#artistathome: Christina Lux schreibt Brief zur Systemrelevanz
Die Musik-Welt steht Kopf und keine*r weiß, wie lange noch. Die Singer-/Songwriterin Christina Lux tut deshalb dieser Tage vor allem eins: sie engagiert sich politisch. Ihr Brief zur Systemrelevanz von Musiker*innen, den sie vor einigen Wochen auf Facebook veröffentlicht und an Politiker*innen verschickt hatte, wurde jetzt auch im culturmag abgedruckt. Wer sich bisher nicht recht vorstellen konnte, was der Lockdown für Musiker*innen und Kulturschaffende bedeutet, sollte ihren Brief unbedingt lesen. Darin redet sie Tacheles und informiert zum einen darüber, wie mies Musiker*innen am Musik-Stream ihrer Werke verdienen (im Schnitt 0,003 €) und dass die Livekonzerte nicht nur über Tickets Einnahmen generieren. Sie verkauft auch viele CDs bei ihren Konzerten, die jetzt nicht mehr stattfinden können und GEMA-Einnahmen fielen dadurch auch weg. Sie erinnert daran, dass an der Musik unendlich viele weitere Berufsgruppen (grade nicht mehr) verdienen: Veranstalter*innen, Ton,-und Lichttechniker*innen, Cateringservices, Booker*innen, PR Leute, Grafiker*innen, Fotograf*innen, Studios, Presswerke, Labels, Roadmanager*innen, Verlage und selbstredend auch Musiker*innen, die man sich für ein Projekt buche. Auf Tantiemen durch Radio-Airplays könnten Musiker*innen in diesen Tagen auch nicht hoffen, weil die meisten Radiosender ohnehin nur sehr etablierte oder Mainstream-Künstler*innen spielten. Die Soli-Aktion Airplay for Artists, die von Tokunbo und ihr gestartet wurde und die für mehr Solidarität durch verstärkte Radiopräsenz in Coronazeiten warb, ergab kaum Resonanz von Seiten der Radiosender, obwohl diese – vor allem öffentlich rechtliche! – den Auftrag haben, die Kultur des Landes abzubilden. Jetzt seien Musiker*innen und andere Soloselbstständige größtenteils sich selbst überlassen: sie hat sich ausgerechnet, dass sie nur 150.-€ Grundsicherung monatlich bekäme, momentan ist sie auf CD-Käufen und Spenden treuer Fans angewiesen, die sie über eine eigens aufgesetzte Künstlerartenschutz-Seite sammelt. „Aber von Spenden zu leben kann der Weg langfristig nicht sein. Ich habe einen Beruf“, schreibt sie zu Recht. Es reiche eben nicht, sich als Politiker*in hinzustellen und von der Wichtigkeit der Kultur zu reden und sie zugleich als nicht systemrelevant zu betrachten oder sie zu kleinen Bittstellern zu degradieren. Daher plädiert auch sie wie so viele dieser Tage (und bisher weitgehend ignoriert) für eine Nachjustierung der Soforthilfe, damit Künstler*innen wie in Bayern oder Baden-Württemberg ein Einkommen haben, mit dem sie einigermaßen über den Lockdown kommen. Den vollständigen Brief könnt ihr hier nachlesen und hier teilen. (Foto: meyeroriginals)