Lehrer*innen wären dazu übergegangen, nicht nur online zu unterrichten, sondern sich auch Videos der Schüler*innen beim Üben zuhause schicken zu lassen. Viele sähen in diesen Zeiten zum ersten Mal, wie ihre Schüler*innen zuhause üben und ihr Instrument spielen, erhielten Einblick in den Prozess und die Rahmenbedingungen des Übens. Da ist von verstimmten Klavieren die Rede, von schlechten Haltungen oder von Schlagzeugen, die wie Kraut und Rüben rumstehen.
Beim Fernunterricht zeigten sich außerdem große Unterschiede beim Gelingen. Je mehr der Musikunterricht auf eigenverantwortliches, selbstbestimmtes Lernen abgezielt hätte, desto besser kämen die Schüler*innen jetzt klar. Schüler*innen, die es gewohnt seien, sich selbst Ziele zu setzen und ihr eigenes Üben daraufhin zu beurteilen, seien klar im Vorteil. Denn selbstbestimmtes Lernen setze deutlich mehr Motivation und lustvolles Üben frei als fremdbestimmte Führung durch Lehrpersonen oder die Eltern. Spitzenreiter der Lehrer*innen, die sich von ihren Schüler*innen Aufnahmen schicken ließen, war ein Trompetenlehrer, der in den ersten drei Wochen der Quarantäne über 1100 Aufnahmen seiner 37 Schüler*innen erhielt, hinzu kamen noch ca. 40 Stunden Unterricht per Facetime. Die Schüler*innen berichteten motiviert und voller Spielfreude von ihren Fortschritten und Ergebnissen.
Was sind Eure Erfahrungen mit dem Unterricht während des Corona Lockdowns? Habt Ihr Tipps für Eure Kolleg*innen? Schickt uns eine Mail, wir machen daraus bei Bedarf einen Report.
Demotape Clinic Gewinnerin 2020: Giulia Dabalà
Zusammen mit der Fondation Suisa kürt m4music, das Popmusikfestival des Migros-Kulturprozent, seit 1999 mit der Demotape Clinic die besten Songs der Schweizer Newcomer*innen. Die mit 5000 Franken dotierte Auszeichnung für das „Demo of the Year“ 2020 geht an den Song „War Drums“ von Giulia Dabalà (Foto links). „Dabalà zeigt mit einem spannenden Arrangement, vertrackten perkussiven Elementen und ihrer charaktervollen Stimme großes Potential und Können“, meint Jennifer Jans, Musikerin, Festivalorganisatorin und Jurymitglied bei der Demotape Clinic. Giulia Dabalà hat an der Hochschule für Musik FHNW in Basel ihren Bachelor erworben und absolviert im Jazzcampus nun ihr Masterstudium Producing/Performance.
Auch bei den „FONDATION-SUISA-Awards“ konnte sie – in der Kategorie Pop – punkten. Diese werden an die herausragendsten Songs in vier Kategorien vergeben, 844 Künstler*innen hatten ihre Songs eingereicht. Über diese Auszeichnung und ein Preisgeld von je 3000 Franken freuen dürfen sich außerdem die Musikerin Casanora (Electronic) für „Learn how to fly this dragon“ sowie Chien Bleu und Yet No Yokai.
Abo-Sonderaktion der Zeitschrift Jazzthing
Auch das Musikmagazin bekommt die Auswirkungen von Corona zu spüren – in Form von geringeren Verkäufen wegen teilweise geschlossener Kioske und wegbrechenden Anzeigenbuchungen aufgrund abgesagter Festivals und Konzerte. „Stay home and enjoy Jazz thing!“ erklärt die Zeitschrift Jazzthing deshalb und offeriert dazu eine Abo-Sonderaktion: Bis 31. Mai bieten die Macher*innen das Jahres-Abo zum einmaligen Sonderpreis von 25.-€ (30.-€ außerhalb Deutschlands) für fünf Ausgaben an. Nach Ablauf des Jahres kostet das Abo dann den regulären Preis von 36.-€ (40,50 € im Ausland).
International Jazz Day & Jazz Day Germany 30.04.2020
Anstatt den International Jazz Day wie geplant am 30.04.2020 mit Livekonzerten wie der All-Star-Gala in Kapstadt, Südafrika zu begehen, geht der Ehrentag aufgrund der Coronakrise viral. Beiträge von Cécile McLorin Salvant, Dianne Reeves, Dee Dee Bridgewater, Sibongile Khumalo, Lizz Wright, Youn Sun Nah, Jane Monheit u.v.a. werden in einem kostenlosen Live-Stream gezeigt, der am 30. April ab 21 Uhr verfügbar sein wird. Außerdem gibt es eine Reihe von Masterclasses, Kinderworkshops und Diskussionen.
Statt Livekonzerte an öffentlichen Orten empfehlen die Organisator*innen, alle örtlichen und nationalen Richtlinien zum Schutz der öffentlichen Gesundheit zu befolgen und die Konzerte auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen. Stattdessen soll der Tag zu Hause gefeiert werden, dazu wurden Ressourcen, Informationen und Ideen auf der Jazzday-Website veröffentlicht. Smartphone-Videos, Audio-Aufnahmen und andere virtuelle Ausdrucksformen sollen Solidarität mit allen zeigen, die von dieser schwierigen Situation besonders betroffen sind. Der UNESCO-Sonderbotschafter Herbie Hancock, der den Ehrentag mit der UNESCO initiiert hat, bezeichnet den Jazz als die wirksamste musikalische Kunstform für Diplomatie und Völkerverständigung. Hancock, der am 12. April 80 Jahre alt wurde, sieht gerade „inmitten all dieser Isolation und Unsicherheit“ den International Jazz Day als große Chance für die Menschheit, sich wieder zu verbinden: „Bewaffnet mit Optimismus, Geduld und Anmut werden wir diese Herausforderungen als Familien, Gemeinschaften, Länder und als eine stärkere geeinte Welt meistern.“
Auch in Deutschland tut sich was. Jacek Brun, Rainer Ortag und Martina Weinmar haben den Jazz Day Germany ins Leben gerufen, um gemeinsam mit Musiker*innen aus Deutschland, dem deutschsprachigen Raum, vielen anderen aus Europa und der ganzen Welt zu zeigen, wie vielfältig, kreativ, inspirierend und hinreißend Jazzmusik sein kann.
#artistathome: ELDA mit neuer Single & Video „Ringtone Remedy“
Elda ist eine Indie-Pop-Band, die seit einigen Jahren nicht nur in Frankfurt von sich reden macht. Dahinter stehen die Musikerinnen Alessa Stupka (Vocals/Bass) und Leila Antary (Vocals/Gitarre), die seit ihrer Jugend gemeinsam Texte schreiben und mit der Schlagzeugerin Annelie Schwarz seit 2018 ein kraftvolles Trio bilden. Ihr “Progressive Dream Pop” war schon auf den EPs “Trees&Birds”(2017) und “Hideout“(2019) zu hören, doch jetzt sind sie mit ihrer neusten Single nebst originellem Video am Start, die passgenau unsere von der Corona-Krise surreal verfremdete Alltagsrealität abbilden. “Ringtone Remedy”, produziert von der Berliner Musik-Koriphäe Tobias Siebert, erzählt vom sehnsüchtigen Warten auf einen Anruf und die damit verbundenen Gefühle – Ungeduld, Aufregung, bis hin zu Verzweiflung und Einsamkeit. Das Video spiegelt humorvoll den Wahnsinn wider, der nach Einsamkeit, Isolation und einem Mangel an zwischenmenschlicher Kommunikation einsetzt.
Die gebürtigen Mannheimerinnen standen schon auf (Festival-)Bühnen in ganz Deutschland und haben internationale Acts wie die Mighty Oaks, The Bland, Intergalactic Lovers, Rayland Baxter oder Jim Kroft supportet. Saved euch schon mal dieses Date: so Merkel, Drosten & Co es erlauben, werden wir sie auf unserem Jubiläumsfest am 28.11.2020 in der Frankfurter Brotfabrik erleben! Don’t miss! (Foto: Isabelle Erdelmeier)
Cologne Culture Stream: „New Talent-Talk: On Stage – Wo sind die Frauen*?“ & mehr
„New Talent-Talk: On Stage – Wo sind die Frauen*?“ hieß ein Event, das am 25.04. als Livestream im Rahmen des Cologne Culture Stream, einem Solidaritätspakt für den Erhalt der Kölner Kulturlandschaft, veranstaltet wurde. Dabei wurden tolle Initiativen und Netzwerke, die Frauen* eine Bühne geben, vorgestellt. Der Veranstalter*innen des ebenfalls Corona-bedingt lahmgelegten c/o pop Festivals mit Convention hatte als Speakerinnen Linn Meissner (musicNRWwomen*, popNRW), Savannah Rose Eisert (Cumming Collective, Köln), Gabriele Jüttner (Frauenmusik Club Köln e.V.), Gin Bali (YAYA Netzwerk, Wuppertal) und Juliane Blum/Anna Liza Camaño (Fem Pop Konzerte, Düsseldorf) eingeladen, moderiert wurde der Talk von Sonja Katharina Mross (Singer/Songwriterin). Den Talk könnt ihr euch hier anschauen.
Natürlich gibt es noch viele andere interessante Live-Streams auf Cologne Culture Stream – u.a. wurden dort Konzerte von Iuma, Lilly Among Clouds, Anger, Mia Morgan, Eva Buchmann, Naheli, Frau Winzig, Melissa Muther, AMSLCALL ausgestrahlt. Und wie immer könnt ihr hier einen kleinen Obulus lassen, um die beteiligten Musiker*innen & die vielen unentbehrlichen Leute hinter den Kulissen zu unterstützen.
Deutscher Musikrat setzt sich in einem Offenen Brief für Soloselbständige ein
In einem offenen Brief hat sich der Deutsche Musikrat am 20.04.2020 an den Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, gewandt und auf dringende Nachsteuerungsbedarfe in Bezug auf die aktuellen Hilfsmaßnahmen für Soloselbständige hingewiesen. In dem Brief von Prof. Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrates, und Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates, heißt es: „Wer als Soloselbstständiger seine Lebensgrundlage auf seiner persönlichen Arbeits- und Leistungsfähigkeit aufgebaut hat, steht jetzt oftmals schlicht vor der Existenzfrage. Denn diejenigen, die nicht kapitalintensiv arbeiten und daher wenig Betriebskosten vorweisen können, erhalten aufgrund der aktuellen Vergaberegelung derzeit keine Soforthilfen vom Bund. Kredite und Stundungen helfen Soloselbständigen auch nicht weiter, da diese in der Regel ihre Leistungen nicht nachholen und damit ihre Einnahmeausfälle nicht kompensieren können. Der übergangslose Weg andererseits vom steuerzahlenden Kleinstunternehmer zum ALG II-Empfänger ist für die systemrelevante Arbeit der Kulturschaffenden kritikwürdig. So führen die aktuellen Regelungen zu doppelter Bürokratie und Systemverdruss.
Um die Existenzbedrohung Kulturschaffender und die langfristige Zerstörung der bildungskulturellen Infrastruktur in unserem Land zu vermeiden, bitten wir Sie gleichermaßen herzlich wie nachdrücklich, den einstimmig verabschiedeten Vorschlag der Wirtschaftsministerkonferenz der Länder vom 07. April 2020, Soloselbständigen der Kulturbranche eine Pauschale von „bis zu 1.000 Euro je Monat (für max. drei Monate)“ zu zahlen, zu übernehmen.“
Die Wirtschaftsministerkonferenz der Länder hatte in einem Schreiben vom 08. April 2020 die aktuelle, ungerechte Verteilung der Hilfsgelder in Bezug auf die Soloselbständigen thematisiert. In dem Brief wird eine zeitlich befristete Pauschalzahlung vorgeschlagen, durch die Corona-bedingte Umsatzeinbrüche von freiberuflichen Kreativen ein Stück weit ausgeglichen werden.
#artistathome: Shirley Holmes‘ „Krone der Erschöpfung“ (VÖ: 24.04.20)
Das lange Warten hat ein Ende: die Berliner Band Shirley Holmes präsentiert endlich ihre neue Platte „Die Krone der Erschöpfung“! Das Album ist am 24.04.20 auf Rookie Records erschienen und kann hier bestellt werden. Vielleicht wollt ihr euch auch noch passend dazu T-Shirt, limitierte Vinyl, Feuerzeug, Buttons oder Stofftasche bestellen? Die Shirleys haben gleich mehrere Päckchen für Euch gepackt.
Und als kleinen Vorgeschmack kommt hier ihre dritte Single aus dem neuen Album mit tatkräftiger Unterstützung von Bernadette La Hengst, Doctorella, SOOKEE, u.v.a.