Oum
“Zarabi“
Ein Album, das nicht im Studio, sondern in der marokkanischen Wüste aufgenommen wurde? Das allein macht neugierig. Die marokkanische Sängerin Oum hat vor knapp einem Jahr ihr Debüt „Soul Of Morocco“ veröffentlicht, das traditionelle, nordafrikanische Klänge mit Bossa Nova und Pop vermischte. Bei ihrem Zweitling „Zarabi“ kehrt sie jetzt mehr zu ihren arabischen Wurzeln zurück und setzt auf eine reduzierte Quartettbesetzung: nur Bass, Oud, Percussion und – Trompete. Ein zentrales Thema ihrer Songs sind die Frauen in der arabischen Kultur. So dreht sich bei “Ah Wah”, dem ein traditioneller marokkanischer Text zugrunde liegt, alles um die bedingungslose Liebe jenseits aller Konventionen. Ein weiteres Songthema ist die Erinnerung. Oum ließ sich dabei von Teppichweberinnen inspirieren, die die abgetragene Kleidung von Familien oder Freunden verwenden, um daraus neue Teppiche herzustellen und so die darin enthaltenen Erinnerungen zu bewahren. Auf Zarabi begegnen sich Tradition und Moderne ebenfalls: die Klänge der Oud und arabischer Percussion verbinden sich mit Kontrabass und Trompete zu etwas Neuem, in dem Elemente des Jazz und der spanischen Musikkultur zu hören sind. Im Zentrum steht Oum’s wunderschöner, klarer und hoher Gesang. Die MusikerInnen geben sich gegenseitig viel Raum und dem Publikum die Möglichkeit, den Klangfarben in Ruhe zu lauschen. Wie Lebewesen in der Wüste, die in ihrer extremen Umgebung keine Bewegung zuviel machen, gehen die MusikerInnen mit großen Ohren und Feinsinn ans Werk: nichts wird verschwendet, nichts ist zuviel.
MELODIVA CD Tipp Februar 2016
CD, 2016, 10 Tracks, Label: Galileo MC
Mane Stelzer09.03.2016