Buchtipp: „SING! INGE, SING! Der zerbrochene Traum der Inge Brandenburg“

Der Jazz in Deutschland hatte eine Stimme: Inge Brandenburg. Geboren in Leipzig und aufgewachsen in schwierigen Verhältnissen in Nazi-Deutschland, war Inge Brandenburg es frühzeitig gewohnt, auf eigenen Beinen zu stehen. In der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders wurde sie als beste europäische Jazzsängerin gefeiert, vom »Time Magazin« mit Billie Holiday verglichen und von Musikern auf Händen getragen. Doch das deutsche Publikum ignorierte die Begabung der herausragenden Jazzerin und die deutsche Plattenindustrie versuchte, sie (erfolglos) auf Schlager zu reduzieren. Über sie ist jetzt, pünktlich zur Buchmesse, eine bewegende Biografie erschienen. Marc Boettcher schildert in „SING! INGE, SING! Der zerbrochene Traum der Inge Brandenburg“ ein Frauenschicksal der 1950-er und 60er-Jahre, einer Zeit, in der es in Deutschland keinen Platz gab für selbstbewusste Frauen mit internationalen Träumen, mit dramatischem Interpretationsstil und einer emanzipierten Erotik. Die Geschichte dieser Karriere, die auch im Zeitalter der Castingsshows und Youtube-Präsenz nichts an ihrer Aussagekraft eingebüßt hat, wurde erst durch einen sensationellen Fund auf einem Trödelmarkt und dem daraus entstandenen, preisgekrönten Kinoporträt »SING! INGE, SING!« wieder lebendig. Diese Biografie ermöglicht es einer breiten Leserschaft nun endlich, diese große vergessene deutsche Künstlerin wiederzuentdecken.

Parthas Verlag Berlin, 272 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-86964-113-3. Mit einem Vorwort der Jazzlegende Emil Mangelsdorff und Aussagen von Fritz Rau, Joy Fleming, Udo Jürgens, Peter Herbolzheimer, Wolfgang Dauner, Joana, Klaus Doldinger etc.

30.10.2016