Rose Elinor Dougall

“Without Why“

Durchaus nostalgisch, aber kein bisschen oll fällt dagegen das Solo-Debütalbum von Ex-Pipette Rose Elinor Dougall aus: Mit „Without Why“ legt die Sängerin und Gitarristin eine zeitlos perfekte Platte vor, die so nur aus England, dem Mutterland des Pop, kommen kann. Dass Dougall eine tolle Stimme hat, bewies sie nach ihrem Ausstieg bei den Pipettes vor zwei Jahren zum Beispiel mit gemeinsamen Aufnahmen mit Mark Ronson, am besten aber klingt sie allein: Die elf von Lee Baker produzierten Stücke auf „Without Why“ gehören zum Schönsten, was man in diesem Herbst zu hören bekommen wird. „Carry On“, „To the Sea“ oder die Vorabsingle „Another Version of Pop Song“ schwingen sich sanft-melancholisch in Ohr, Herz und Hirn, Traurigsein und Heiterkeit gehen Hand in Hand. Dreampop, Chanson, klassischer britischer Pop: Rose Elinor Dougall schöpft aus einem reichen Erbe und erweist sich als würdige „Verwalterin“, wobei dieser Begriff nicht unpassender sein könnte. Denn als Sängerin kann sich Dougall ohne Weiteres an Stars der sechziger Jahre wie Sandy Denny und Sandy Shaw messen, als Songwriterin mit Legenden wie Joe Meek und Burt Bacharach. Auch Bands wie The Sundays, Stereolab, die frühen Cardigans und ja, sogar THE SMITHS kommen einem in den Sinn – nur dass Rose Elinor eine kräftige, warme Altstimme besitzt, die man einer 24-jährigen erstmal nicht zutraut. Reif und erfahren klingen ihre von Harfen, Geigen, Tambourin und Flöten untermalten Songs, die trotz unterschwelliger Dunkelheit vorwiegend schwebend-schwerelos und berückend sind. Vor dem inneren Auge erscheint rotgoldenes Laub, das als erster Herbstbote sanft von den Bäumen fällt, eine Themse-Brücke im Nebel, eine junge Frau mit hochgeschlagenem Mantelkragen und Stiefeln… Yeah, „Without Why“ braucht man in den kommenden Monaten. Ohne Wenn und Aber.

CD, 2010, 11 Tracks, Label: 99999

Christina Mohr

14.09.2010