Chloe Charles

Wer unlängst Chloe Charles bei einem ihrer Deutschlandkonzerte erlebte, wird bemerkt haben, wie selbstbewusst die kanadische Songwriterin, Sängerin und Gitarristin inzwischen auftritt. Klang ihr Debütalbum „Break The Balance“ von 2012 zurückhaltend und ein wenig unentschlossen, ganz so, als ob sie nicht zu begabt `rüberkommen wollte, hat Charles in den vergangenen drei Jahren offenbar die positive Kritik auf sich wirken lassen – und zu ihrem ganz eigenen Stil gefunden. Vor Kurzem verglich man die Stiefschwester Julian Lennons gern mit Sängerinnen verschiedenster Richtungen, von Etta James bis Feist reichten die Bezugspunkte. Chloes neues Album „With Blindfolds On“ zeigt eine Künstlerin, die aus Soul, Balladen und jazzigen Elementen ein ganz eigenes Klangspektrum schafft. Ruhige Töne überwiegen, die Stimme kommt der Hörerin ganz nah – Intimität und Vertrautheit entstehen, auch durch die Lyrics: Sehr persönlich sind die Texte von Songs wie „Black & White“, in dem Charles von der schwierigen Beziehung zu ihrem Vater erzählt; oder „Wool Sweater“, das einen alten Pullover als Sinnbild einer gescheiterten Liebe beschreibt. Viel näher als an den oben genannten Sängerinnen ist Charles zum Beispiel Andreya Triana und Lianne LaHavas, denen mit ihren jeweils zweiten Alben ebenfalls eine individuelle und zeitgemäße Aneignung von Soul gelingt, ohne zu stark an übergroßen Vorbildern zu haften. Chloe Charles jedenfalls tritt erhobenen Hauptes, mit großer Stimme und emotionalen Songs aus der zweiten Reihe ins Rampenlicht.