Abbey Lincoln in DownBeat Hall Of Fame aufgenommen

Der Jazz ist nach wie vor eine Männerdomäne. Zu dem Schluss muss man kommen, wenn man sich ansieht, wieviele Frauen es bis heute geschafft haben, in die Hall of Fame des bedeutendsten amerikanischen Jazzmagazins DownBeat zu gelangen: 108 männlichen Künstlern stehen dort nur sieben weibliche gegenüber. Die erste Frau, die in der DownBeat Hall Of Fame Anerkennung fand, war 1961 Billie Holiday. Ihr folgten Bessie Smith (1967), Ella Fitzgerald (1979), Sarah Vaughan (1985), Mary Lou Williams (1990 – als bislang einzige Instrumentalistin!) und Betty Carter (1999).

Im neuen Millennium schrieb man zwar viel und gerne über die Emanzipation im Jazz und die wieder erstarkte Präsenz der Frauen in der Szene. Doch über ein Jahrzehnt lang schaffte es keiner Künstlerin mehr, in die DownBeat Hall of Fame aufgenommen zu werden. Jetzt ist es einer – wenn auch leider wieder mal nur posthum – gelungen: Als siebte Frau wird die im August 2010 gestorbene Sängerin, Poetin, Songschreiberin und Schauspielerin Abbey Lincoln in den DownBeat-Olymp aufsteigen. Dass sie es verdient hat, steht außer Frage. Schöner wäre es allerdings gewesen, wenn man die Künstlerin, deren Gesundheitszustand sich nach einer Herzoperation im Jahr 2007 zusehends verschlechterte, noch zu Lebzeiten geehrt hätte. So bleibt der schale Nebengeschmack, als sei nur ein tote Jazzkünstlerin eine ehrwürdige Jazzkünstlerin. Denn auch schon Mary Lou Williams und Betty Carter gelangten erst nach ihrem Tod in die DownBeat Hall Of Fame.

Quelle: www.jazzecho.de

17.07.2011