Die „barfüßige Diva“ Cesária Évora ist gestorben
Nach ihrem Schlaganfall 2008 arbeitete sie bereits wieder an einem neuen Album mit Morna-Balladen, doch sie sollte die Veröffentlichung nicht mehr erleben: die bekannteste Sängerin der kapverdischen Inseln Cesária Évora ist am Sonnabend im Alter von 70 Jahren gestorben. Mit ihren kreolischen Liedern über Sklaverei, Gewalt, Armut, verlorener Liebe und Entwurzelung kam sie erst 47jährig zu Ruhm, als sie in Lissabon der portugiesische Produzent José da Silva entdeckte und ihr prompt zu einem Plattenvertrag verhalf. Das war der Beginn einer erstaunlichen internationalen Karriere, während der sie unzählige Alben veröffentlichte und auf den größten Bühnen der Welt auftrat. Vor allem in ihrer Heimat war sie jedoch mehr als ein Weltstar, sie war ein Vorbild und verkörperte Hoffnung für die kleinen Leute des bettelarmen Landes; aus Solidarität mit ihnen trat sie stets ohne Strümpfe und Schuhe auf und wurde deshalb die „barfüßige Diva“ genannt. „Sie war für ihre Landsleute so etwas wie ein Schutzengel“, sagt Kap Verdes Kulturminister Mário Lúcio Sousa. Zwar sang sie immer wieder vom Schicksal (Fatalidade), doch ging es ihr nie um Fatalismus. In einem ihrer Songs auf dem 2009 erschienenen Album „Nha Sentimento“ singt sie vielmehr: „Arbeite, kämpfe, singe!“ Ihre Musik ist süß-melancholisch, voller Sehnsucht, dem Blues ähnlich. Geigen, Gitarren, Akkordeons oder Klarinetten begleiten ihre einzigartige Stimme, die sanft und rau zugleich war. Zweimal hintereinander bekam sie den Preis der Deutschen Schallplattenkritik (1989/1999), 2004 einen Grammy und 2007 den französischen Orden der Ehrenlegion. Das neuste Album sollte im Frühjahr 2012 erscheinen, jetzt wird es ihr Vermächtnis.