Missincat
“Wow“
Sie möchten die Welt ein wenig verschönern? Manchmal ist das ganz einfach: Das neue Album von Missincat besorgen und beim Abspielen die Fenster öffnen, damit die Nachbarn auch was davon haben. Der Titel „Wow“ weckt allerdings falsche Erwartungen, denn die zweite Platte der Italo-Berlinerin Caterina Barbieri alias Missincat birgt keine Aufreger, die einem den Atem stocken lassen. Das Cover hingegen entspricht dem Inhalt wesentlich besser: „Nice“ wäre ein passenderer Albumtitel gewesen, oder „Hello“, oder „How are you?“. Ihrer Musik nach zu urteilen ist Missincat nämlich supernett, ohne zu aufdringlich zu sein. Sie öffnet freundlich ihre Tür, lädt zu Kaffee und Kuchen – und ehe man sich versieht, fühlt man sich mit ihr total wohl. Nach ihrem überraschend erfolgreichen Debüt „Back on my Feet“ (2009), dessen Titeltrack eine Nintendo-Werbekampagne untermalen durfte, bleibt Missincat mit „Wow“ ihrer Linie treu, ohne in Stillstand zu verfallen. Barbieri geht nach wie vor höchst unbekümmert an die Musik heran, mixt Singer-Songwriter-Folk mit Jazz, Walzertakten und Zirkusmusik, verwendet Banjo, Cello, singende Säge, Mellotron und Melodica, Posaune, Gitarre, Saxofon und Schlagzeug. Dabei klingen die Songs nie überladen, sondern immer leicht und aufgeräumt. Missincats Stimme klingt jung und mädchenhaft, aber nicht zu niedlich, ein paar Zigaretten dürfte sie schon geraucht haben. GastsängerInnen wie Miss Li aus Schweden (sehr hübsch das Duett „Distracted“) verbreiten familiär-freundschaftliche Stimmung. Die sanfttraurige, auf Italienisch gesungene Ballade „Capita“ erwärmt das Herz ebenso wie die sehnsuchtsvolle Single „I Wish You Could Allow“ oder das fröhliche „Try Me“ – „Wow“ bringt die ersten Krokusse zum Blühen und sollte auch die vermisste Katze wieder nach Hause locken.
CD, 2011, 12 Tracks, Label: Revolver d.S.
Christina Mohr08.03.2011